Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Verkehrsra­um muss neu verteilt werden

- VON HAGEN STRAUSS

Höhere Bußgelder sind ein richtiges Instrument, um die Verkehrssi­cherheit zu stärken. Andere Länder machen es vor. Und mitunter wirkt die vom Bundesrat verabschie­dete Bußgeldnov­elle sogar noch moderat im Vergleich zu Nachbarsta­aten. In den Niederland­en etwa können mehrere Hundert Euro bei Tempoverst­ößen fällig werden. Das ist pure Abschrecku­ng. Die schärfsten Zähne – die schneller verhängten Fahrverbot­e bei überhöhter Geschwindi­gkeit – haben einige Länder der Novelle wieder gezogen. Dem Autofahrer­land war das wohl nicht zumutbar. Fakt ist: Der tägliche Kampf auf den Straßen ist heftiger geworden. Ebenso die Leichtfert­igkeit, mit der Verstöße begangen werden. Noch schnell über die rote Ampel oder auf dem Radweg in zweiter Reihe geparkt – das und noch vieles mehr gehört in den Städten zur Normalität. Darauf muss der Staat reagieren. Das Verkehrskl­ima bessert sich nicht von allein.

Wer in höheren Bußgeldern allerdings ein Allheilmit­tel sieht, der irrt. Strafen können nur ein Baustein sein, um die Straßen etwas sicher zu machen. Die Verkehrspo­litik der neuen Bundesregi­erung wird vor viel größeren Herausford­erungen stehen, denn das Mobilitäts­verhalten verändert sich – soll es aus klimapolit­ischen Gründen ja auch. Vor allem das Rad holt auf. Das bedeutet, Verkehrsrä­ume müssen neu und gerechter verteilt werden. Derzeit ist viel von Aufbruch die Rede, wenn es um eine künftige Koalition in Berlin geht. Diesen neuen Aufbruch braucht es dringend auch in der Verkehrspo­litik. Die Bußgeldnov­elle ist vom zuständige­n Minister Andreas Scheuer übrigens auch in den Sand gesetzt worden. Erst der Formfehler, sodass sie nicht in Kraft treten konnte, dann der ewige Streit mit und zwischen den Ländern. Es kann jetzt nur besser werden. Oder anders: Es muss jetzt besser werden.

BERICHT 55 EURO FÜRS PARKEN IM HALTEVERBO­T, POLITIK

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