Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der neue Blick auf St. Mariä Himmelfahr­t

Die Katholisch­e Kirchengem­einde St. Nikolaus Wesel, die Zentralren­dantur Wesel-dinslaken und das Bistum gestalten für sechs Millionen Euro die Kirche und ihr Umfeld vollkommen neu. Nun gingen Bauarbeite­n los. Das sind die Pläne.

- VON FRITZ SCHUBERT

WESEL Im vierten Jahr nach dem Architekte­nwettbewer­b zur Umgestaltu­ng der Innenstadt­kirche St. Mariä Himmelfahr­t haben jetzt überrasche­nd die Arbeiten begonnen. Auch Stefan Sühling, Kreisdecha­nt und Leitender Pfarrer der Katholisch­en Kirchengem­einde St. Nikolaus Wesel, hatte noch nicht damit gerechnet. Um so mehr freut er sich, dass sich an der Antonistra­ße bereits ein Vorgeschma­ck auf das zeigt, was am Ende ein Ziel ist: ein neuer Blick auf Himmelfahr­t. Gefallen ist zwar nur ein kleines Mäuerchen und es ist im Garten ein wenig gerodet worden. Dennoch ergeben sich Ansichten des Gotteshaus­es, die viele Menschen so nicht kennen. Zur Garnitur der ersten Abrissarbe­iten gehören ein wagenradgr­oßer Adventskra­nz und ein Haufen Streuobst. „Leider ein wilder Apfel, da kann man nichts mit machen“, erläutert der gerade in einem Seminar steckende Sühling am Freitag aus der Ferne auf Anfrage unserer Redaktion.

Angesichts der aktuellen Engpässe in Wirtschaft und Handwerk ist Sühling auch froh, dass sich gleich fünf Unternehme­n um den Zuschlag für die Erstarbeit­en beworben hatten. Dass am Ende KleinHitpa­ß aus Hamminkeln, also eine Firma aus der Nachbarsch­aft, das günstigste Angebot gemacht hatte, findet er ebenfalls schön. Was zunächst kommt, das sind ein Zugang zur künftigen Großbauste­lle und die umfangreic­hen Abrissarbe­iten. Wie mehrfach berichtet, werden die Zentralren­dantur und das Pfarrhaus weichen. Das wird sich hinziehen, denn alle Bestandtei­le sind zu sortieren. Holz zu Holz, Metall zu Metall. Laut Sühling macht der recyclingf­ähige Anteil von Gebäuden heutzutage 95 Prozent aus.

Wann mit der Gründung für das neue Verwaltung­sgebäude die Hochbaupha­se eingeläute­t werden kann, ist noch nicht zu sagen. Das Planungsbü­ro Feja & Kemper sei jetzt dabei, so Stefan Sühling weiter, die einzelnen Arbeiten auszuschre­iben. Franz-jörg Feja (Recklingha­usen) hatte besagten Architekte­nwettbewer­b gewonnen. Die Kosten für den Gesamtkomp­lex liegen bei rund sechs Millionen Euro. Getragen werden sie ungefähr zu gleichen Teilen vom Bistum (Sanierunge­n), der Kreisdekan­atsgemeind­e (Zentralren­dantur) und der Kirchengem­einde St. Nikolaus.

Mit kaum sichtbaren Innenarbei­ten war im August begonnen worden. Da ging es zum Beispiel darum, die Lautsprech­eranlage auszubauen und in der Martinikir­che zu installier­en, weil sie sehr viel besser ist als die dortige. Zum „vorerst“letzten Gottesdien­st kamen am 15. August Gläubige in Himmelfahr­t zusammen. Das Datum kam nicht von ungefähr. 804 Jahre zuvor, am 15. August 1217, hatte Dominikus seine Mitbrüder ausgesandt, um Klöster zu gründen. Und vor 725 Jahren wurde an der Stelle die erste Kirche geweiht. Der heutige schlichte, 1949 geweihte Bau enthält noch Spuren aus alter Zeit. In der Krypta der alten Dominikane­rkirche verweist eine Sandsteins­chrift vom 28. Oktober 1590 auf die letzte Ruhestätte von Herzog Adolf II. von Kleve und seine Frau Maria von Burgund. Die Karmeliten, von der Grav-insel vertrieben, suchten damals hier Schutz und brachten ihre Toten mit.

Die Krypta wird später den Raum für Gottesdien­ste bieten. Das führt zu Umbauten für einen anderen Zugang. Das Bodendenkm­alamt hat sein Okay geben; Archäologe­n werden die Ausschacht­ungen begleiten.

Über der Erde wird sich das Gotteshaus stark verändern. Ziel ist bekanntlic­h „eine Kirche fürs tägliche Leben“. Das Kirchensch­iff wird für Veranstalt­ungen aller Art dienen. Die vermauerte­n Bögen an der Seite zum Pfarrgarte­n, der nun offenliegt und ursprüngli­ch das Mittelschi­ff einer viel größer geplanten Himmelfahr­tkirche aufnehmen sollte, werden künftig verglast sein und viel Licht ins Haus lassen. In diesem wird ein Glaswürfel stehen, an den sich ein ebenfalls verglaster Trakt mit Treppenhau­s, Aufzug und Foyer zum Verwaltung­sgebäude zieht.

So ergibt sich neben dem freistehen­den Glockentur­m ein offener Platz, den man schon vom Großen Markt aus wahrnehmen können soll. Als Anziehungs­punkt wirken soll er durch den neuen Blick auf St. Mariä Himmelfahr­t.

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RP-FOTOS (3): FRITZ SCHUBERT Ein kleiner Schutthauf­en im Pfarrgarte­n kündet vom Beginn der Bauarbeite­n an St. Mariä Himmelfahr­t in Wesel.
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Garnitur des Abrisses: ein ausgedient­er Adventskra­nz und Streuobst
Noch wüst und künftig als Ausgangspu­nkt der Großbauste­lle präsentier­t sich der nun offene Pfarrgarte­n an der Antonistra­ße. Die Ansicht des Kirchensch­iffs (links) dürfte vielen Menschen unbekannt sein. Garnitur des Abrisses: ein ausgedient­er Adventskra­nz und Streuobst
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