Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
NRW hat die zweithöchste Inzidenz
Die Infektionszahlen steigen sprunghaft. In vier Städten liegt der Sieben-tage-wert bereits über 100.
DÜSSELDORF Die Sieben-tage-inzidenz hat aus Sicht von Bund und Ländern als einzig entscheidende Kennzahl für die Beurteilung des Infektionsgeschehens zwar ausgedient. Ein Signal für die Ausbreitung des Coronavirus bleibt der Wert aber weiterhin. Für viele Städte in NRW wird dieses Signal aktuell Tag für Tag deutlicher. Vier Städte haben Stand Donnerstag bereits einen Inzidenzwert von mehr als 100: Leverkusen (125), Bonn und Wuppertal (jeweils 122) und Bielefeld (104). Auch in Solingen (100) und Köln (99) ist die Sieben-tage-inzidenz derzeit besonders hoch. NRW belegt mit einer Inzidenz von 72 den zweiten Platz unter den Bundesländern, nur in Hamburg (76) liegt sie höher.
Besonders sprunghaft ist die Inzidenz in Leverkusen gestiegen. Noch am Dienstag lag sie bei 73, nur zwei Tage später war sie um weitere 50 Punkte nach oben geschnellt. In keiner anderen Stadt in Deutschland liegt der Wert derzeit so hoch. „Das ist zunehmend die Folge der Rückkehr von touristischen Auslandsreisen“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Hinzu komme, dass Leverkusen während der Quarantäne alle engen Kontaktpersonen zweimal mit einem PCR-TEST untersuchen lasse. Damit finde die Stadt oft „verborgene“Infektionen. „Es werden insbesondere bei asymptomatischen Personen immer wieder Infektionen aufgedeckt“, sagte die Sprecherin. Mit dieser Teststrategie wolle die Stadt so schnell wie möglich sogenannte Cluster identifizieren und eingrenzen. Ein spezifisches Infektionsgeschehen, das sich von anderen Ballungsräumen unterscheide, gebe es in Leverkusen aber nicht.
Eine Rolle spielt nach Angaben der Kommunen auch die Delta-variante des Coronavirus. Das Virus verbreite sich in betroffenen Familien aufgrund der erhöhten Infektiosität der Mutation besonders schnell, heißt es aus Leverkusen. Zahlen aus Düsseldorf zeigen, dass Delta mittlerweile fast alle anderen Varianten verdrängt hat. 99 Prozent aller Infektionen ließen sich auf die Mutante zurückführen, sagte eine Sprecherin.
Impfdurchbrüche haben nach Angaben der Städte aktuell keinen besonders hohen Anteil an der Ausbreitung der Infektionen. „14,5 Prozent der Neuinfizierten aus der vergangenen Woche waren doppelt geimpft“, sagte die Stadtsprecherin aus Düsseldorf. Bei diesen Infektionen seien die Verläufe zudem nicht schwer. Nahezu identisch sind die Zahlen in Solingen. 15 Prozent der 414 Positivfälle seien vollständig geimpft, heißt es von der Stadt. Auch in Bonn liegt der Anteil bei zehn bis 15 Prozent mit meist leichtem Erkrankungsbild. Etwas höher liegt die Quote allerdings in Köln. Dort haben nach Angaben der Stadt aktuell rund 22 Prozent der Neuinfizierten einen vollständigen Impfschutz. Die Immunisierung biete aber Schutz vor schweren oder gar tödlichen Verläufen, sagte ein Sprecher der Stadt Köln.
Kein großes Problem in den Impfdurchbrüchen sieht auch Matthias Engel, Ordnungsdezernent und Leiter des Stabs für Außergewöhnliche Ereignisse in Mönchengladbach. Auch dort sei das Geschehen eher diffus mit vielen Ansteckungen im Alltag, sagte Engel. Wichtig sei nach wie vor die Impfung, insbesondere im Hinblick auf Kinder unter zwölf Jahren. Für sie empfiehlt die Ständige Impfkommission keine Corona-impfung. „Das Hauptrisiko für Kinder sind die ungeimpften Familienmitglieder. Wenn wir die Kleinsten schützen wollen, müssen sich die Familien impfen“, sagte Engel.
„Das Hauptrisiko für Kinder sind die ungeimpften Familienmitglieder. Sie müssen sich jetzt impfen“Matthias Engel Ordnungsdezernent Mönchengladbach