Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neues Wohnviertel stößt auf Bedenken
Die Stadt Xanten plant eine Bebauung des Beekschen Feldes an der Bundesstraße 57. Hunderte Menschen sollen dort leben können. Anwohner sorgen sich – wegen Lärm, Entwässerung und Verkehrsbelastung.
XANTEN Die bisher bekannten Pläne für ein neues Wohnviertel unter dem Namen „Beeksches Feld“in Xanten stoßen bei Anwohnern auf große Bedenken. In einem mehrseitigen Schreiben an die Verwaltung und die Politik führen sie 13 Kritikpunkte auf, aus denen sie Anregungen und Forderungen für die weiteren Planungen ableiten. Das Papier liegt unserer Redaktion vor. Nach Angaben der Verfasser wurde es von sieben Frauen und Männern aufgesetzt, sie und weitere 39 Anwohner haben es unterschrieben. Sie alle leben am Beekschen Weg und in der weiteren Nachbarschaft.
Ende August hatte die Verwaltung zusammen mit dem Planungsbüro De Zwarte Hond ein erstes Konzept für das „Beeksche Feld“vorgestellt. Demnach ist im Südosten der Stadt ein neues Wohnviertel für mehrere Hundert Menschen geplant. Es soll auf einer etwa drei Hektar großen Fläche zwischen der Bundesstraße 57 ( Varusring), der Landstraße 480 (Bislicher Insel) und dem Beekschen Weg entstehen. Bisher ist das Gelände unbebaut. Etwa 90 Prozent der Fläche gehören der Stadt, wie der Technische Dezernent Niklas Franke in der Versammlung sagte. Er machte damals deutlich, dass zwei Herausforderungen die weitere Entwicklung des Geländes erschweren: Zum einen gebe es die Lärmbelästigung durch die B57, zum anderen den Höhenunterschied zur Bundesstraße, sagte Franke. Das „Beeksche Feld“liege einige Meter tiefer, daher bestehe die Gefahr, dass sich bei Starkregen das Wasser dort sammle.
Auf diese Punkte gehen die Anwohner ein, aber auch noch auf andere. Aber zuerst fordern sie im Schreiben einen anderen Namen für das geplante Wohnviertel, da sich das ehemalige Beeksche Feld ganz woanders, nämlich einige Hundert Meter vom diskutierten Gelände entfernt befinde – dort sei auch eine Straße danach benannt worden. „Um künftige Irrtümer zu vermeiden“, schlagen die Anwohner deshalb vor, das Wohnviertel nach dem „Grünen Weg“zu benennen, also nach einem befestigten Feldweg, der zum Gelände führt. Weitere Kritikpunkte im Überblick:
Bebauungsdichte Im neuen Viertel sind 134 Wohneinheiten geplant – verteilt auf Mehr-, Zwei- und Einfamilienhäuser sowie auf eine Senioren-wohngemeinschaft. Pro Hektar sollen es 45 Wohneinheiten sein, da sich das neue Viertel über eine etwa drei Hektar große Fläche erstrecken soll. Aber ein Teil wird Grünfläche sein, schreiben die Anwohner, ziehen die Grünfläche von der bebauten Fläche ab und kommen auf 67
Wohneinheiten pro Hektar. „Eine solch hohe Baudichte findet man nirgendwo in Xanten“, kritisieren sie. Für Großstädte sei eine solche Baudichte akzeptabel, aber für eine ländlich strukturierte Stadt wie Xanten sei sie deutlich zu hoch. Sie fordern eine geringere, „an die vorhandene Infrastruktur angepasste Besiedlungsdichte“.
Infrastruktur und Verkehrskonzept Das Wohnviertel soll durch eine neue Straße über die Landstraße erschlossen werden. Auf der anderen Seite des Quartiers gibt es bereits einen Feldweg, den „Grünen Weg“, mehr aber nicht. Die Anwohner befürchten, dass das Gelände deshalb unzureichend in die Umgebung eingebunden sein wird – eben nur über eine Straße und einen Weg. Sie fragen nach einem städteplanerischen Gesamtkonzept. Sie wollen auch wissen, wie Fußgänger und Fahrradfahrer vom neuen Viertel in andere Teile der Stadt gelangen, zum Beispiel zum nächsten Nahversorger? Außerdem vermissen sie Aussagen zur Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Sie befürchten auch, dass die Verkehrsbelastung durch das neue Wohnquartier steigen wird. Schon heute führen viele Menschen aus der Beek über den Beekschen Weg und die Landstraße. Der Verkehr aus dem neuen Viertel werde hinzukommen, an der Kreuzung zur B57 werde es lange Staus geben, warnen die Anwohner. Sie fordern ein „tragfähiges Verkehrskonzept“.
Lärmbelästigung In der Versammlung Ende August gingen die Planer auch auf die Lärmbelastung durch die Bundesstraße ein. Sie wollen das neue Wohnviertel durch einen Grünstreifen und hohe Gebäude schützen – Bäume und Häuser sollen also die Funktion einer Lärmschutzwand haben. Die Anwohner haben große Zweifel daran, ob diese Vorkehrungen reichen werden. „Bäume bieten keinen Lärmschutz, sondern allenfalls einen Sichtschutz“, schreiben sie. Und die Terrasse auf der Senioren-wohngemeinschaft – sie ist als viergeschossiger Bau in der Nähe der Bundesstraße geplant – „wird der lauteste Fleck in dem sowieso schon lärmbelasteten Plangebiet sein“, glauben sie. Außerdem fragen die Anwohner in ihrem Schreiben nach den Auswirkungen auf die Umgebung – sie befürchten, dass der Schall von Hauswänden zurückgeworfen werden könnte, sodass die Lärmbelastung auf der anderen Seite der Bundesstraße größer wird. Deshalb fordern die Anwohner ein „unabhängiges Lärmgutachten“, das die Situation für das neue Viertel, aber auch für die benachbarten Helena- und Elisabethstraße untersucht.
Entwässerung Die Anwohner weisen in ihrem Schreiben außerdem darauf hin, dass die Bundesstraße und die Flächen auf der anderen Seite der B57 höher liegen. Bei Starkregen fließe das Wasser deshalb in die Beek. Wenn aber das neue Wohnviertel gebaut werde, würden Flächen versiegelt, auf denen das Wasser bisher versickert sei, warnen sie und fordern eine „fachkundige Berechnung der Wasseraufnahmefähigkeit der aktuell vorhandenen Flächen im Vergleich mit den später durch Bodenversiegelung reduzierten Flächen“– und zwar auch „unter dem Blickwinkel der höheren Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen in der Zukunft“.