Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stichproben-kontrollen auf Weihnachtsmärkten
Das Land eröffnet den Städten eine Perspektive. Flächendeckende Überprüfungen von Corona-zertifikaten seien nicht durchzusetzen.
DÜSSELDORF Die Kommunen in Nordrhein-westfalen hoffen nach der Corona-durststrecke auf eine belebende Wirkung der Weihnachtsmärkte. Der Geschäftsführer des Städtetags NRW, Helmut Dedy, sagte: „Wir sind zuversichtlich, dass mit guten Hygienekonzepten Weihnachtsmärkte unter freiem Himmel möglich sind.“Sie seien Orte der Begegnung und gelebte Tradition. „Darauf freuen sich viele Menschen.“Dedy verwies darauf, dass die Städte am besten wüssten, wie die Märkte vor Ort für die Besucher sicher veranstaltet werden könnten: „Beispielsweise werden die Märkte dezentral mit mehreren Standorten im Stadtgebiet geplant oder die Besucherzahlen begrenzt.“
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat den Kommunen einen Leitfaden an die Hand gegeben. Demnach gilt ab einer Personenzahl von gleichzeitig mehr als 2500 anwesenden Besuchern die sogenannte 2G-regel. Ausschließlich Genesene und vollständig Geimpfte dürfen sich dann an den Glühweinständen und Handwerksbuden tummeln. Bei Veranstaltungen mit weniger Besuchern und einer Inzidenz von mehr als 35 dürften auch Getestete teilnehmen.
Das Ministerium selbst sieht die Grenzen der Kontrollierbarkeit einer solchen Regel und schreibt, da bei Angeboten wie großen Stadtfesten oder Kirmessen oft keine Zugangssteuerung möglich sei – etwa bei Volksläufen im gesamten Stadtgebiet –, gebe es hier eine Sonderregelung: „Wenn eine Zugangskontrolle bei Veranstaltungen im Freien aufgrund des Veranstaltungscharakters nicht möglich ist, haben die für die Veranstaltung verantwortlichen Personen auf das Erfordernis eines 3G-nachweises in Einladungen und durch Aushänge hinzuweisen und nachweislich stichprobenartige Überprüfungen durchzuführen.“
Um die Behörden zu entlasten, können die Kontrollen durch Ordnungsdienste und nicht nur durch die Behörden selbst erfolgen. Auch können die Schausteller selbst die Kontrollen etwa beim Zugang zu Fahrgeschäften übernehmen, auch dort reichen Stichproben.
Der Einzelhandel wartet sehnsüchtig auf die Weihnachtsmärkte. „Was wir brauchen, sind Innenstädte, die sich vernünftig inszenieren können und auch die emotionalen Bedürfnisse von Kunden beim Weihnachtsshopping erfüllen können“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. Die Weihnachtsmärkte seien von „größter Bedeutung“. Im November und Dezember machten viele Sortimentsbereiche 50 Prozent eines Jahresumsatzes. Das liegt auch daran, dass in dieser Zeit viele Busse aus den Nachbarländern kommen, allein 1000 aus den Niederlanden nach Düsseldorf.
Achten weiß aber auch um die Bedeutung der Märkte für andere Branchen: „Schausteller, Gastronomen und Handel sind in der Hinsicht eine Gemeinschaft.“Den Schulterschluss probt auch Albert Ritter, der Chef des Deutschen Schaustellerbundes: „Die Weihnachtsmärkte machen die Innenstädte voll. Das ist wichtig für den Einzelhandel.“Ritter sieht die Übertragung der Kontrollen bei größeren Märkten unkritisch. Man habe mit den temporären Freizeitparks und einigen Kirmesveranstaltungen schon Erfahrungen bei Großveranstaltungen in CoronaZeiten gesammelt.
Ob sich die Hoffnungen am Ende erfüllen, ist noch unsicher. So sagte eine Ministeriumssprecherin: „Ob die aktuellen Regeln auch im November beziehungsweise Dezember gelten werden, kann derzeit nicht prognostiziert werden.“