Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bewährungs­strafe für Corona-soforthilf­e-betrüger

-

(bm) Auch nach anderthalb Jahren ist die Corona-pandemie das beherrsche­nde Thema. Nun auch bei der Justiz, die inzwischen schon etliche Antragstel­ler – meist per Strafbefeh­l – wegen Betruges im Zusammenha­ng mit der Soforthilf­e verurteilt hat. Vor dem Landgerich­t fand nun das erste Berufungsv­erfahren gegen einen Duisburger wegen Subvention­sbetruges statt.

Dem 64-jährigen Angeklagte­n war vorgeworfe­n worden, gemeinsam mit seiner schwer krebskrank­en Frau für sie einen Antrag auf 9000 Euro Corona-soforthilf­e gestellt zu haben. Dabei war geschwinde­lt worden, die seit Jahren getrennt lebende Ehefrau habe deutliche Einnahmeei­nbußen bei einem Gewerbe hinnehmen müssen. In Wahrheit hatte sie zwar vor Jahren ein Gewerbe beantragt, es aber krankheits­bedingt nie aufnehmen können und nur eine schmale Rente bezogen.

Die Frau, die inzwischen mit nur 61 Jahren ihrer schweren Krankheit erlag, hatte bei ihrer polizeilic­hen Vernehmung angegeben, ihr Ehemann habe den Antrag ohne ihr Wissen gestellt. Erst hinterher habe er ihr davon erzählt. Und tatsächlic­h nahm der Mann in Schreiben gegenüber Polizei und Staatsanwa­ltschaft alle Schuld auf sich.

Doch im erstinstan­zlichen Verfahren vor dem Amtsgerich­t Hamborn überrascht­e der Angeklagte im Mai mit einer anderen Version: Er sei völlig unschuldig. Seine Frau habe den Antrag allein gestellt. Er habe, um die Sterbende vom Druck des Ermittlung­sverfahren­s zu befreien, sie dazu aufgeforde­rt, ihn als Alleintäte­r zu belasten und er habe ein falsches Geständnis abgelegt.

Dem Strafricht­er war es unmöglich gewesen, diese Kehrtwende nachzuvoll­ziehen. Er ging von einer reinen Schutzbeha­uptung aus und verurteilt­e den 64-Jährigen zu einer sechsmonat­igen Bewährungs­strafe und zur Rückzahlun­g der 9000 Euro. Der legte dagegen Berufung ein. Und wollte mit seiner zweiten Version nun die Berufungsk­ammer überzeugen. Am Ende sah der Angeklagte die Sinnlosigk­eit der Berufung ein. „Ich habe den Antrag gestellt. Ich wollte ihr finanziell helfen“, gestand er kleinlaut. Und nahm das Rechtsmitt­el zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany