Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Anglertreff schließt nach fast 30 Jahren
Aus gesundheitlichen Gründen wird das Ehepaar Britta und Robert Hüttermann sein Geschäft zum Ende des Jahres aufgeben. Den Anglertreff verlassen die Inhaber mit reichlich Wehmut und vielen schönen Erinnerungen.
DINSLAKEN (pst) Als Britta Hüttermann vor dem Anglertreff an der Elisabethstraße steht, über die bald anstehende Schließung und die mit dem Laden verbundenen Erinnerungen nachdenkt, bekommt sie Tränen in den Augen. „Bist du traurig, Britta?“, fragt ihr Mann Robert und sagt nach einem kurzen Innehalten: „Ich auch.“Das Ehepaar hat fast 30 Jahre lang das Geschäft, welches im Grunde alles anbietet, was das Anglerherz begehrt, sowie seit einigen Jahren auch Darts-zubehör, geführt. Doch aus gesundheitlichen Gründen – Robert Hüttermann hat eine mit vielen Schmerzen verbundene Nervenkrankheit – geben die beiden mit viel Wehmut das Geschäft auf.
„Als wir angefangen haben, gab es insgesamt vier Angelgeschäfte in Dinslaken, wobei zwei davon das nebenbei zu einem Zoohandel gemacht haben. Die anderen haben dann nach und nach aufgehört und wir sind übergeblieben“, erzählt Robert Hüttermann. Im Sommer 1992 wurde das Geschäft Am Pfauenzehnt eröffnet, 1999 ist man an den heutigen Standort umgezogen. „Wir haben das Ganze von Null aufgezogen. Wir hatten keine Kunden am Anfang, aber das hat sich relativ schnell entwickelt. Und die Kunden, die kommen, muss man pflegen“, erklärt der 58-Jährige. Viele Kunden seien im Laufe der Jahre Freunde geworden.
„Wir haben Kunden, die früher von den Eltern im Kinderwagen hier reingeschoben wurden, die mittlerweile Anfang 20 sind und selber angeln. Und die Jungs, die früher als Teenager hier reingekommen sind, sind mittlerweile um die 40 und gestandene Männer. Das ist schon verrückt“, findet Hüttermann. In den vergangenen Jahren seien auch immer mehr Familien gekommen. „Die machen dann am Wochenende Ausflüge und es werden auch immer mehr Frauen, die angeln, weil sie keine Lust haben, die ganze Zeit daneben zu sitzen“, sagt Britta Hüttermann. Oft seien es auch Leute, „die als Jugendliche angeln waren und dann für einige Jahre aufhören, weil zum Beispiel Beruf und Familie die Zeit nicht mehr zulassen, später aber wieder dazu kommen“, ergänzt ihr Mann.
Passenderweise dreht sich, als der Inhaber das erzählt, ein Kunde um und sagt, bei ihm sei es so gewesen und seine Frau habe mittlerweile auch einen Angelschein gemacht. Robert und Britta Hüttermann seien früher auch oft mit ihren Kindern angeln gewesen. „Unser Sohn angelt immer noch sehr viel, unsere Tochter eher weniger, aber sie kommt trotzdem gerne mit“, erzählt der Vater.
Gerade die Kinder waren ein wichtiger Grund, den Laden überhaupt aufzumachen. Vorher habe er im Außendienst gearbeitet und wäre fast nur unterwegs gewesen. „Mit dem Laden konnten wir dann
Mittagspause machen, mit den Kindern Hausaufgaben machen, besprechen, wie es in der Schule war und so weiter.“Den Angler-treff zu übernehmen, sei aber für keines der beiden Kinder eine Option, erklärt Hüttermann.
Er möchte sich bei den Kunden für die mitunter jahrzehntelange Unterstützung bedanken und „zusehen, dass wir möglichst viele Kontakte halten. Es war eine erlebnisreiche Zeit, in der wir viele tolle Leute kennengelernt haben“, betont er. Er habe zum Beispiel einen Kunden, der von Anfang an regelmäßig komme und mit dem er, soweit es die Zeit zulässt, regelmäßig angeln gehe. Auch sei er 20 Jahre lang mit Freunden jährlich zu Angeltouren nach Norwegen gefahren. „Da haben wir immer sehr viel erlebt“, blickt Robert Hüttermann zurück.
Bevor es in den Ruhestand geht, machen die Hüttermanns im November drei Wochen Urlaub in Dänemark. „Das ist eine gute Zeit, um den Laden auch mal zu schließen. Das Wetter ist nicht gut, es wird früh dunkel und so ist meistens nicht viel los, weil die Leute nicht angeln gehen.“Wie es dann im Ruhestand weitergeht, lassen die beiden auf sich zukommen. „Mal schauen, was passiert. Erstmal werde ich in die Reha gehen und dann wohl in Frührente. Wir haben etwas gespart und der Laden ist Eigentum, den könnten wir vermieten. Ansonsten haben wir einen schönen Campingplatz, wo wir auch angeln können und es wird sicherlich schön, wieder mehr Zeit für uns zu haben“, sagt Robert Hüttermann.