Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das Bistum muss Macht abgeben
Es hat weniger Gläubige, weniger Geld und vor allem: viel zu wenig Priester. Das katholische Bistum Münster muss reagieren. Wie das kirchliche Leben in Zukunft laufen soll, das soll jetzt maßgeblich die Basis gestalten. Die Gemeinden, Ehrenamtliche. Denn aufs Ehrenamt wird es in Zukunft noch viel mehr ankommen – irgendwer muss die Lücken ja schließen, die da aufreißen.
Ob dieser Prozess gut endet, hängt zum Teil davon ab, wie das Bistum die Sache anfängt. Es muss aus einer Niedergangs- eine Art Aufbruchstimmung machen. Mit der Botschaft: Jetzt sind die Gemeindemitglieder wirklich gefragt. Jetzt geht es um die Ideen jedes Einzelnen. Wir haben begriffen: Die Laien sind das Leben der Kirche.
Über allem stehen allerdings auch noch die großen, grundsätzlichen Themen und Fragen, die das Gefühl der Menschen zu ihrer Kirche prägen. Die Rechte und das Rollenbild von Frauen in der katholischen Kirche. Der Blick auf und der Umgang mit schwulen und lesbischen Männern und Frauen. Der Blick auf und der Umgang mit Geschiedenen. Besonders wichtig gerade jetzt: Die Hierarchie in dieser Institution und die Frage, inwieweit die Anliegen der Laien gehört werden.
Über viele Aspekte der grundlegenden Werte-orientierung wird nun mal nicht im Bistum Münster entschieden. Wenn Menschen sich wegen der großen Weichenstellungen innerlich distanzieren, dann dürfte es schwerfallen, sie dazu zu bringen, nun mit viel Verantwortung die Veränderung zu stemmen. Zumal wenn es dabei darum geht, Liebgewonnenes aufzugeben.
Das heißt nicht, dass es nicht klappen kann. Aber es braucht dafür nicht nur Geschick bei der Moderation. Sondern tatsächlich die Bereitschaft des Bistums, Macht über die Entwicklung abzugeben an jene, ohne die es gar keine Entwicklung geben wird.
Ende Oktober ist die erste Infoveranstaltung des Bistums in der Region. Wir werden sehen.
Sina Zehrfeld
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