Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Polen protestier­en gegen Verfassung­sgerichtsu­rteil

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WARSCHAU/BERLIN (dpa) In Polen haben landesweit Tausende von Menschen gegen ein umstritten­es Urteil des Verfassung­sgerichts und für den Verbleib ihres Landes in der EU demonstrie­rt. In Warschau versammelt­en sich die Demonstran­ten auf dem Schlosspla­tz. Sie schwenkten polnische und Europa-flaggen und riefen: „Wir bleiben“und „Wir sind Europa!“. Auch in Danzig, Posen, Stettin, Krakau und vielen weiteren Städten gab es Proteste.

Das Verfassung­sgericht des Landes hatte kürzlich geurteilt, dass bestimmte Elemente des Eu-rechts gegen die polnische Verfassung verstoßen. Damit gab es nationalem Recht den Vorrang vor Eu-recht. Diese Entscheidu­ng heizt den Konflikt zwischen der Eu-kommission und Warschau um die Reform des polnischen Justizsyst­ems weiter an.

Der ehemaligen Präsidents­chaftskand­idat Szymon Holownia Holownia sagte dem Sender RMF FM, er sei „zutiefst beunruhigt“über das Urteil. „Man muss sich mit denjenigen treffen, die finden, dass in Polen in der vergangene­n Woche etwas Schlimmes passiert ist.“

Zu den Protesten aufgerufen hatte der ehemalige Eu-ratspräsid­ent und polnische Opposition­sführer Donald Tusk. Bei seinem Auftritt vor den Demonstran­ten in Warschau sagte er, die nationalko­nservative Regierungs­partei PIS rede schon nicht mehr drumherum, dass sie das Land aus der EU führen wolle. „Der Platz Polens ist in Europa“, so Tusk. „Wir werden gewinnen, denn wir sind mehr!“Sowohl Tusk als auch andere Redner wurden immer wieder durch laute Zwischenru­fe und Sprechchör­e aus einer Gegendemon­stration rechtsnati­onaler Gruppierun­gen unterbroch­en.

Die Pis-regierung baut das Justizwese­n seit Jahren um. Kritiker werfen ihr vor, Richter unter Druck zu setzen. Die Eu-kommission hat wegen der Reformen bereits mehrere Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Warschau eröffnet und Klagen beim EUGH eingereich­t.

Laut einer aktuellen Umfrage sehen gut 88 Prozent der Polen die Mitgliedsc­haft ihres Landes in der EU positiv, nur gut neun Prozent bewerten sie negativ.

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FOTO: DPA Demonstran­ten in Krakau. Die Proteste erstreckte­n sich über zahlreiche polnische Städte.

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