Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Cooler Schulanfang mit Drachentüte
Leonard aus Voerde ist einer von 166.000 Erstklässlern in NRW. Er besucht die Regenbogenschule in Möllen.
VOERDE Leonard hüpft vor seinen Eltern und Großeltern die Straße entlang. Sein schwarz-gelber Schultornister wippt dabei auf seinem Rücken auf und ab. Er hat sich extra schick gemacht: Blaue Hose, blaue Jacke, blaue Schuhe. „Blau ist meine Lieblingsfarbe“, sagt er – und auch die Farbe seines favorisierten Fußballvereins, dem FC Schalke 04.
Ob er aufgeregt ist? „Und wie“, lautet die klare Antwort. Kein Wunder: Heute ist Leonards erster Schultag. Vier Jahre lang wird der Sechsjährige nun die Regenbogengrundschule in Möllen besuchen. „Er geht in die gleiche Grundschule und hat Unterricht im gleichen Klassenraum wie ich damals“, erzählt Mama Tanja Vennemann stolz.
„Wir sollen schreiben oder malen, was in unserer Schultüte drin ist“Leonard über seine erste Hausaufgabe in der Regenbogenschule
Leonard ist eines von insgesamt 166.000 Kindern, die in Nordrhein Westfalen in diesem Sommer in die Schule kommen. Ein Schuleintritt mit besonderen Herausforderungen – nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer. „Die Maske müssen die Kinder im Gebäude immer aufhaben“, erklärt Leonards Mutter auf dem Weg zur Schule. Dem Jungen mache dies nichts aus: „Er ist ja leider damit groß geworden.“
Natürlich machten sich die Eltern Sorgen um eine mögliche vierte Infektionswelle im Herbst und das damit verbundene Homeschooling. Familie Vennemann ist aber vorbereitet. Oma Renate und Opa Jürgen wohnen nebenan, könnten den Jungen betreuen. Zudem hat sich die Muter noch einmal ein Jahr Elternzeit genommen. „Für den Fall der Fälle kann ich also auch das Homeschooling mit ihm übernehmen. Ganz einfach.“
Alles andere als leicht scheint der Mutter jedoch der erste Schultag zu fallen. „Meine Frau hat sich mehr Gedanken über diesen Tag gemacht als Leonard“, sagt ihr Ehemann und Leonards Papa Maik und lacht. Die Mutter atmet tief ein: „Es ist super emotional gewesen, das Kapitel Kindergarten hinter sich zu lassen und ihn jetzt in den neuen Lebensabschnitt zu begleiten.“Papa Maik ergänzt: „Wir sind aber auch total stolz und freuen uns sehr auf die kommende Zeit.“
So wie Leonard. Fest im Griff hat er an diesem Morgen immer die
Schultüte, mit einem schwarzen Drachen mit großen Augen darauf. Das sei eine Figur aus seinen Lieblingsfilmen, erklärt er. Neugierig schielt der Sechsjährige durch den Tüll, der die Tüte oben abbindet. Am liebsten würde er die ganzen Leckereien schon jetzt probieren. „Das wird aber später gemacht, wenn die Paten dabei sind und wir gemeinsam grillen“, erklärt Mama Tanja. Sehr zum Leidwesen ihres Sohnes, der die Tüte an diesem Morgen gar nicht aus der Hand geben will. Dabei ist die für den sechsjährigen Jungen gar nicht mal so leicht. „Die ganze Schultüte wiegt 4,7 Kilo“, sagt Maik Vennemann.
Vor der Schule angekommen, dreht sich Leonard zu seiner Mama, rennt ihr in die Arme. Sie flüstert:
„Ein wirklich emotionaler Tag für uns alle. Ein paar Tränchen sind auch geflossen“Tanja Vennemann Mutter
„Bist du aufgeregt?“, Leonard nickt. „Ich auch“, sagt Tanja Vennemann leise und streicht ihrem Sohn noch einmal liebevoll über die Wange, bevor er den Schulhof betritt. „Cool“ist es hier, murmelt der Sechsjährige. Ein gelber Luftballon, in Form eines Ortseingangsschild empfängt die Kinder direkt am Schulhof. „Grundschule“steht darauf, unten drunter „Kindergarten“– durchgestrichen.
Tanja Vennemann holt erneut tief Luft: „Es wird jetzt auch irgendwie Zeit, dass er in die Schule kommt. Er ist so neugierig und wissbegierig.“Das scheint jegliche Fächer zu betreffen. „Ich freue mich auf Mathe genauso wie auf Deutsch“, sagt Leonard.
Die Freude scheint auch nach der ersten Unterrichtsstunde anzuhalten – trotz Hausaufgaben: „Wir sollen schreiben oder malen, was in unserer Schultüte drin ist“, zeigt sich der Sechsjährige begeistert.
Die wird jetzt erst einmal, gemeinsam mit Mama, Papa, Oma und Opa beim gemeinsamen Kuchenessen genauestens inspiziert. „Ein wirklich emotionaler Tag für uns alle. Ein paar Tränchen sind auch geflossen“, gibt Mama Tanja Vennemann zu. Und Leonard? Er könne es kaum erwarten, wieder zur Schule zu dürfen, sagt der Sechsjährige.