Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Anlage für klimaneutrales Kerosin eröffnet
Die Fabrik im Emsland ist die erste ihrer Art. Sie soll Vorbildcharakter für die Luftfahrtbranche haben.
WERLTE/FRANKFURT (dpa) Eine neue Anlage im Emsland soll der Luftfahrtbranche den Weg zur Klimaneutralität ebnen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) eröffnete am Montag in Werlte eine Anlage zur Herstellung von CO2neutralem Kerosin. Nach Angaben der Betreiber handelt es sich um die erste Anlage weltweit, die den Flugzeugtreibstoff im industriellen Maßstab synthetisch herstellen kann. „Für Deutschland und seine Partnerländer bietet diese neue Technologie große wirtschaftliche Chancen“, sagte Schulze.
„Klimaschonende Mobilität ist ein überaus wichtiges Element des Klimaschutzes insgesamt“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videobotschaft. Bundesregierung, Länder und die Luftfahrtbranche wollen ihr zufolge für einen „Markthochlauf“dieser Kraftstoffe sorgen. Derzeit sei der klimaneutrale Treibstoff noch sehr teuer und die Produktionskapazitäten seien begrenzt. Bis zum Jahr 2030 sollen aber jährlich 200.000 Tonnen grünen Kerosins produziert werden. „Dazu setzen Sie hier heute ein wichtiges Signal“, sagte Merkel.
Die Anlage produziert synthetisch Treibstoff für Flugzeuge aus Wasser, erneuerbarem Strom von Windrädern aus dem Umland, Abfall-co2 aus Lebensmittelresten einer Biogasanlage sowie CO2 aus der Umgebungsluft. Die Produktionskapazität soll nach dem Erreichen des Regelbetriebs im kommenden Jahr bei einer Tonne oder acht Fässern Rohkerosin pro Tag liegen. Erster Kunde ist die Lufthansa. Betreiber ist die gemeinnützige Klimaschutzorganisation Atmosfair aus Berlin.
Vertreter der deutschen Luftverkehrswirtschaft warnten am Montag zeitgleich vor Wettbewerbsverzerrungen im Zuge von Klimaschutzmaßnahmen: „Klimaschutzpolitik im Luftverkehr muss international sein, um wirksam und wettbewerbsneutral zu sein“, sagte Lufthansa-vorstandsmitglied Detlef Kayser in Frankfurt. „Insbesondere eine rein europäische Kerosinsteuer würde die Eu-airlines einseitig belasten und der Konkurrenz außerhalb Europas nutzen, ohne dass für das Klima etwas gewonnen wäre.“Fraport-chef Stefan Schulte forderte „eine abgestimmte und wettbewerbsneutrale Co2-bepreisung“.