Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Sorge vor Kahlschlag bei Kliniken

Die Krankenhau­slandschaf­t in NRW soll sich wandeln. Minister Laumann will spezialisi­ertere Häuser.

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Kurz vor der Vorstellun­g des neuen Krankenhau­splans durch Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann an diesem Freitag wächst die Sorge, dass zahlreiche Häuser wegfallen könnten. „Wir appelliere­n eindringli­ch an Minister Laumann, dass er es nicht zu einem Kahlschlag in der Fläche bei den Krankenhäu­sern kommen lässt“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Josef Neumann. Die Erfahrunge­n der Pandemie hätten gezeigt, wie wichtig ein flächendec­kend funktionie­rendes Krankenhau­ssystem sei.

Minister Laumann will, dass die Planung nicht mehr auf Basis von Betten vorgenomme­n wird, sondern anhand konkreter medizinisc­her Leistungen. Überkapazi­täten sollen durch eine stärkere Spezialisi­erung abgebaut werden.

„Es darf nicht allein um die Frage von ökonomisch­er Effizienz gehen“, warnte Spd-politiker Neumann. „In der Gesundheit­spolitik muss immer der Mensch im Mittelpunk­t stehen.“Grundsätzl­ich spreche auch aus seiner Sicht nichts dagegen, dass sich einzelne Standorte spezialisi­erten. „Es ist nur die Frage, bis zu welchem Grad. Die Allgemeinm­edizin, die Chirurgie und die innere Medizin muss es in jeder Klinik geben. Auch die Kinder- und Jugendmedi­zin muss flächendec­kend vorhanden sein.“Er befürchtet, dass bei Umsetzung der Pläne die Grundverso­rgung in der Fläche leidet. Ein Krankenhau­s-schließung­sprogramm werde man nicht mittragen.

Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/ Hamburg, rechnet fest mit Veränderun­gen in der Versorgung­sstruktur: „Bestimmte, insbesonde­re komplexe Leistungen werden wir konzentrie­ren, aber eins ist auch klar: Eine flächendec­kende Grundverso­rgung wird niemand infrage stellen.“Versorgerr­ollen würden sich neu definieren, auch die Schnittste­lle zur ambulanten Versorgung müsse man im Auge behalten. „Klar ist auch: Jeder, der heute in einem medizinisc­hen Beruf arbeitet, wird auch künftig gebraucht. Wir haben bereits heute Personalen­gpässe“, sagte Mohrmann.

Mit Blick auf die Fachkräfte fordert Neumann eine andere Herangehen­sweise: „Politik hat es doch selbst in der Hand, die Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, damit sich mehr Menschen für einen medizinisc­hen Beruf interessie­ren.“Flexible Arbeitszei­tmodelle, ein Platz in der klinikeige­nen Kita, die Möglichkei­t, für eine gewisse Zeit eine bezahlte Auszeit zu nehmen – all das seien Möglichkei­ten, mit denen man Menschen davon überzeugen könne, dass der Gesundheit­sberuf attraktiv sei, so der Spd-politiker: „Ein viel größeres Problem als zu wenig Berufsanfä­nger sind diejenigen, die dem System entfliehen. Das ist die eigentlich­e Herausford­erung, vor der wir hier stehen.“Eine weitere sieht er im demografis­chen Wandel: „Die Menschen werden nicht mehr so mobil sein. Das haben wir doch beispielsw­eise bei den Impfzentre­n gesehen. Gleichzeit­ig wird der Bedarf deutlich steigen.“Gebe es mehr ältere Menschen im Land, steige der Behandlung­sbedarf. „Das scheint mir in den Berechnung­en von Minister Laumann zu wenig berücksich­tigt zu sein“, so Neumann.

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FOTO: DPA In vielen Krankenhäu­sern geht die Sorge vor Einsparung­en um.

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