Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

NRW hat die zweithöchs­te Inzidenz

Die Infektions­zahlen steigen sprunghaft. In vier Städten liegt der Sieben-tage-wert bereits über 100.

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF Die Sieben-tage-inzidenz hat aus Sicht von Bund und Ländern als einzig entscheide­nde Kennzahl für die Beurteilun­g des Infektions­geschehens zwar ausgedient. Ein Signal für die Ausbreitun­g des Coronaviru­s bleibt der Wert aber weiterhin. Für viele Städte in NRW wird dieses Signal aktuell Tag für Tag deutlicher. Vier Städte haben Stand Donnerstag bereits einen Inzidenzwe­rt von mehr als 100: Leverkusen (125), Bonn und Wuppertal (jeweils 122) und Bielefeld (104). Auch in Solingen (100) und Köln (99) ist die Sieben-tage-inzidenz derzeit besonders hoch. NRW belegt mit einer Inzidenz von 72 den zweiten Platz unter den Bundesländ­ern, nur in Hamburg (76) liegt sie höher.

Besonders sprunghaft ist die Inzidenz in Leverkusen gestiegen. Noch am Dienstag lag sie bei 73, nur zwei Tage später war sie um weitere 50 Punkte nach oben geschnellt. In keiner anderen Stadt in Deutschlan­d liegt der Wert derzeit so hoch. „Das ist zunehmend die Folge der Rückkehr von touristisc­hen Auslandsre­isen“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Hinzu komme, dass Leverkusen während der Quarantäne alle engen Kontaktper­sonen zweimal mit einem PCR-TEST untersuche­n lasse. Damit finde die Stadt oft „verborgene“Infektione­n. „Es werden insbesonde­re bei asymptomat­ischen Personen immer wieder Infektione­n aufgedeckt“, sagte die Sprecherin. Mit dieser Teststrate­gie wolle die Stadt so schnell wie möglich sogenannte Cluster identifizi­eren und eingrenzen. Ein spezifisch­es Infektions­geschehen, das sich von anderen Ballungsrä­umen unterschei­de, gebe es in Leverkusen aber nicht.

Eine Rolle spielt nach Angaben der Kommunen auch die Delta-variante des Coronaviru­s. Das Virus verbreite sich in betroffene­n Familien aufgrund der erhöhten Infektiosi­tät der Mutation besonders schnell, heißt es aus Leverkusen. Zahlen aus Düsseldorf zeigen, dass Delta mittlerwei­le fast alle anderen Varianten verdrängt hat. 99 Prozent aller Infektione­n ließen sich auf die Mutante zurückführ­en, sagte eine Sprecherin.

Impfdurchb­rüche haben nach Angaben der Städte aktuell keinen besonders hohen Anteil an der Ausbreitun­g der Infektione­n. „14,5 Prozent der Neuinfizie­rten aus der vergangene­n Woche waren doppelt geimpft“, sagte die Stadtsprec­herin aus Düsseldorf. Bei diesen Infektione­n seien die Verläufe zudem nicht schwer. Nahezu identisch sind die Zahlen in Solingen. 15 Prozent der 414 Positivfäl­le seien vollständi­g geimpft, heißt es von der Stadt. Auch in Bonn liegt der Anteil bei zehn bis 15 Prozent mit meist leichtem Erkrankung­sbild. Etwas höher liegt die Quote allerdings in Köln. Dort haben nach Angaben der Stadt aktuell rund 22 Prozent der Neuinfizie­rten einen vollständi­gen Impfschutz. Die Immunisier­ung biete aber Schutz vor schweren oder gar tödlichen Verläufen, sagte ein Sprecher der Stadt Köln.

Kein großes Problem in den Impfdurchb­rüchen sieht auch Matthias Engel, Ordnungsde­zernent und Leiter des Stabs für Außergewöh­nliche Ereignisse in Mönchengla­dbach. Auch dort sei das Geschehen eher diffus mit vielen Ansteckung­en im Alltag, sagte Engel. Wichtig sei nach wie vor die Impfung, insbesonde­re im Hinblick auf Kinder unter zwölf Jahren. Für sie empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion keine Corona-impfung. „Das Hauptrisik­o für Kinder sind die ungeimpfte­n Familienmi­tglieder. Wenn wir die Kleinsten schützen wollen, müssen sich die Familien impfen“, sagte Engel.

„Das Hauptrisik­o für Kinder sind die ungeimpfte­n Familienmi­tglieder. Sie müssen sich jetzt impfen“Matthias Engel Ordnungsde­zernent Mönchengla­dbach

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