Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
4,7 Prozent mehr Gehalt für Beschäftigte im Nrw-handel
DÜSSELDORF Was lange währt, wird endlich fertig: In der siebten Verhandlungsrunde haben sich die Vertreter des Handelsverbands NRW und der Gewerkschaft Verdi am Freitag auf einen Tarifvertrag für den nordrhein-westfälischen Einzelhandel geeinigt. Der sieht nach Gewerkschaftsangaben vor, dass die Löhne und Gehälter für Beschäftigte bis zur Gehaltsgruppe Verkäuferin im letzten Berufsjahr (2704 Euro in Vollzeit) rückwirkend zum 1. September um drei Prozent steigen. Alle Beschäftigten in höheren Entgeltgruppen bekämen einen Festbetrag von 81,12 Euro. Ab Mai 2022 sollen alle Mitarbeiter weitere 1,7 Prozent mehr Geld erhalten. Die Ausbildungsvergütungen steigen ab September 2021 und September 2022 um je 30 Euro. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Damit übernimmt Nordrhein-westfalen den Pilotabschluss, der Ende September in Hessen zustandegekommen war und den der bundesweite Branchenverband HDE bereits kritisiert hatte.
Die Branche sei von Verdi erpresst worden und in Teilen überfordert gewesen, hatte der HDE geklagt. Auch in NRW dürften die Tarifpartner mit der Regelung nicht restlos zufrieden sein: „Wir sind damit nicht glücklich, weil der neue Tarifvertrag nicht danach differenziert, welche Betriebe durch die Pandemie besonders getroffen worden sind. Aber mehr war wohl nicht möglich. Die Unternehmen stehen jetzt vor großen Herausforderungen“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW und Verhandlungsführer der Arbeitgeber, unserer Redaktion.
Aus Sicht von Verdi-verhandlungsführerin Silke Zimmer ist das Nichtzustandekommen der viel diskutierten Branchendifferenzierung im Tarifvertrag zwar ein großer Erfolg. Aber auch die Gewerkschaft musste Zugeständnisse machen. „Auf eine gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeitserklärung für die Tarifverträge im Einzelhandel konnte man sich nicht verständigen“, räumte Zimmer ein.
Die Branchendifferenzierung war bereits im Vorfeld der Tarifverhandlungen ein großes Thema gewesen. Während beispielsweise die großen Lebensmittelhändler von der Pandemie sogar noch profitierten, weil viele Menschen mehr zu Hause waren und mehr kochten, litten die Non-food-händler, vor allem die Anbieter von Bekleidung, unter den Lockdowns und verloren dadurch massiv an Umsatz.