Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
3G-kontrollen erfordern mehr Personal
Für Wirte, Friseure und Kinobetreiber bedeuten die ab Freitag geltenden Corona-regeln mehr Klarheit, aber auch mehr Aufwand.
DÜSSELDORF Wer in NRW nicht unter die 3G-regel fällt, muss ab Freitag mit Einschränkungen leben. Ab 20. August tritt die neue CoronaSchutzverordnung des Landes in Kraft, laut der in vielen Innenräumen nur Geimpfte, Genesene und Getestete freien Zugang haben, wenn die Sieben-tage-inzidenz über 35 liegt. Darunter fallen etwa Restaurants, Friseure, Fitnessstudios, Kinos und Theater. Dort ist künftig – abgesehen von Außenbereichen – ein Nachweis vorzulegen, der vom Personal kontrolliert wird. Wenngleich die Branchen das Regelwerk begrüßen, herrscht hinsichtlich des Umgangs mit Gästen und Kunden leichte Verunsicherung.
„Wir freuen uns, dass wir nicht mehr auf einen Lockdown zusteuern“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und
Gaststättenverbands (Dehoga) NRW. „Gleichwohl bedeutet die neue Verordnung für die Gastronomen bürokratischen Aufwand.“Denn kontrolliert wird vom Personal neben dem Test- oder Impfnachweis auch der Ausweis, um die Identität des Gastes festzustellen. Zwar versuche man, das bestmöglich umzusetzen, so Hellwig. Der zusätzliche Aufwand könne aber nur minimiert werden, wenn die Kunden mitmachten. „Deshalb appellieren die Wirte an alle Gäste, die Dokumente bereitzuhalten.“
Aus den Reihen der Gastronomen gibt es Befürchtungen, dass es zu Diskussionen kommen könnte. In der Verordnung heißt es: „Personen, die den Nachweis und den Identitätsnachweis nicht vorzeigen, sind von der Nutzung der Angebote, Einrichtungen, Veranstaltungen und Tätigkeiten durch die verantwortlichen Personen auszuschließen.“Wer also nicht nachweisen kann, dass Test oder Impfzertifikat für seine Person gelten, darf nicht bewirtet werden. „Weil niemand auf solche Diskussionen Lust hat, müssen sich eben alle an die Regeln halten“, sagt Hellwig. „Wir schaffen es nur gemeinsam, aus der Pandemie herauszukommen.“
Positiv gestimmt seien auch die Mitgliedsbetriebe des Friseur- und Kosmetikverbands NRW, sagt dessen Geschäftsführer Andreas Di Stefano. „Die Verordnung ist nicht mehr so kompliziert“, erklärt Di Stefano. Hinsichtlich der Kontrollen seien die Friseure „extrem gut“vorbereitet. Zumal dies vor allem für Neukunden gelte. Bei Stammkunden entfalle die Ausweispflicht, da reiche es, das Zertifikat vorzulegen. Zudem hofft Di Stefano noch, dass die Verordnung nachgebessert wird. „Viele Friseure sind besorgt, weil nicht alle Kinder Schülerausweise besitzen“, sagt er. Mit Vorlage eines Schülerausweises sind Jugendliche vom Testnachweis ausgenommen, weil sie zweimal wöchentlich in der Schule getestet werden.
Etwas skeptischer blickten Kinobetreiber in die Zukunft, sagt Anke
Römer, stellvertretender Vorstand im Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF). Sie müssen für die Kontrollen, die noch vor Betreten des Foyers stattfinden, zusätzliches Personal einstellen. „Und das bei einem Besucherminus von rund 50 Prozent und Sälen, die nur zu 25 bis 30 Prozent ausgelastet werden dürfen“, sagt Römer. Obwohl die Branche gerade wieder leichten Aufwind spüre, sei das alles wirtschaftlich nicht mehr zu verkraften. Deshalb fordert der HDF, das Abstandsgebot in den Kinos aufzuheben. Römer appelliert zudem an die Besucher, die Dokumente bereitzuhalten und mehr Zeit für die Kontrollen einzuplanen.
Wirtschaftliche Folgen fürchten alle Branchen vor allem, wenn die Schnelltests kostenpflichtig werden. So sieht der Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen das Problem nicht vorrangig bei den Kontrollen. Bei vielen Kunden in den Fitnessstudios sei der Impfnachweis schon über die Anmeldung im System und damit auf der persönlichen Chipkarte hinterlegt und müsse nicht mehr bei jedem Besuch abgefragt werden. „Wir verzeichnen aber weniger Neuanmeldungen mit Blick auf die ab Oktober kostenpflichtigen Schnelltests“, sagt Sprecher Alexander Wulf. Auch bestehende Verträge würden deshalb gekündigt. Wulf: „Das ist eine extreme Hürde.“
Bei den Wirten richtet sich die Sorge auf Veranstaltungen mit Tanz, weil für diese ein PCR-TEST notwendig ist. Der teure Test würde Besucher abhalten, sagt Hellwig. „Am Ende hängt die wirtschaftliche Entwicklung unserer Branche am Impffortschritt“, sagt der Dehoga-sprecher. „Wir fordern die Politik daher auf, alles zu unternehmen, damit die Impfquote nach oben geht.“