Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Wahlkampf macht doch Mut
Er ist vorbei, der Wahlkampf 2021. Unzählige Kundgebungen, Tv-formate, digitale Foren und Fototermine liegen hinter Kandidaten und Wählern. Am Ende dieser bewegten Wochen gibt es Hoffnungsschimmer für die politische und gesellschaftliche Entwicklung. Dass nach langer Zeit das Rennen um das Kanzleramt ein so knappes ist, lässt Interesse an Politik, Parteien, Kandidaten und Sachdebatten wachsen. Familien diskutieren, Freunde beraten offen über ihre Präferenzen. Nach den lähmenden monothematischen Corona-monaten sind diese Debatten erfrischend.
Immer wieder gibt es Kritik an der Zuspitzung auf die Persönlichkeit der Kanzlerkandidaten. Warum eigentlich? Persönlichkeiten sind es, die den Lauf der Weltgeschichte verändern, um mal ganz oben auf der Pathosleiter anzufangen. Aber natürlich geht es um menschliche Größe, Können, Intellekt, Fähigkeiten und Charakter der Person, die dieses Land an der Spitze führen will. Und das ist auch gut so.
Denn egal, wer am Ende das Rennen machen wird: Alle drei Kanzlerkandidaten sind integre Persönlichkeiten mit den besten Absichten für dieses Land. Dass nach den vergleichenden Triellen beispielsweise ein kurzes Beisammenstehen möglich ist – ohne Schaum vor dem Mund – zeugt von der politischen Kultur, die in Deutschland im Gegensatz zu den USA noch in Ordnung ist. Es sind keine Populisten am Werk, sondern Demokraten. Mit deutlicher Ausnahme der AFD.
Nun folgt der Wahltag, jede Stimme zählt. Wer in einer Demokratie keinen Gebrauch von seinem Wahlrecht macht, dem ist nicht zu helfen. Wie sagte der damalige Bundespräsident und Ddr-oppositionelle Joachim Gauck über die erste freie Volkskammerwahl im Jahr 1990: „Ich werde niemals, niemals eine Wahl versäumen.“