Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Moschee geöffnet für interessierte Besucher
Die Dinslakener Ditib-gemeinde veranstaltete Führungen am Tag der offenen Moschee.
DINSLAKEN (aha) Vergnügt wirft sich das kleine Mädchen auf den weichen Teppich in der Gebetsnische. An dieser Stelle im großen Gebetsraum der Moschee an der Lohberger Straße/ecke Hünxer Straße betet sonst der Imam vor der Gemeinde. An diesem Tag dürfen alle Bürgerinnen und Bürger einen Blick in die prachtvollen Räume werfen. Die Ditib-gemeinde freut sich, nach einem Jahr pandemiebedingter Pause wieder zum Tag der offenen Moschee einladen zu können.
Dass diesmal nicht so viele Interessierte kommen würden wie vor zwei Jahren, das war der Gemeinde klar, sagt Vahdet Kirli, der auch die Social-media-auftritte der Gemeinde betreut. Und zwar nicht nur wegen der Corona-pandemie, sondern auch, weil am Tag der offenen Moschee 2019 gleichzeitig die Aktion „Lohberg frühstückt“und der Parkmarkt viele Bürger in den Stadtteil lockten. Und das Wetter war auch besser.
Etwa ein Dutzend Bürger trotzt am Sonntagmorgen dem Regen und besucht die erste von zwei Führungen durch die Moschee. Özkan Yildiz, Vorsitzender des Moscheevereins, zeigt die Räume und beantwortet Fragen – diese sollten ausdrücklich gestellt werden, der Moscheeverein möchte Berührungsängste abbauen.
In strahlendem Türkis-weiß leuchten die Ornamente auf den aus der Türkei importierten speziellen Keramik-fliesen in beiden Räumen. Die Moschee hat einen großen und einen kleineren Gebetsraum. Und ja, beantwortet Vahdet Kirli eine vielfach gestellte Frage, Frauen und Männer könnten gemeinsam beten – das wird aber nicht gemacht, vor allem aus Platzgründen.
Schon vor der Pandemie sei es an Freitagen häufig zu eng gewesen, berichtet Vahdet Kirli. Um die 800 Gläubige kamen zum Freitagsgebet – oft habe man sich mit spontan ausgerollten Teppichen in den Vorräumen ausgeholfen. Weil die Männer in der Mehrzahl seien, würden sie im großen Raum beten, die Frauen im etwas kleineren Nebenraum. Im Ramadan seien die Verhältnisse oft umgekehrt – dann würden die Räume getauscht. Würden Frauen und Männer gemeinsam beten, würden die Männer in den vorderen Reihen platziert – aus „ethischen
Gründen“, wie Kirli formuliert. Welche Frau möchte schon gerne, dass ihr reihenweise Männer auf den Po schauen? Über den Gebetsräumen befinden sich in der ersten Etage die Klassenräume – etwa 300 Kinder besuchen die Koranschule der Gemeinde, die auch eine eigene „Kindermoschee“hat.
In der Coronazeit habe die Gemeinde als eine der ersten mit der Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen, um ein Hygienekonzept abzusprechen. Klebestreifen markieren seitdem auf dem vor zwei Jahren erst angeschafften türkisfarbenen Teppich die Plätze für die Betenden. „Anfangs haben wir darüber hinaus nur jede zweite Reihe besetzt“, erinnert sich Vahdet Kirli, viele Gläubige mussten in dieser Zeit daheim beten.
Mittlerweile lassen die Auflagen aber mehr Betende zu. „Und in Lohberg sind auch schon viele Bürger geimpft“, weiß Kirli. Auch, wenn weiterhin viele Bürgerinnen und Bürger aus Angst vor Ansteckung nicht zu den Gebeten kommen – „langsam kommt das Gemeindeleben wieder in Gang“. Nebenan, in der großen Küche der Gemeinde, locken Kaffee und Tee zu einem lockeren Gespräch mit dem Moscheevorstand – auch das ist ein kleiner Schritt zurück in die Normalität.