Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Bei Anruf Einsatz
Mal ist es ein Verkehrsunfall, ein Feuer oder ein häuslicher Notfall – die Zahl der Alarmierungen des Rettungsdienstes ist in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen. Mehr Sanitäter werden gebraucht.
Wer bei einem medizinischen Notfall die 112 wählt, braucht schnelle Hilfe. Wenn die Leitzentrale den Rettungsdienst alarmiert, ist er in Deutschland in der Regel in zehn bis 15 Minuten vor Ort. Was die Einsatzkräfte an einem Unfallort oder hinter einer Wohnungstür erwartet, ist für sie weitestgehend ungewiss. Normalerweise sorgt so etwas für eine innere Anspannung, für einen Adrenalinschub. Notfallsanitäter müssen aber Ruhe und Konzentration bewahren. „Es gibt für alle Situationen ein bestimmtes Schema, einen roten Faden, nach dem die Aufgaben abgearbeitet werden. Das hilft, ruhig und konzentriert zu bleiben“, sagt Heiko Hartmann, Bereichsleiter Rettungsdienste beim Deutschen Roten Kreuz in Düsseldorf und selbst seit 1987 im Rettungsdienst tätig. Und damit weiß er aus eigener Erfahrung, dass es auch schlicht eine Frage der Übung und damit der Erfahrung ist, in Notsituationen immer den Überblick zu behalten.
Der Beruf des Notfallsanitäters hat sich nicht nur durch eine Ausbildungsreform vor einigen Jahren verändert. Die Anforderungen an den Rettungsdienst sind vor allem gestiegen: „Die Menge der Einsätze nimmt immer weiter zu“, weiß Hartmann. Die Gründe liegen in der älter werdenden Bevölkerung, aber auch in der zunehmenden Zahl an Alleinlebenden, die ohne Hilfe des Rettungsdienstes keiner medizinischen Versorgung zugeführt werden können. „Und wenn die 112 gewählt wird, kommen wir natürlich auch immer.“
Die steigende Anzahl an Einsätzen hat in den vergangenen Jahren einen enormen Personalengpass ausgelöst. Geschuldet sei dieser Fachkräftemangel auch der Ausbildungsreform, so Hartmann. Zwei Jahre dauerte die vorherige Ausbildung zum Rettungsassistenten, aufgeteilt in ein Jahr schulische Ausbildung und ein Jahr praktische auf einer Rettungswache. Die Schulgebühr mussten in der Regel die Azubis selbst bezahlen. Die neue dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter gestaltete sich für die Rettungsdienste acht- bis zehnmal teurer, weshalb viele nur verhalten ausbildeten. „Inzwischen übernimmt die öffentliche Hand aber die Ausbildungskosten“, sagt Heiko Hartmann.
Wie viele Fahrzeuge und Personal vorgehalten werden müssen, wird von den Kommunen im alle fünf Jahre aktualisierten Rettungsbedarfsplan formuliert. Beim DRK in Düsseldorf leisten die Notfallsanitäter eine Zwölf-stunden
„Wir erleben die Menschen in allen möglichen Situationen, auch in sehr privaten und intimen“Heiko Hartmann DRK Düsseldorf
Schicht. „24-Stunden-dienste gibt es bei uns nicht, da haben wir zu sehr Bedenken, weil die Gefahr zu groß ist, die letzten Einsätze übermüdet zu absolvieren“, erklärt Hartmann.
Wenn des einen Arbeitstag endet und des anderen beginnt, treffen sich die Besatzungen der Rettungswagen am Fahrzeug zur Übergabe. „Anschließend überprüft das neue Team zunächst die Ausstattung und alle Geräte“, so Hartmann.
Der Rettungswagen ist im Schnitt an einem Tag zwischen 30 und 50 Prozent tatsächlich im Einsatz – tagsüber häufiger als nachts. „In der Zwischenzeit kümmern sich die Mitarbeiter auf der Rettungswache unter anderem um Abrechnungsaufgaben, reinigen den Rettungswagen und sorgen für Ordnung“, berichtet der Bereichsleiter des DRK-RETtungsdienstes.
Die Besatzung eines Einsatzwagens besteht aus zwei Personen, in der Regel einem Notfallsanitäter und einem
Rettungssanitäter, der den Wagen fährt und seinem Kollegen assistiert. Als Rettungssanitäter hat man eine dreimonatige Ausbildung absolviert, die zu gleichen Teilen in der Schule, in einer Klinik und auf der Rettungswache stattfindet.
Wer sich für den Job im Rettungsdienst entscheidet, sollte den Umgang mit Menschen nicht scheuen und keine Berührungsängste haben. „Wir erleben die Menschen in allen möglichen Situationen, auch in sehr privaten und intimen“, erzählt Hartmann. Grundlegendes Interesse für Medizin und Technik sollten auch mitgebracht werden. Und Tugenden wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit sind für Lebensretter natürlich unverzichtbar.