Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
2000 Bäume für Nrw-innenstädte
Die Landesregierung legt ein Förderprogramm für Kommunen neu auf. Das Ziel: Die Citys sollen begrünt und belebt werden, etwa mit individuellen Bänken. SPD und Grüne fordern ein umfassenderes Konzept für die Stadtentwicklung.
DÜSSELDORF Nordrhein-westfallens Innenstädte sollen grüner werden. Dazu hat die Landesregierung aus CDU und FDP jetzt ein Förderprogramm für Städte und Gemeinden neu aufgelegt. „Die Kommunen bekommen etwa Geld dafür, dass sie Fassaden begrünen und insgesamt 2000 Bäume in Innenstädten pflanzen, das können auch mobile Bäume sein“, also etwa in großen Kübeln, sagte Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) unserer Redaktion. Bisher habe der Schwerpunkt des Programms auf einer Belebung der Innenstädte gelegen, jetzt stehe die Attraktivität im Vordergrund. Dafür seien 30 Millionen Euro vorgesehen. Die Vorläuferprogramme hatten ein Fördervolumen von 70 Millionen Euro und seien nahezu ausgeschöpft worden.
NRW will dabei dem „Schwammstadt“-prinzip folgen, das in Skandinavien entwickelt wurde und das unter anderem die Stadt Wien bereits praktiziert. Das Konzept sieht vor, Bäumen unterhalb der befestigten Oberfläche mehr Raum zu geben. Ein durchschnittlicher Stadtbaum wird in verbauter Fläche bisher nur 20 bis 25 Jahre alt.
Namensgebend ist ein Substrat unter der Oberfläche, das wie ein Schwamm funktioniert. Splitt, vermischt mit Kompost und anderen Substanzen, soll dabei den Wurzeln genügend lockeren Untergrund bieten. Gleichzeitig kann das Substrat in den kleinen Hohlräumen Wasser speichern, das dem Baum dadurch zur Verfügung steht und langsamer an die Umgebung und die Kanalisation abgegeben wird. Somit leistet das System Experten zufolge einen Beitrag, damit das Wasser bei Starkregen besser versickert.
Unterstützen will die Kommunalministerin aber auch andere Ideen, um Innenstädte in Corona-zeiten attraktiver zu machen: „Wir fördern auch Sitzbänke in den Städten, die individuell gestaltet sind, damit jede Gemeinde unverwechselbar bleibt.“Auch werde erstmals mit 75.000 Euro auf zwei Jahre befristet Personal gefördert, das die Kommunen für die Aufwertung ihrer Innenstädte bräuchten. Weiterhin bleibe es daneben ein Ziel der Förderhilfen, den Leerstand zu bekämpfen, indem die Kommunen mit dem Geld leerstehende Ladenlokale anmieten und weiterverpachten.
Die Kommunen begrüßen den Vorstoß der Landesregierung: „Die Städte wollen innovative Impulse setzen, um Stadtzentren attraktiv zu halten. Die Fördermittel des Landes aus dem Sofortprogramm Innenstadt werden dafür dringend gebraucht“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetags NRW. Die Förderung sei vielversprechend: „Mehr Grünflächen, weniger Versiegelung – auch das trägt dazu bei, Innenstädte zu attraktiven Treffpunkten umzubauen, in denen sich Menschen gerne aufhalten.“
Aus Sicht der Opposition nimmt die Landesregierung nicht genug Geld in die Hand. „Wir haben deshalb als Spd-fraktion einen Masterplan ‚Lebendige Innenstadt' gefordert, der mit einer Milliarde Euro aus dem Rettungsschirm des Landes finanziert werden sollte“, sagte Spd-fraktionsvize Christian Dahm unserer Redaktion. Die Corona-pandemie habe manche Probleme in den Stadtzentren verstärkt: „In dieser Situation ist ein grundsätzliches Umdenken in der Planung und Gestaltung unserer Innenstädte dringend nötig. Lebendige Innenstädte sind mehr als reine Einzelhandelsstandorte. Sie brauchen einen Mix aus Handel, Gastronomie, Wohnen, Arbeit und Kultur“, so Dahm.
Die Grünen betonen den Aspekt der Klimaanpassung – Grünflächen und Wasserläufe müssten in den Städten gezielt entwickelt werden: „Es braucht ein richtiges ganzheitliches Konzept für die Stadtentwicklung und nicht nur ein isoliertes Programm mit unzusammenhängenden Maßnahmen“, sagte der Grünen-abgeordnete Johannes Remmel unserer Redaktion. Um dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken, seien Baugebote sinnvoll. Damit könnten Supermarktketten mit vielen Parkplätzen oder eingeschossige Discounter in bester Innenstadtlage dazu bewegt werden, auf mindestens drei Etagen aufzustocken, Parkplätze zu überbauen und so dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Remmel ergänzte: „Natürlich wünschen wir uns mehr Bäume in Innenstädten, aber es sollten schon richtige sein und nicht nur Pflanzkübel.“