Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ein Musicalabend mit vielen Emotionen
Im Rahmen der Sommerkultur präsentierte die „Inszene Musical Factory“das Musical „ Jesus Christ Superstar“. Es war eine unaufgeregte Aufführung, die den Fokus auf Charaktere und Musik lenkte.
DINSLAKEN (cor) „Ich habe mir die Rolle des Verräters nicht ausgesucht“, sagte Judas – und doch hatte er sie angenommen. Und schon waren die Zuschauer am Montagabend mittendrin im opulenten Rockmusical „Jesus Christ Superstar“, das die dreizehn Sängerinnen und Sänger der „Inszene Musical Factory“gemeinsam mit einer vierköpfigen Band in der Reihe Sommerkultur auf die Bühne des Burgtheaters brachten und dem Publikum einen Abend voller Emotionen und guter Musik bescherten – eben all das, was ein gutes Musical ausmacht. Das Ensemble präsentierte „Jesus Christ Superstar“von Andrew Lloyd Webber und Timothy Rice als packende, szenisch konzertante Rockoper und sang wie in der Originalversion auf Englisch.
Während die Musik, abgesehen von gefühlvollen Balladen, meist kraftvoll, sehr dynamisch und teils mit düsterer Dramatik ein ordentliches Temperament mitbrachte, war die Inszenierung wohltuend unaufgeregt: Ein Bühnenbild gab es nicht, nur ein paar Requisiten, und auch keine aufwendigen Kostüme.
Tobias Kubiczek gab den Jesus in weißem Shirt mit weißer Sweat-shirtjacke zur Jeans, Judas ( Thomas Lange) schlenderte in Lederjacke zwischen den anderen Jüngern in bunten T-shirts umher, Maria Magdalena (Nina Hebisch) war in ein rotes Kleid gehüllt und die Hohepriester waren an Anzug und Blazer erkennbar. Doch gerade diese Reduzierung lenkte den Fokus auf die Musik und die vielen Zwischentöne in den Charakteren der Figuren.
Die wurden nicht nur in den Liedern deutlich, sondern auch dann, wenn einzelne Figuren aus der Szene heraustraten und in ihren Monologen einen Einblick in ihr Seelenleben gaben.
Auf diese Weise wurde deutlich, dass Judas kein eiskalter Verräter ist, sondern mit sich ringt, später an seiner Schuld zerbrechen wird und eigentlich nur das Beste für Jesus möchte, ihn aber einfach nicht mehr versteht – und ahnt: „Das nimmt kein gutes Ende.“Eine Prophezeiung, die sich erfüllen wird, denn „Jesus Christ Superstar“erzählt die letzten Tage aus dem Leben Jesu. Während die Jünger noch ihren Lobgesang anstimmen und „You've got the power and the glory for ever and ever“singen, ziehen die Hohepriester Judas auf ihre Seite, denn mit „ein bisschen Halleluja kann man die Römer nicht vertreiben“.
Die Einzige, die unerschütterlich zu Jesus steht, ist Maria Magdalena, denn durch ihn hat sie sich verändert, fühlt sich von ihm angenommen. Ihren Gefühlen verleiht sie nicht nur in einer wunderschönen Ballade Ausdruck, auch sie tritt aus der Szene heraus und weiß: „Am Ende muss Jesus sein Schicksal mit sich und seinem Gott ganz allein ausmachen.“
Das tut er auch – von Tobias Kubiczek so eindringlich gespielt und gesungen, dass es anhaltenden Zwischenapplaus gab. Begeisterten Beifall gab es am Ende für ein gut aufgelegtes Ensemble und eine starke Liveband, die nicht ohne eine Zugabe gespielt zu haben, von der Bühne gelassen wurden.