Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Rückkehr des Blues
Endlich wieder Live-konzerte: In der Christuskirche in Flüren begeisterte Lanko das Publikum. Nach der Corona-pause war ein großes Bedürfnis nach Kultur und Musik zu spüren.
FLÜREN Es war gleich ein mehrfach unglaubliches Gefühl. Und die evangelische Kirchengemeinde Bislich-diersfordt-flüren war gleich doppelt überwältigt. Nach langer Pause gehen die Konzerte in ihrer Wesel-flürener Christuskriche in die Fortsetzung. Nach zweijähriger Abstinenz gab es am Samstag wieder ein Lanko-konzert in dem Kirchenraum mit seiner sehr guten Akustik. Dann war da der offensichtlich überwältigende Durst des Publikums nach Livemusik. Innerhalb weniger Tage waren die Karten für das Lanko-konzert vergriffen, und die Musiker dankten für die Resonanz mit einem Ausmaß an Spielfreude und Ausstrahlung, das auch für sie nach eineinhalbjähriger Pause befreiend gewirkt haben dürfte.
Die Freude auf den direkten Kontakt mit Publikum nach langer Zeit plus musikalisches Können wurden mit Riesenbeifall bedacht. Das galt auch dem gelungenen Ansatz, in vielen Stücken unplugged zu spielen. Sicher, wegen der Covid-19-beschränkungen wurde nur eine begrenzte Anzahl von Karten verkauft. Der Gottesdienstraum war coronaregelkonform mit Sitzplätzen im Abstand bestückt, und das Hygienekonzept war einzuhalten. Der Rückkehr des Blues wurde so auf spezielle Art zu einem exklusiven Konzert in relativ kleiner Runde. So entstand andererseits eine tolle nahe Atmosphäre.
Der Spirit der Flürener Kirche und der Klang der hohen Holzdeckenkonstruktion taten ihr Übriges. Und noch etwas: Die Kirchengemeinde Bislich-diersfordt-flüren ist ein sehr guter Gastgeber. Ihre Mitglieder sorgten in der Pause für ein leckeres Büfett und beste Bewirtung.
Man fühlte sich zu Hause, ein sehr schöner familiärer Moment.
Und dann Lanko. Der, man kann es historische Kern der Gruppe nennen, – Frank Schut, Gitarren, Gesang und Harfe, Kees Cuypers Gitarren, Gesang – und feste Größe in der Weseler Kulturszene stimmte als Duo ein mit bluesorientierten, durchaus rauen Stücken. Beide sind nicht nur familiär als Schwäger miteinander verbunden, sondern auch bestens aufeinander eingespielt, was half, den Funken sofort überspringen zu lassen. Nach und nach bevölkerte sich die Bühne, bis die Formation komplett stand. Das hatte einen gewissen dramaturgischen Effekt und gab Anlass zu mehrfachem Zwischenbeifall.
Bert Thomson, Kontrabass, und Stefan Janßen, Schlagzeug, kamen und blieben, sie gaben den variablen, treibenden Drive hinzu. Und dann Dave Tchorz mit seinen verschiedenen Saxophonen und dem Akkordeon, mit dem er die melodi
öse Note im Jazz stärkte. So erweiterte er das Spektrum vom Blues hin zum manchmal rockjazzigen, gelegentlich freien Repertoire.
Das tat dem Programm des Abends sehr gut. Alle Musiker bekamen ihre Soli, Frank Schut auch auf diversen elektrischen und akustischen Gitarren. Und Kees Cuypers hatte Spaß, den finnischen Tango auf seine gepflegte humoristische Art wieder einmal den Exotenstatus zu nehmen, und nahm gerne die Mandoline hinzu.
Lanko startete mit ruhigen und entspannten Jazzklängen. Schnell zeigte sich, dass die fünf Musiker mehr sind als eine Jazz-combo: Einflüsse aus anderen Genres sind geschickt eingewoben – und so präsentierten Lanko dem Publikum eine überzeugende musikalische Vielfalt, von Blues über Tango bis hin zu Folk, Latin und Rock. Doch auf der Bühne bewegte sich mehr, und das hat mit Corona zu tun. Stefan Janßen, Kees Cuypers, Dave Tschorz, Frank Schut und Bert Thompson genossen regelrecht ihre gelungene Rückkehr zum Live-konzert.
Es war, als wäre da nichts mit Pandemie gewesen, mit Abstand besetztes Auditorium hin und her. Ein schönes Gefühl für alle.