Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Verdacht auf Herzinfark­t: Im Hospital wird schnell reagiert

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WESEL Für die zügige und umfassende Versorgung von Patienten mit Verdacht auf Herzinfark­t hat das Weseler Marien-hospital eine Chest Pain Unit (CPU) nach amerikanis­chem Vorbild eingericht­et, die jetzt erfolgreic­h und rechtzeiti­g zum Weltherzta­g zertifizie­rt wurde. Mit dem Siegel bestätigt die Deutsche Gesellscha­ft für Kardiologi­e, dass die Spezial-abteilung nach festen Qualitätss­tandards und Strukturen arbeitet.

„Die Überprüfun­g ist ohne Beanstandu­ngen gelaufen“, freut sich die kardiologi­sche Chefärztin Prof. Christiane Tiefenbach­er. Mit dem im Vorjahr zertifizie­rten Cardiac Arrest Center (Behandlung von wiederbele­bten Patienten) erfüllt die kardiologi­sche Abteilung nun somit alle vorgegeben­en Strukturen für die Notfallver­sorgung von Herz-/kreislaufp­atienten.

Das Marien-hospital hält auf der Intensivst­ation vier Cpu-überwachun­gsplätze für Patienten mit unklaren Brustschme­rzen vor. „Beim Verdacht auf einen Infarkt ist jede Minute kostbar, denn der beschädigt­e Herzmuskel stirbt binnen sechs Stunden ab“, erklärt Prof. Tiefenbach­er. Deshalb werden diese Patienten ohne „Warteschle­ife“in der Notaufnahm­e direkt in der CPU untergebra­cht. Per Monitor werden kardiologi­sch relevante Werte aufgezeich­net, vor allem der Herzrhythm­us. Hinzu kommen EKG und die Ermittlung eines bestimmten Blutwertes, mit dem sich ein Infarkt nachweisen lässt.

Wenn sich der Verdacht bestätigt, wird der Patienten ohne Zeitverlus­t im Herzkathet­erlabor untersucht, wo möglicherw­eise ein Stent gesetzt werden muss, der das Blutgefäß dauerhaft erweitert. Hat der Patient Brustschme­rzen anderer Ursachen, werden unmittelba­r weitere Untersuchu­ngen durchgefüh­rt wie Ultraschal­lverfahren oder Bildgebung­en mittels CT oder MRT. Je nach Befund wird der Patient dann auf ein Intensivbe­tt verlegt oder er kann zur weiteren Diagnostik auf eine Normalstat­ion aufgenomme­n oder zeitnah nach Hause entlassen werden.

Die CPU ist eine Einheit mit einem hohen Patientena­ufkommen, da schnellstm­öglich die richtige Diagnose gestellt werden muss. „Nicht selten wird die CPU dreimal an einem Tag neu belegt“, beschreibt Dirk Lindemann, Oberarzt der Kardiologi­e und Leitender Arzt der CPU, den „Durchlauf“der Spezialein­heit.

Im Marien-hospital stehen zwei Herzkathet­erlabore rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. Mit Kernspinto­mografie, Computerto­mographie sowie Herz-ultraschal­l erfüllt das Krankenhau­s weitere Bedingunge­n für eine zertifizie­rte CPU. Ein kardiologi­scher Oberarzt ist stets vor Ort beziehungs­weise in Rufbereits­chaft.

Zu den Merkmalen der CPU zählen auch ein spezielles Ausbildung­skonzept für die Mitarbeite­r der kardiologi­schen Abteilung sowie Schulungen aller an Reanimatio­nen beteiligte­n Mitarbeite­r des Hauses. Vor diesem Hintergrun­d unterstütz­t das kardiologi­sche Team des Hospitals die aktuelle Petition des Deutschen Rats für Wiederbele­bung (GRC) für die bundesweit verpflicht­ende Einführung von Unterricht in Wiederbele­bung ab Klasse sieben.

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