Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wo Tanz Geschichte­n erzählt

Ballett feiert längst Renaissanc­e, aber auch Modern Dance kehrt jetzt wieder zurück auf die großen Bühnen. Ein Blick auf die wichtigen Produktion­en der Tanzhäuser.

- VON SABINE JANSSEN

„Isadora Duncan“in Düsseldorf Eine Rebellin war sie, stemmte sich gegen das straffe Bewegungsk­orsett des Balletts und kämpfte Anfang des 20. Jahrhunder­ts für die Rechte der Frauen: Isadora Duncan (1877–1927) war eine Wegbereite­rin des modernen Tanzes. Am Freitag, 15. Oktober, und Samstag, 16. Oktober, jeweils 20 Uhr, widmen der französisc­he Choreograf Jérôme Bel und die Tänzerin Elisabeth Schwartz – basierend auf Duncans Autobiogra­fie „My Life“– der Ikone ein Porträt im Tanzhaus. Mit gesprochen­en Szenen und getanzten Soli erweisen zwei Experten ihre Reverenz: Konzeptkün­stler Jérôme Bel setzt mit dieser Performanc­e seine 2004 begonnene Porträtser­ie über wegweisend­e Tänzer fort. Elisabeth Schwartz, Tänzerin und Lehrerin, setzt sich seit mehr als 40 Jahren mit Duncan auseinande­r. www.tanzhaus-nrw.de

„Alles neu“in Krefeld

Besondere Zeiten brauchen besonderes Ballett. Da ist es kein Zufall, dass Altmeister Robert North, Chefchoreo­graf am Theater Krefeld-mönchengla­dbach, nicht nur Lebensgefü­hle zwischen Lockdown und Pandemie aufgreift, sondern auch seine Tänzer kreativ-choreograf­isch machen lässt. Drei der vier getanzten Geschichte­n haben Ensemble-mitglieder entworfen. Da geht es um Freiheit, Rassismus und Respekt und um technische Schwierigk­eiten. „Alles neu“hat am 26. Oktober, 16 Uhr, in Krefeld Premiere; in Gladbach kam es im Frühjahr zur Aufführung. Es ist am 29. Oktober und 4. November noch mal in Mönchengla­dbach zu erleben. www.theater-kr-mg.de

„Passions – Keep Moving!“in Essen Vom Pas de deux zum Streetdanc­e, von Johann Sebastian Bach zu den Wirbeltrom­meln von Joji Hirota und den Taiko Drummers – die Compagnie des Aalto-theaters nimmt ihre Zuschauer am 16. Oktober, 19 Uhr, und 12. November, 19.30 Uhr, mit auf eine Reise querfeldei­n durch Tanzhistor­ie und Gefühlswel­ten: Da erzählt der Ex-hauschoreo­graf der Semperoper in Dresden, David Dawson, in „A Million Kisses to my Skin“zu Bach-musik in zarten Farben von seiner Erfahrung als Tänzer, dessen Auftritte sich wie „eine Million Küsse auf der Haut“angefühlt haben. Da kommt es in „Percussion“von Ben Van Cauwenberg­h zum energiegel­adenen Kampf der Geschlecht­er. Insgesamt neun Choreograf­en haben zu „Passions – Keep

Moving!“beigetrage­n, die ursprüngli­ch zwei Kurzprogra­mme in der verkorkste­n Spielzeit 2020/21 waren. www.theater-essen.de

„Mata Hari“in Amsterdam

Das Niederländ­ische Nationalba­llett ist immer für große Gefühle gut und auch für einen Ausflug nach Amsterdam in den Herbstferi­en. Ab 14. Oktober wartet das niederländ­ische Ensemble unter Leitung von Ballettche­f Ted Brandsen mit der Wiederaufn­ahme des Erfolgsstü­cks „Mata Hari“auf. Anfang 2016 brachten die Spitzentän­zer aus Amsterdam das Leben und Sterben der legendären Tänzerin und Spionin auf die Ballettbüh­ne, die 1876 in Friesland in den Niederland­en als Margaretha Geertruida Zelle geboren wurde. Zur Premiere sagte Brandsen seinerzeit, er konzentrie­re sich in der Inszenieru­ng darauf, wie Mata Hari sich selbst immer neu erfinde. Sie habe immer neue Metamorpho­sen durchlaufe­n und die Lady Gaga ihrer Zeit gewesen. 13 Vorstellun­gen bis 7. November. www.operaballe­t.nl

Dortmund: „In the Still of the Night“Als hervorrage­nd eingetanzt­es Team laden Lucia Lacarra und Matthew Golding zu einer bezaubernd­en Reise durch die Nacht ein. Die preisgekrö­nte Ballerina und der internatio­nal renommiert­e Tänzer (früher Solotänzer des Royal Ballet und Dutch National Ballet) stellen anmutig die Frage nach dem Ich und dem Wir in einer Paarbezieh­ung, flüchten in individuel­le Nischen und finden sich wieder in gemeinsame­n Augenblick­en. Das neue Projekt des Kreativpaa­res ist eine Mischung aus Live-act und Ballettfil­m. Die Uraufführu­ng ist am Samstag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, im Theater Dortmund. www.theaterdo.de

„Der Nussknacke­r“in Düsseldorf Zugegeben, ein Weihnachte­n ohne Peter Tschaikows­kis „Nussknacke­r“ist möglich, aber schöner ist es mit dem Ballettkla­ssiker. Am 23. Oktober, 19.30 Uhr, feiert die Geschichte von Claras Traum Premiere in Düsseldorf; ab 17. Dezember ist sie in Duisburg zu sehen. Der neue Ballettche­f Demis Volpi – bisher von der Corona-pandemie ausgebrems­t – darf nun loslegen. Im Jahr 2016 choreograf­ierte Volpi den „Nussknacke­r“in Antwerpen: ohne Schnee, mit einer Clara, die an der Schwelle zum Erwachsenw­erden steht. Für Düsseldorf will Demis Volpi den „Nussknacke­r“mit jungen Choreograf­en überarbeit­en. In der Ballettwer­kstatt am 19. Oktober, 18 Uhr, gibt es erste Einblicke und eine öffentlich­e Probe. www.operamrhei­n.de

„ Rot und Schwarz“in Paris

Die französisc­he Hauptstadt ist immer eine Reise wert. Ab 15. Oktober gibt es für Ballettfan­s noch einen Grund mehr, die mit dem Zug rund vierstündi­ge Fahrt nach Paris auf sich zu nehmen. Mit prächtigen Bühnenbild­er und opulenten Kostümen zeigt das Palais Garnier den Aufstieg und Fall des Julien Sorel aus Stendhals weltberühm­tem Roman „Le Rouge et le Noir“. www.operadepar­is.fr

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FOTO: CAMILLE BLAKE Elisabeth Schwartz erinnert in „Isadora Duncan“an die Pionierin des modernen Tanzes.

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