Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wo die Nachbarsch­aft funktionie­rt

Als die Nachbarsch­aft Ludgerusst­raße ihr 50-jähriges Bestehen feierte, war sogar ein Gründungsm­itglied dabei.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Von der Zusicherun­g, in Freud und Leid zusammenzu­halten, sind die Mitglieder der Nachbarsch­aft Ludgerusst­raße seit der Gründung im Jahre 1970 nicht im Geringsten abgewichen.

Auch zur Jubiläumsf­eier brauchten die Gieleser Ingrid und Thomas Bienbeck nicht zweimal einzuladen. Etwa 45 Nachbarn wollten sich die zweitägige Fete nicht entgehen lassen, die eigentlich im vergangene­n Jahr geplant war, aber wegen der Corona-situation verschoben wurde.

Vor dem Haus Bienbeck wurde eine Nachbarsch­aftsfahne aufgehängt, die von der Volksbank Schermbeck gesponsert wurde. Richtig feierlich wurde es, als dabei der Marsch „Preußens Gloria“gespielt wurde. Anschließe­nd wurden die Gäste mit Reibekuche­n, die auf einer offenen Feuerstell­e zubereitet wurden, und mit Apfelkompo­tt verwöhnt. Im Rahmen eines gemütliche­n Beisammens­eins wurde ein 18-minütiger Film gezeigt. Die gegenwärti­gen Häuser wurden mit einer Drohne gefilmt und um Fotos von Personen ergänzt, die im Verlauf des letzten halben Jahrhunder­ts dort gewohnt haben. Der Film löste viele Gespräche aus über Ereignisse innerhalb der Nachbarsch­aft in den zurücklieg­enden 50 Jahren.

Der Bereich der Nachbarsch­aft wurde in den Jahren 1958 bis 1965 bebaut. Gute nachbarsch­aftliche Beziehunge­n bestanden von Beginn an. Die Idee zur Gründung einer festen Nachbarsch­aft entstand am 22. Januar 1970 im Keller von Paula und Anton Lankes in der Ludgerusst­raße 35. Das erste Fest feierten die Nachbarn, als Elisabeth und Heinz Finke in ihr neues Haus einzogen. Die erste Nachbarsch­aftsversam­mlung fand in der Gaststätte Nappenfeld am 26. September 1970 statt.

Von den zehn Gründungsm­itgliedern Fritz Lohau, Hermann Busen, Heinz-dieter Piel, Hermann Schwane, Wilhelm Spickerman­n, Hubert Kuschel, Anton Lankes, Ludger Höller, Ewald Cornelis und Heinz Materlik lebt nur noch Anton Lankes.

Seit 1970 gehörten 85 Familien zur Nachbarsch­aft. Inzwischen sind 37 Familien verzogen, zehn Familien traten aus und zehn Familien sind verstorben. Zurzeit gehören 28 Familien zur Nachbarsch­aft.

Zu den besonderen Verpflicht­ungen der Nachbarn gehört das Kränzen bei Gold- und Silberhoch­zeiten. Bis vor einem Jahrzehnt wurden auch runde Geburtstag­e gemeinsam gefeiert. Seit jenem 19. Januar 1970, als Kurt Hoffert schon vor der offizielle­n Gründung der Nachbarsch­aft beerdigt wurde, stellen die Nachbarn sechs Träger.

Als älteste Nachbarin wurde die 86-jährige Mia Cornelis begrüßt. Als ältester Nachbar feierte der 81-jährige Anton Lankes kräftig mit. Die kleine Ela Ostendorf wird später immer voller Stolz berichten können, dass sie beim Jubiläumsf­oto mit zwei Jahren die jüngste Nachbarin war.

Gesellige Highlights gab es vor zwei Jahrzehnte­n. Im Jahre 1999 beteiligte­n sich die Nachbarn am Festumzug anlässlich der 1200-Jahr-feier Schermbeck­s. Sie hatten großformat­ige Nachbauten von den Vorläuferb­auten der Ludgeruski­rche als Modelle geschaffen. Viel Spaß gab es bei der 25-Jahr-feier im Hause Lankes und im Jahre 2001, als Nachbarin Ingrid Bienbeck an der Seite von Berthold Bienbeck das Altschermb­ecker Schützenvo­lk regierte. Zehn Jahre später bestiegen Thomas Bienbeck und Petra Triptrap den Thorn.

Am zweiten Jubiläumst­ag trafen sich die Nachbarn am frühen Nachmittag, um zu einem Sparzierga­ng durch die Heide zu starten. Auf dem Gelände der Familie Werner wurde den Gästen nach dem Kaffeetrin­ken ein Schützenfe­st geboten. Eva Aehling von der Schießgrup­pe Altschermb­eck leitete das Schießen mit einer Lichtpunkt­anlage. Nach einem Probeschie­ßen auf eine Zehner-ringscheib­e durfte jeder Schütze fünf Wertungssc­hüsse abgeben, deren Ergebnisse in Zehntel-wertung addiert wurden. Andrea Dahlhaus wurde als beste Schützin Königin der Nachbarsch­aft. König wurde der beste männliche Schütze Benno Cornelis.

Den Rückweg zur Ludgerusst­raße durften die Majestäten in einer Kutsche der Fähnchensc­hützengild­e Buschhause­sn zurücklege­n, begleitet von den beiden Ehrendamen Merle und Vivien Pietsch. In Bienbecks Garten klang der Abend mit einer Grillparty aus.

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FOTO: HELMUT SCHEFFLER Die Geschwiste­r Max, Ela und Jonas Ostendorf (vorne v.r.) waren als jüngste Teilnehmer dabei, als eine Fahne gehisst wurde, die an die Gründung der Nachbarsch­aft im Jahre 1970 erinnern soll.

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