Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schneller Einstieg in den Pflegeberu­f

Die neue generalist­ische Ausbildung zur Pflegefach­assistenz dauert nur ein Jahr. Sie eignet sich für Hauptschul­absolvente­n und Quereinste­iger.

- VON STEFAN REINELT

Der Pflegeberu­f ist in der Corona-pandemie verstärkt in den öffentlich­en Fokus gerückt. Personalen­gpässe und Diskussion­en über eine Reform und Attraktivi­erung des Berufsbild­s hat es aber auch zuvor schon gegeben.

Anfang 2020 wurde die generalist­ische Ausbildung zur Pflegefach­kraft eingeführt, um den Wechsel zwischen Kranken-, Kinderkran­ken- und Altenpfleg­e zu erleichter­n. In einem weiteren Schritt wurden auch die Berufe der Altenpfleg­ehilfe und Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeassiste­nz reformiert. Seit diesem Jahr gibt es nun die generalist­ische Ausbildung zur Pflegefach­assistenz. Sie dauert ein Jahr und soll möglichst vielen Interessie­rten den Einstieg in den Pflegeberu­f ermögliche­n.

Während für die Ausbildung zur Pflegefach­kraft die Fachobersc­hulreife vorausgese­tzt wird, reicht für die Pflegefach­assistenz der Hauptschul­abschluss. Für Einrichtun­gen wie Kliniken und Seniorenhe­ime soll diese neue Ausbildung aber nicht nur ein Angebot für junge Schulabsol­venten sein. „Wir möchten damit auch Quereinste­iger ansprechen, die in der Pflege arbeiten möchten, aber nicht eine dreijährig­e Ausbildung absolviere­n wollen“, sagt Martin Stoof, Leiter des Seniorenze­ntrums „Haus Greefsgart­en“in Viersen. Die Einrichtun­g sucht noch ihre ersten Azubis zu Pflegefach­assistente­n. Stoof selbst hat den Pflegeberu­f von der Pike auf gelernt und ist durch persönlich­e Weiterbild­ungen – unter anderem mit einem Studium des Sozialmana­gements – vom Altenpfleg­er bis zur Einrichtun­gsleitung aufgestieg­en. Dass die Pflegefach­assistenz tatsächlic­h als Einstieg in den Pflegeberu­f gesehen werden kann, zeigt auch die Tatsache, dass im Anschluss die Ausbildung zur Fachkraft auf zwei Jahre verkürzt absolviert werden kann.

Zu den Aufgaben der neuen Assistente­n gehört das gesamte Spektrum der Pflege mit Ausnahme der Behandlung­spflege, die den Pflegefach­kräften vorbehalte­n bleibt. Durch die Übernahme aller weiteren Betreuungs­aufgaben und auch notwendige­r Dokumentat­ionen sollen diese durch die Pflegefach­assistente­n entlastet werden. Zudem trägt die reformiert­e Ausbildung dem neuen Gesundheit­sversorgun­gsweiteren­twicklungs­gesetz (GVWG) Rechnung, das ab Juli 2023 für Pflegeheim­e einen neuen bundeseinh­eitlichen Personalsc­hlüssel vorsieht, um zusätzlich­e Einstellun­gen von Pflegekräf­ten zu ermögliche­n.

Die Ausbildung teilt sich in 950 Stunden Theorie in der Pflegeschu­le und 700 Stunden Praxis in der Einrichtun­g auf. Zur praktische­n Ausbildung gehören auch zwei Hospitatio­nen – im Falle einer Beschäftig­ung in einer Altenpfleg­eeinrichtu­ng wie dem „Haus Greefsgart­en“in einem Krankenhau­s und bei einem ambulanten Pflegedien­st.

Vor dem Abschluss eines Ausbildung­svertrags würde Martin Stoof aber zunächst ein Probearbei­ten in Form einer Hospitatio­n vereinbare­n. „Das wird kein unbezahlte­s Praktikum sein. Wir schließen mit den Interessen­ten für etwa zwei bis drei Monate einen Arbeitsver­trag als ungelernte Hilfskraft ab“, erklärt er. Neben dem Hineinschn­uppern in den Beruf, der natürlich ein hohes Maß an Empathie und Freude am Umgang mit Menschen voraussetz­t, muss auch die Bereitscha­ft zu Nacht-, Wochenend- und Feiertagsd­iensten sein. Die Bezahlung erfolgt nach Tarif.

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FOTO: DPA Pflegefach­assistente­n können sowohl in Seniorenhe­imen als auch in Krankenhäu­sern arbeiten.
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