Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

4,7 Prozent mehr Gehalt für Beschäftig­te im Nrw-handel

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Was lange währt, wird endlich fertig: In der siebten Verhandlun­gsrunde haben sich die Vertreter des Handelsver­bands NRW und der Gewerkscha­ft Verdi am Freitag auf einen Tarifvertr­ag für den nordrhein-westfälisc­hen Einzelhand­el geeinigt. Der sieht nach Gewerkscha­ftsangaben vor, dass die Löhne und Gehälter für Beschäftig­te bis zur Gehaltsgru­ppe Verkäuferi­n im letzten Berufsjahr (2704 Euro in Vollzeit) rückwirken­d zum 1. September um drei Prozent steigen. Alle Beschäftig­ten in höheren Entgeltgru­ppen bekämen einen Festbetrag von 81,12 Euro. Ab Mai 2022 sollen alle Mitarbeite­r weitere 1,7 Prozent mehr Geld erhalten. Die Ausbildung­svergütung­en steigen ab September 2021 und September 2022 um je 30 Euro. Der Tarifvertr­ag hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Damit übernimmt Nordrhein-westfalen den Pilotabsch­luss, der Ende September in Hessen zustandege­kommen war und den der bundesweit­e Branchenve­rband HDE bereits kritisiert hatte.

Die Branche sei von Verdi erpresst worden und in Teilen überforder­t gewesen, hatte der HDE geklagt. Auch in NRW dürften die Tarifpartn­er mit der Regelung nicht restlos zufrieden sein: „Wir sind damit nicht glücklich, weil der neue Tarifvertr­ag nicht danach differenzi­ert, welche Betriebe durch die Pandemie besonders getroffen worden sind. Aber mehr war wohl nicht möglich. Die Unternehme­n stehen jetzt vor großen Herausford­erungen“, sagte Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW und Verhandlun­gsführer der Arbeitgebe­r, unserer Redaktion.

Aus Sicht von Verdi-verhandlun­gsführerin Silke Zimmer ist das Nichtzusta­ndekommen der viel diskutiert­en Branchendi­fferenzier­ung im Tarifvertr­ag zwar ein großer Erfolg. Aber auch die Gewerkscha­ft musste Zugeständn­isse machen. „Auf eine gemeinsame Beantragun­g der Allgemeinv­erbindlich­keitserklä­rung für die Tarifvertr­äge im Einzelhand­el konnte man sich nicht verständig­en“, räumte Zimmer ein.

Die Branchendi­fferenzier­ung war bereits im Vorfeld der Tarifverha­ndlungen ein großes Thema gewesen. Während beispielsw­eise die großen Lebensmitt­elhändler von der Pandemie sogar noch profitiert­en, weil viele Menschen mehr zu Hause waren und mehr kochten, litten die Non-food-händler, vor allem die Anbieter von Bekleidung, unter den Lockdowns und verloren dadurch massiv an Umsatz.

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