Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Rückkehr des Blues

Endlich wieder Live-konzerte: In der Christuski­rche in Flüren begeistert­e Lanko das Publikum. Nach der Corona-pause war ein großes Bedürfnis nach Kultur und Musik zu spüren.

- VON THOMAS HESSE

FLÜREN Es war gleich ein mehrfach unglaublic­hes Gefühl. Und die evangelisc­he Kirchengem­einde Bislich-diersfordt-flüren war gleich doppelt überwältig­t. Nach langer Pause gehen die Konzerte in ihrer Wesel-flürener Christuskr­iche in die Fortsetzun­g. Nach zweijährig­er Abstinenz gab es am Samstag wieder ein Lanko-konzert in dem Kirchenrau­m mit seiner sehr guten Akustik. Dann war da der offensicht­lich überwältig­ende Durst des Publikums nach Livemusik. Innerhalb weniger Tage waren die Karten für das Lanko-konzert vergriffen, und die Musiker dankten für die Resonanz mit einem Ausmaß an Spielfreud­e und Ausstrahlu­ng, das auch für sie nach eineinhalb­jähriger Pause befreiend gewirkt haben dürfte.

Die Freude auf den direkten Kontakt mit Publikum nach langer Zeit plus musikalisc­hes Können wurden mit Riesenbeif­all bedacht. Das galt auch dem gelungenen Ansatz, in vielen Stücken unplugged zu spielen. Sicher, wegen der Covid-19-beschränku­ngen wurde nur eine begrenzte Anzahl von Karten verkauft. Der Gottesdien­straum war coronarege­lkonform mit Sitzplätze­n im Abstand bestückt, und das Hygienekon­zept war einzuhalte­n. Der Rückkehr des Blues wurde so auf spezielle Art zu einem exklusiven Konzert in relativ kleiner Runde. So entstand anderersei­ts eine tolle nahe Atmosphäre.

Der Spirit der Flürener Kirche und der Klang der hohen Holzdecken­konstrukti­on taten ihr Übriges. Und noch etwas: Die Kirchengem­einde Bislich-diersfordt-flüren ist ein sehr guter Gastgeber. Ihre Mitglieder sorgten in der Pause für ein leckeres Büfett und beste Bewirtung.

Man fühlte sich zu Hause, ein sehr schöner familiärer Moment.

Und dann Lanko. Der, man kann es historisch­e Kern der Gruppe nennen, – Frank Schut, Gitarren, Gesang und Harfe, Kees Cuypers Gitarren, Gesang – und feste Größe in der Weseler Kulturszen­e stimmte als Duo ein mit bluesorien­tierten, durchaus rauen Stücken. Beide sind nicht nur familiär als Schwäger miteinande­r verbunden, sondern auch bestens aufeinande­r eingespiel­t, was half, den Funken sofort überspring­en zu lassen. Nach und nach bevölkerte sich die Bühne, bis die Formation komplett stand. Das hatte einen gewissen dramaturgi­schen Effekt und gab Anlass zu mehrfachem Zwischenbe­ifall.

Bert Thomson, Kontrabass, und Stefan Janßen, Schlagzeug, kamen und blieben, sie gaben den variablen, treibenden Drive hinzu. Und dann Dave Tchorz mit seinen verschiede­nen Saxophonen und dem Akkordeon, mit dem er die melodi

öse Note im Jazz stärkte. So erweiterte er das Spektrum vom Blues hin zum manchmal rockjazzig­en, gelegentli­ch freien Repertoire.

Das tat dem Programm des Abends sehr gut. Alle Musiker bekamen ihre Soli, Frank Schut auch auf diversen elektrisch­en und akustische­n Gitarren. Und Kees Cuypers hatte Spaß, den finnischen Tango auf seine gepflegte humoristis­che Art wieder einmal den Exotenstat­us zu nehmen, und nahm gerne die Mandoline hinzu.

Lanko startete mit ruhigen und entspannte­n Jazzklänge­n. Schnell zeigte sich, dass die fünf Musiker mehr sind als eine Jazz-combo: Einflüsse aus anderen Genres sind geschickt eingewoben – und so präsentier­ten Lanko dem Publikum eine überzeugen­de musikalisc­he Vielfalt, von Blues über Tango bis hin zu Folk, Latin und Rock. Doch auf der Bühne bewegte sich mehr, und das hat mit Corona zu tun. Stefan Janßen, Kees Cuypers, Dave Tschorz, Frank Schut und Bert Thompson genossen regelrecht ihre gelungene Rückkehr zum Live-konzert.

Es war, als wäre da nichts mit Pandemie gewesen, mit Abstand besetztes Auditorium hin und her. Ein schönes Gefühl für alle.

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FOTO: THH Lanko – das sind (v.l.) Dave Tchorz, Kees Cuypers, Stefan Janßen, Bert Thompson und Frank Schut.

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