Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Wir werden euch nicht vergessen“
Bundespräsident Frank-walter Steinmeier besucht das Ahrtal und spricht den Menschen Mut zu.
BAD NEUENAHR-AHRWEILER (dpa) Fast drei Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat Bundespräsident Frank-walter Steinmeier Bewohner und Helfer getroffen und ihnen Mut zugesprochen. „Wir werden euch nicht vergessen“, versprach er den Menschen der Region. Die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Anne Spiegel (Grüne) dankte im Namen der Landesregierung für den Besuch, der „ein sehr, sehr wichtiges Signal“sei.
„Das Maß der Zerstörung wird erst richtig klar, wenn man hier in den Straßen einen Blick in die Häuser wirft“, sagte das Staatsoberhaupt am Sonntag sichtlich betroffen nach einem Gang durch die historische Altstadt von Ahrweiler. Auch an diesem sonnigen Tag sei „die Erinnerung an den Tod nicht verblasst“, fügte er am Obertor der alten Stadtmauer hinzu. Sein Weg durch den ehemals so idyllischen Stadtteil von Bad NeuenahrAhrweiler begann an der Straßenbrücke, die in der Nacht zum 15. Juli in der Wucht der nach extremem Starkregen durch das Tal drückenden Wassermassen zerbrach. Dort ist inzwischen eine Behelfsbrücke errichtet worden. Danach lief der Bundespräsident zum Marktplatz, wo er spontan auf den Stand der privaten Initiative „Heute für morgen“zuging und mit der Helferin Tamara Segers aus Havixbeck bei Münster sprach, die dort praktische Hilfe und Gespräche anbietet.
Im benachbarten Pfarrbüro der Kirche St. Laurentius traf sich der Bundespräsident mit zwei Ehepaaren, die in der Flut Angehörige verloren haben. Auf dem weiteren Weg wurde er von Bewohnern begrüßt und ins Haus gebeten. „Es ist wenig von Vorwürfen zu hören“, sagte Steinmeier danach. Natürlich sei das System der Katastrophenwarnung ein Thema. Aber im Vordergrund stehe die Trauer – und die Alltagsbewältigung mit Blick auf den nahenden Winter. Er hoffe, dass es wenigstens provisorische Lösungen für alle gebe, die noch ohne Heizung und Stromversorgung seien. Klimaschutzministerin Spiegel sprach von Signalen der Hoffnung und bekräftigte die Zusage der Unterstützung für die betroffenen Kommunen und die dort lebenden Menschen. Der Wiederaufbau müsse „schnell, nachhaltig und klimaresilient“vorangehen.
Den Besuch des Bundespräsidenten verfolgte auch der Antiquar Wolfgang Huste, dessen Laden in Ahrweiler von der Flut zerstört wurde. Zusammen mit seiner Partnerin hilft er an einem Stand an der Behelfsbrücke, wo Lebensmittel und Kleidung ausgegeben werden. Er hofft auf die Rückkehr der Touristen, die vor der Katastrophe 80 Prozent zu seinem Umsatz beitrugen. Dann will er neue Regale und Vitrinen kaufen: „Wenn alles gut geht mit den Handwerkern, können wir im März oder April wieder in den Laden zurückkehren.“