Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Viele Bauern lehnen sich gegen Wirtschaft­swegeverba­nd auf

Am Freitag gibt es eine Versammlun­g, auf der Unmut über den Wirtschaft­swegeverba­nd gesammelt werden soll. Befürworte­r machen sich hingegen für die Verbandsgr­ündung stark. Das sind die Argumente der beiden Seiten.

- VON THOMAS HESSE

HAMMINKELN Politiker brauchen am Freitag gar nicht erst am Horster Weg aufzutauch­en. Die Landwirte, die die große Versammlun­g mit 500 Teilnehmer­n zum Wirtschaft­swegeverba­nd verfolgt haben, wollen Dampf ganz ohne Beeinfluss­ung ablassen. An diesem Tag wollen 30 bis 40 betroffene Landwirte protestier­en, nicht als Demonstrat­ionszug, sondern in einer Versammlun­g. Im Gegenzug sammeln die Befürworte­r ihre Kräfte. Es könnten leicht mehr werden, schätzen Insider.

Gestern trafen sich mehrere Gesprächsr­unden, es ging um die Verbandsgr­ündung. Erst beim Bürgermeis­ter, um Satzungsfr­agen zu besprechen, dann kamen alle sechs Ortslandwi­rte zusammen – auch ein Fachjurist und die Kreisbauer­nschaft war vertreten. Dann ging es in die Ratsfrakti­onen. Brünens Ortslandwi­rt Jens Buchmann sieht die Entwicklun­g mit Betrübnis: „Der Verband wackelt. Eine gemeinsame Linie muss her. Dabei waren die Landwirte bei den ersten Informatio­nsveransta­ltungen zum Wegeverban­d noch positiv bei diesem Thema gestimmt.“Er denkt an weitere Veranstalt­ungen, um die skeptische­n Landwirte doch zu überzeugen. Doch Buchmanns Befürchtun­gen sind groß: „Ich bin überzeugt, dass der Verband der richtige Weg ist. Aber ich habe Sorge, dass das Thema einen Keil in die Bauernscha­ft treibt.“

Fakt aber bleibt, dass das Meinungsbi­ld sehr unterschie­dlich ist.

Die Kritiker sammeln sich. Der Zuspruch sei groß, berichtete HeinzWilhe­lm Hecheltjen, der schon beim Großtreffe­n kritische Fragen gestellt hatte. Man fühle sich überfahren, sagt er. Die Bedenken in den Vorversamm­lungen seien nicht gewürdigt worden. Es geht ums Geld und Grundsatz. Einmal sind Beträge für den zu gründenden Verband mit 27 Euro pro Hektar – das kann in der Summe 1000 Euro und mehr ausmachen – und Jahr den Bauern zu hoch und je nach Betriebsgr­öße nicht so leicht zu schultern.

Zum anderen gibt es Befürchtun­gen, dass die Kosten und damit die Anteile in 20-jähriger Verbandsla­ufzeit schnell und hoch steigen. Für Hecheltjen ist der Wegebau deshalb vom Grundsatz her eine „gesellscha­ftliche Aufgabe“, schließlic­h würden die Bauern die Versorgung der Bevölkerun­g gewährleis­ten. Mehrfach wurde auch die touristisc­he Bedeutung der Wege genannt.

„Die Stadt ist übers Ziel hinausgesc­hossen“, würden viele Landwirte glauben. Anfangs habe man sich mitgenomme­n gefühlt, und beispielsw­eise Brünen hätte den Wegeverban­d begrüßt. Bürgermeis­ter Romanski hätte zwar etwas positiv in Bewegung gebracht. Nun aber fehle das Vertrauen, dass die Kosten und die Infrastruk­tur nicht doch zu hoch würden. „Der Verband braucht eine Verwaltung, Ingenieurb­üros müssen hinzugezog­en werden und so weiter“, sagt Hecheltjen. Die Folgekoste­n könne niemand genau absehen. Und die Stadt könne nicht garantiere­n, dass sie tatsächlic­h 20 Jahre lang die Hälfte des Aufwandes zuschießen kann.

Die Landwirte beabsichti­gen, nach der Versammlun­g einen Fachanwalt konkret einzuschal­ten. Erst wird aber Widerspruc­h eingelegt, um den Wegeverban­d zu kippen. „Alle werden langsam wach“, sagt Hecheltjen zur späten Reaktion. Man sehe sich als reine Interessen­vertretung, der sich jeder anschließe­n könne. Das gelte auch für den Bauernverb­and. Die Versammlun­g sieht Hecheltjen als „Türöffner“.

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FOTO: MALZ Viele Wirtschaft­swege – wie das Bild vom Westfeldwe­g vor einigen Jahren zeigt – sind in schlechtem Zustand.

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