Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Niederländ­erin holt gleich zwei Preise

Bei der vierten Auflage des Niederrhei­n Filmfestiv­als war Katarina Jazbec aus Rotterdam die große Gewinnerin. Mehr als 1300 Einsendung­en waren eingegange­n. Dem Publikum im Kulturspie­lhaus Scala wurde einiges geboten.

- VON DIRK KLEINWEGEN

WESEL Zur inzwischen vierten Auflage des Niederrhei­n Filmfestiv­als kamen am Samstagabe­nd Teilnehmer und Besucher im Kulturspie­lhaus Scala an der Wilhelmstr­aße zusammen. Im Vorfeld wurden aus mehr als 1300 Einsendung­en insgesamt 16 Filme ausgewählt und der Jury, bestehend aus den Vorjahress­iegern, sowie den gut 100 Besuchern im alten Kinosaal vorgestell­t.

„Wenn sie zart besaitet sind, schnell aus der Fassung geraten oder brutale Bilder nicht gut verkraften, empfehle ich, vor die Tür gehen“David Zabel Moderator des Festivals

In den Kategorien Deutschlan­d und Niederland­e gab es als Siegertrop­häe eine Silberne Kopfweide. Die Zuschauer kürten beim Publikumsp­reis ihren Favoriten. Alle drei Preise waren mit jeweils 500 Euro dotiert.

Die 30-jährige Katarina Jazbec aus Rotterdam räumte ganz groß ab: Mit ihrem Beitrag „You can't automate me“gewann sie nicht nur den Preis bei den niederländ­ischen Filmen, sondern auch den Zuschauerp­reis. In ihrem Film stellt sie in eindrucksv­ollen Bildern die Hafenarbei­ter in Rotterdam vor. Die „Lascher“sichern mit schweren Metallstan­gen die Container, bevor die riesigen Schiffe auf ihre lange Reise gehen. Umgeben von selbstfahr­enden Fahrzeugen und ferngesteu­erten Kränen verrichten sie ihre gefährlich­e Arbeit. Jeder Körper erzählt dabei seine eigene Geschichte – beispielsw­eise die von der Trauer um einen Kollegen, der bei der Arbeit gestorben ist. Dabei setzt die aus Slowenien stammende Filmemache­rin auf eine filmische Sprache, die auf Bewegungs- und Tanztechni­ken aufbaut.

Bevor es zu den Gewinnern des Festivals ging, konnten die Besucher einige Filme im Vorprogram­m bestaunen: So wurde der Kurzfilm „Meeting“von Vorjahresg­ewinner Jannis Alexander Kiefer gezeigt. Ein augenzwink­ernder und ironischer Blick auf die in Corona-zeiten üblichen Videokonfe­renzen zeigt, wie ein perfekt geplantes virtuelles Treffen ganz schnell aus dem Ruder laufen kann und offenbart dabei unfreiwill­ig auch das private Umfeld der Protagonis­ten.

Lars Böhnke steuerte den Beitrag

„Eine finstere Stadt“bei. Der Weseler Regisseur hatte das erste Filmfestiv­al im Jahr 2018 gewonnen und seitdem einige beachtlich­e Tier- und Reisedokum­entationen produziert. Bei seinem aktuellen Film begab er sich auf die Spuren von Kultregiss­eur David Lynch und erstellte eine Hommage an den aus Andernach bei Koblenz stammenden und in den USA verehrten Schriftste­ller Charles Bukowski (1920 bis 1994). Gedreht wurde der Film unter anderem im Scala und am Rheinufer.

„Jetzt kommt ein heikler Programmpu­nkt“, sagte Moderator David Zabel. „Wenn sie zart besaitet sind, schnell aus der Fassung geraten oder brutale Bilder nicht gut verkraften, empfehle ich ihnen, jetzt vor die Tür gehen.“Den deutschen Award gewann Joey Arend. Die Künstlerin und freischaff­ende Filmemache­rin arbeitet an der Kunsthochs­chule Kassel als Lehrkraft im Bereich Visuelle Kommunikat­ion. In ihrem Film „21:71“geht ein älterer Mensch durch die eigene Wohnung. Die Kamera nimmt dabei den Blick der Person auf. Erinnerung­en ziehen vorbei, verblassen und werden zu einer neuen Realität.

Die Zuschauer erlebten eine interessan­te, hochwertig­e und unterhalts­ame Auswahl an Kurzfilmen. Die Veranstalt­er, Sponsoren, Filmemache­r und Besucher freuen sich schon aufs Festival 2022..

 ?? FOTO: DIRK KLEINWEGEN ?? Zum großen Finale kamen noch einmal alle Protagonis­ten des Filmfestiv­als auf die Bühne des Scala Kulturspie­lhauses.
FOTO: DIRK KLEINWEGEN Zum großen Finale kamen noch einmal alle Protagonis­ten des Filmfestiv­als auf die Bühne des Scala Kulturspie­lhauses.

Newspapers in German

Newspapers from Germany