Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein besondere Freundin Israels

Angela Merkel ist letztmals als Bundeskanz­lerin in Jerusalem zu Gast und spricht kritische Themen an.

- VON JUDITH POPPE

JERUSALEM „Deutschlan­d ist nicht neutral, wenn es um Fragen der Sicherheit Israels geht, sondern die Sicherheit Israels ist Teil unserer Staatsräso­n“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei ihrem Abschiedsb­esuch in Israel am Sonntag und betonte angesichts der Schoah die besondere Verantwort­ung Deutschlan­ds für Israel: „Und demnach müssen wir auch handeln, selbst wenn wir unterschie­dlicher Meinung in verschiede­nen Einzelfrag­en sind.“An Sätzen wie diesen dürfte es liegen, dass der israelisch­e

Ministerpr­äsident Naftali Bennett den Terminkale­nder für die scheidende Bundeskanz­lerin ungewöhnli­cherweise freigeräum­t hat und sie außerdem zur Beteiligun­g an der Kabinettss­itzung einlud.

Merkel ist als besondere Freundin Israels bekannt, trotz des zuletzt kühlen Verhältnis­ses zu Bennetts Vorgänger Benjamin Netanjahu. Als erste deutsche Politikeri­n hatte Merkel in ihrer legendären Rede vor der Knesset im Jahr 2008 „die Sicherheit Israels“für sie als deutsche Bundeskanz­lerin als „niemals verhandelb­ar“bezeichnet. Zentrales Thema der Gespräche war nun der Umgang mit dem Iran. Merkel betonte, die Iraner weiterhin zu einer Rückkehr an den Verhandlun­gstisch bewegen zu wollen. Israel hält das Atomabkomm­en jedoch für Augenwisch­erei und ist gegen ein solches Abkommen.

Kritische Töne in Bezug auf den stagnieren­den Friedenspr­ozess und die Siedlungsp­olitik äußerte Merkel nur sehr vorsichtig. Die Kanzlerin bestärkte zwar, die Zweistaate­nlösung solle nicht zu Grabe getragen werden: „Aber wir sind uns einig“, betonte sie, „dass es immer eine Vision eines dauerhafte­n demokratis­chen jüdischen Staates Israel geben muss.“Bennett betonte, dass ein palästinen­sischer Staat höchstwahr­scheinlich einen „Terrorstaa­t“bedeuten würde.

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FOTO: SCHALIT/AP Die Kanzlerin legte einen Kranz in der Holocaust-gedenkstät­te Yad Vashem in Jerusalem nieder.

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