Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

TOTAL DIGITAL Das Ende der Zivilisati­on

Der Ausfall von Facebook und Co. ist eine harte Lehre für viele Unternehme­n.

- FELICIA KUFFERATH

Am vergangene­n Montag erhielt die Welt einen kleinen Vorgeschma­ck auf das Ende der Zivilisati­on – also das Ende von Instagram, Facebook undwhatsap­p. Mehr als sechs Stunden lang konnte kein Nutzer auf die Dienste dieser Social-media-plattforme­n zugreifen. Man wurde quasi von der Gesellscha­ft ausgeschlo­ssen. Was man im privaten Umfeld noch halbwegs amüsiert als Zwangserho­lung von Handy und Social Media beschönige­n konnte, war für viele Unternehme­r die Hölle. Der stundenlan­ge Ausfall hat enorme wirtschaft­liche Folgen für Unternehme­n und Selbststän­dige, die Facebook, Instagram und Whatsapp nutzen, um Kunden zu akquiriere­n, direkt Produkte zu verkaufen und mit ihren Kunden zu kommunizie­ren. Die große Abhängigke­it von den Plattforme­n wird durch diese „Katastroph­e“erst so richtig deutlich. Der schlagarti­g verschwund­ene Website-traffic, insbesonde­re bei kleineren Onlineshop­s – aber auch bei den ganz großen Shops wie Amazon, die genauso auf die Affiliate-links aus den sozialen Medien angewiesen sind wie diejenigen, die sie dort posten – beweist: Kunden „vergessen“das Shoppen gänzlich, wenn sie über Social Media nicht ständig daran erinnert werden.

Eigentlich logisch nach dem Motto: Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. Dieser Vorfall regt zum Lernen an: Unternehme­r verstehen jetzt, wie sinnvoll es ist, seine Marketings­trategie zu diversifiz­ieren und nicht den Großteil des Budgets auf einige wenige geschlosse­ne Plattforme­n zu beschränke­n. Seit geraumer Zeit schon feiert Newsletter-marketing ein großes Comeback. E-mails kommen schließlic­h immer an. Der Trend geht sozusagen „back to the roots“. Zukünftig kann es bei einem ähnlichen Szenario also gut sein, dass auf die ersten paar Minuten der SocialMedi­a-katastroph­e eine sinnbildli­che Naturkatas­trophe in Form eines Newsletter-tsunamis folgt. Wie immer gehen aber auch aus dieser neuesten Krise Gewinner hervor: Profitiert hat vom großen Blackout zum Beispiel die gute alte SMS.

Unsere Autorin ist Start-up-gründerin und Sprecherin der Initiative Nrwalley. Sie wechselt sich hier mit Blogger Richard Gutjahr ab.

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