Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Intelligente Luftreiniger
Am Berufskolleg Wesel läuft ein Pilotprojekt, bei dem ein Weseler Hersteller von Co2-ampeln eine Kombination mit Uvc-luftreinigern testet. Die Geräte sollen automatisch aktiv werden, wenn die Raumluft belastet ist.
WESEL (jok) Dirk Unsenos, der Geschäftsführer des Weseler Unternehmens Isis IC, zog einen recht anschaulichen Vergleich, als er den Prototyp eines Luftreinigers am Berufskolleg vorstellte: „In Autos hat man heute ja auch Anschnallgurte und zusätzlich Airbags – dadurch wird die Sicherheit noch mal erhöht.“
So ähnlich funktioniere auch die Kombination aus Co2-ampeln und neu entwickelten Luftreinigern, die jetzt zum Schulstart an der größten Schule im Kreis Wesel erstmals zum Einsatz kamen. Zunächst galt in Schulen die Regel 20-5-20 – also 20 Minuten Unterricht, fünf Minuten lüften, dann wieder 20 Minuten Unterricht. Vor rund einem Jahr kamen dann die Co2-ampeln hinzu, die über eine Messung des Kohlenstoffdioxids an der Raumluft wie bei einer Straßenampel in drei Bereiche unterteilen und dies mit Farben signalisieren: Alles im grünen Bereich, gelb heißt „möglichst bald lüften“und rot dann logischerweise „sofort lüften“. 41 von 70 Räumen am Berufskolleg seien mittlerweile mit den Ampeln ausgestattet, berichtet Lehrer Jens Winkler. Luftfilter gebe es in 25 Klassenräumen, die angeschafften Modelle seien allerdings recht laut.
In dem Pilotprojekt wird nun die Co2-ampel im Klassenraum mit dem Luftreiniger technisch verbunden – und sobald der CO2-GEhalt einen bestimmten Grenzwert erreicht, beginnt der Reiniger zu arbeiten. 99 Prozent der Viren würden durch das Gerät abgetötet. Das behauptet zumindest Usenos.
Dann folgt die Vorführung: Tatsächlich springt der Uvc-reiniger bei einem Co2-wert von 550 ppm an und ein moderates Summen ist zu hören. „Das stört mich nicht“, sagt der 20-jährige Schüler Nils Hess, dessen Sitzplatz sich direkt neben dem Gerät befindet. Seine Klassenkameradin Imke Engenhorst sagt: „Ich fühle mich sicherer.“
Das könne sie auch, selbst wenn nicht oder weniger gelüftet wird, versichert „Erfinder“Dirk Unsenos, der sagt: „Die Luft bleicht zwar genauso schlecht, ist aber ungefährlicher.“Das Gerät arbeitet nicht mit einem Partikelfilter so wie die meisten anderen Geräte auf dem Markt, sondern mit UVC, also ultra-violettem Licht, das Viren unschädlich macht.
Wie wichtig Co2-messungen als Indikator für die Virenlast seien, erläutert Unsenos so: „Je nach Raum, je nach Intensität des Unterrichts, je nach Anzahl der Schüler gibt es einen völlig unterschiedlichen Verlauf – teilweise ist die Schwelle der Luftbelastung schon viel eher erreicht als nach 20 Minuten, teilweise auch später.“Kein Klassenraum in Deutschland sei bei Zuschnitt, Lüftungsmöglichkeiten und der Belegung mit anderen vergleichbar.
Bei Außentemperaturen wie aktuell um die 20 Grad sei das Lüften kein Problem, doch im Herbst und Winter, bei Regen und Schnee, könne man nicht einfach alle Fenster fünf Minuten lang öffnen, sagt Usenos. Deshalb testet seine Firma jetzt die Kombination mit dem Luftreiniger, der über die CO2-AMpel gesteuert wird.
Der Weseler Unternehmer, der bisher rund 20.000 Co2-ampeln in ungefähr zehn verschiedene Länder geliefert hat (darunter Kanada, Uganda und Argentinien), denkt auch bei der Kombination mit dem Uvc-luftreiniger groß: „Wir haben uns rechtzeitig an die Gremien gewandt, die die Bundesregierung beraten – das RKI, das Fraunhofer-institut sowie den Verein Deutscher Ingenieure“, um das Produkt bekannt zu machen. Usenos glaubt, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen Filter- und Reinigungstechnik gibt: „Wenn man die Filter einsetzt, muss man überlegen, was passiert mit dem vollen Filter – der ist eine biologische Bombe.“