Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Technologiequartier mit Strahlkraft
12.000 Studierende der Ingenieurwissenschaften sollen künftig im Technologiequartier Wedau Nord ausgebildet werden, dazu kommen verwandte Institute, Firmen und Start-ups. Stadt, Uni und Gebag entwickeln das Projekt gemeinsam.
Eine am Montag im Rathaus von Uni-rektor Prof. Ulrich Radtke, Oberbürgermeister Sören Link und Gebag-chef Bernd Wortmeyer unterzeichnete Absichtserklärung soll den Weg ebnen. Den Weg für die Technologieschmiede Wedau Nord mit einer weit über die Region reichende Strahlkraft. Die künftige Ansiedlung der Fakultät für Ingenieurwissenschaft der Universität Duisburg-essen (UDE) bildet dabei einen Kernpunkt.
Die Zahlen und Rahmenbedingungen lassen aufhorchen: Der neue Uni-campus am Kalkweg soll etwa 90.000 Quadratmeter Fläche (mehr als zwölf Fußballfelder) umfassen, rund 12.000 Studierende und 1500 Mitarbeiter hier forschen. Dazu nutzt die UDE drei denkmalgeschützte Gebäude, die ab 2024 nutzbar sein könnten. Geplant ist ein Mietvertrag mit der Gebag mit einer Mindestlaufzeit von 30 Jahren.
Dazu kommen in den Folgejahren auch Neubauten, wahrscheinlich auch in Form von Hochhäusern. Uni-rektor Ulrich Radtke bezifferte den Investitionsbedarf der UDE auf „sicher mehr als 500 Millionen Euro“. Er verwies aber auch auf die vorhandenen Gebäude der Ingenieurwissenschaften aus den 50er und 60er Jahren, die er als „abgängig“bezeichnete. „Gutachten haben ergeben, dass eine Sanierung teurer wäre als Neubauten“, so Radtke. Und der Platz auf dem vorhandenen Campus sei ohnehin arg begrenzt. Radtke hofft nun ein „Planungs-go“aus dem Landeswissenschaftsministerium noch vor der Landtagswahl, damit eine neue Landesregierung darauf aufbauen und die Planung fortsetzen könne.
Die alte Richthalle des ehemaligen Bahn-ausbesserungswerks soll den Mittelpunkt des neuen Technologiequartiers bilden. Darauf wies Gebag-chef Bernd Wortmeyer am Montag hin. Hier könne sich auch Gastronomie, Freizeit und Veranstaltung verwirklichen lassen.
Technologieaffine Firmen und Start-ups sollen sich künftig in dem Quartier auf einer Gesamtfläche von rund 30 Hektar (mehr als 42 Fußballfelder) ansiedeln. Wirtschaftsdezernent Andree Haack erläuterte, dass nicht nur Wasserstoff zum „Motor des Strukturwandels“würde, sondern auch starke Ingenieurwissenschaften. Die gemeinsame Transfergesellschaft von UDE, Stadt und Gebag könne nach dem Vorbild Aachens einen Campus entwickeln, bei denen Forschung und Wirtschaft Hand in Hand arbeiteten. Helfen könnten da Fördermittel des Landes aus dem Fünf-standorte-programm, mit dem der Ausstieg aus der Verstromung der Kohle finanziell abgefedert werden soll.
Gebag-chef Wortmeyer sieht die Entwicklung in Wedau Nord im Kontext zu den Projekten „Duisburger
Dünen“und „6-Seen-wedau“, die auf insgesamt 120 Hektar Fläche den Strukturwandel Duisburgs erlebbar machen sollen.
Bis auf die Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude durch die Universität in einigen Jahren wird sich das Technologiequartier aber eher langsamer entwickeln: „Einen Fehler machen wir nicht: Wir werden nicht versuchen, das Quartier möglichst schnell voll zu kriegen.
Das wäre ganz einfach – aber wir möchten, dass das Quartier organisch wächst und alles zusammen passt“, so Link. Der OB geht davon aus, dass Ende 2024 Planungsrecht besteht und die Bestandsgebäude dann 2024/2025 genutzt werden können. Alles weitere wie auch die anschließende Vermarktung des Geländes werde sich nicht alles „innerhalb dieses Jahrzehnts“ergeben. „Das lässt sich noch nicht absehen.
Aber ich sehe hier große Chancen für Duisburg und eine Entwicklung, die ähnlich verlaufen könnte wie in Aachen.“
Man wolle „kein neues Aachen werden“, betonte Radtke. „Wir wollen Duisburg werden“, so der UniRektor. Beharrlichkeit zahle sich am Ende aus, meinte er. Das zeige auch das Festhalten am Institut für Brennstoffzellentechnik, das inzwischen gefragter sei als je zuvor.