Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ringen um die Martinikirmes – Konzept schon in der Tasche
Ein viel zu schweres Fahrgeschäft hat den Parkplatz an der Trabrennbahn geschädigt. Auf einer anderen Fläche gibt es Probebohrungen.
DINSLAKEN (aha) Die Zahlen 1 bis 22 stehen in Pink auf dem Asphalt der ehemaligen Radrennfläche an der Trabrennbahn. 22 Markierungen für 22 Bohrpunkte. Sie sollen darüber Aufschluss geben, ob die Martinikirmes ab 5. November zumindest hier, auf der kleineren Kirmesfläche neben dem großen Parkplatz, aufgebaut werden kann. Das Moerser Ingenieurbüro Tauw hat am Donnerstag mit Probebohrungen begonnen.
Der Firma ist die Örtlichkeit bekannt. Für die Planung des Wohnquartiers, das an der Stelle entstehen soll, hat sie bereits vor zwei Jahren den Untergrund untersucht. Die damaligen Ergebnisse gaben Anlass zur Hoffnung, dass die Martinikirmes zumindest in verkleinerter Form auf der Radrennfläche stattfinden kann. Denn während unter der Asphaltschicht des oberen großen Parkplatzes Schotter liegt, sei die Radrennstrecke auf natürlichem Boden gegründet und somit möglicherweise stabiler, hofft Marcus Jungbauer, Leiter des Dinslakener Ordnungsamtes, der die Arbeiten zusammen mit Kirmesmeisterin Carina Grabo in Augenschein nahm. Es sei erklärtes Ziel, die Martinikirmes am Standort Trabrennbahn stattfinden zu lassen – „sonst würden wir ja den Aufwand nicht betreiben“, sagt Marcus Jungbauer.
Der große Parkplatz fällt als Veranstaltungsfläche auf jeden Fall aus. Unter anderem hat dort der „Aeronaut“bei der Martinikirmes 2019 Spuren hinterlassen. Das XXL-FAHRgeschäft hatte kurz zuvor bei der Cranger Kirmes Weltpremiere gefeiert und war wenige Monate später das Highlight in Dinslaken. Allerdings hat der 80 Meter Turm mit Kettenfliegern nur fünf Standfüße, die jeweils mit 16 Tonnen pro Quadratmeter belastet sind. Heute ist der Asphalt an den Stellen aufgeplatzt, Risse ziehen sich wie ein Spinnennetz über den Parkplatz.
Allerdings sind die Schäden durch das Karussell nicht das einzige Problem: Baumwurzeln sorgen für Erhöhungen, anderswo ist der Platz abgesackt, schlägt Wellen, vielen Stellen sieht man an, dass es unter der Decke arbeitet – wohl auch eine
Folge des kalten Winters. Das Risiko, dort große Fahrgeschäfte zu platzieren, sei zu hoch, so Marcus Jungbauer. Die Stadt muss und will die Stabilität des Untergrunds gewährleisten. „Ich möchte nicht erleben, dass bei dem großen Tower eines von fünf Beinen wegsackt.“
Für den Fall, dass der Untergrund der Radrennbahn sich als tragfähig erweist, hat Carina Grabo bereits ein Konzept in der Tasche. Etwa 40 Fahrgeschäfte passen auf den Platz, die Mischung wäre wie bei der großen Kirmes – also große Betriebe, Kinderkarussells und Buden. Bei den Karussells achtet sie darauf, dass das Gewicht möglichst auf viele Standfüße verteilt ist. Die Besucher könnten auf dem großen Parkplatz parken und würden von einem Riesenrad empfangen – dem Markenzeichen der Martinikirmes.
Der große Dinslakener Rummel war bis 2012 fest in der Innenstadt etabliert. Wegen des Baus der Neutor-galerie musste er umziehen. Die Schausteller, die sich zunächst dagegen gewehrt hatten, waren zuletzt mehr als zufrieden mit dem neuen Standort. Beim Trabrennbahnverein reagierte man übrigens verschnupft auf die Verlautbarungen der Stadt. Vor allem auf die erste Aussage, dass der Platz an der Trabrennbahn eine „nicht städtische Fläche“sei: „Der Trabrennverein hat das Gelände von der Stadt nur gepachtet“, hält der Vereinsvorsitzende Gottfried Bison dagegen.
Ob es in Dinslaken einen anderen Kirmes-standort in derselben Größe für die Zeit nach 2023 gibt, ist fraglich. Gottfried Bison hat die Stadt im Frühjahr um Planungssicherheit zur Zukunft des Geländes und der Kirmes nach 2022 gebeten. Er befürchtet, wenn die Arbeiten vor Ort nicht nach dem Auslaufen des Pachtvertrages beginnen, könnten sich Vandalen auf dem großen, verlassenen Gelände austoben. Zudem stünden die Käufer für den Fuhrpark des Verein schon Schlange. Wenn der Verein das Gelände doch über 2022 hinaus bewirtschaften solle, müsse die Stadt das rechtzeitig mitteilen. Eine Antwort habe er bis heute nicht bekommen, sagt er.