Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stadt mit Charme und Vielfalt
In Moers finden sich die Spuren der Römer, Oranier, Spanier, Franzosen und Preußen. Das heutige Moers ist eine lebendige und attraktive Einkaufsstadt, die auch aus anderen Gründen begeistert.
Moers, seit dem Jahr 1300 mit Stadtrechten ausgestattet, hat eine wechselvolle Geschichte. Schon den Römern sagte die Lage am niedergermanischen Limes in direkter Nähe zu einem schiffbaren Rheinarm zu. Sie schlugen im heutigen Asberg ihr Lager auf. Wasser bestimmte auch den Bau des Moerser Schlosses, das als Wasserschloss angelegt wurde und eine von wenigen erhaltenen Ringburganlagen des Hochmittelalters gilt. Von den Grafen von Moers wurde die Anlage ständig ausgebaut, 1519 übernimmt die Familie Neuenahr-moers die Grafschaft samt Burg.
Ende des 16. Jahrhunderts regierte eine Frau, die letzte Gräfin Walpurgis von Neuenahr-moers, die Grafschaft. Ihr Leben wird in einer Dauerausstellung dokumentiert, die der Schlossbesucher im Grafschafter Museum entdecken kann.
Moers, seit 1857 Kreisstadt, erlebte um 1900 eine erneute Blüte. Erst mit der kommunalen Neuordnung 1975 verlor sie diesen Status, wurde dem Kreis Wesel zugeordnet. Das Kreisständehaus am Kastellplatz gab damals einen repräsentativen Verwaltungssitz ab. Die Zeche Rheinpreußen und Jahre später die Schachtanlage Pattberg sorgten für wirtschaftliches Wachstum und Kaufkraft. 50 Millionen Tonnen Kohle förderte der Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-hochstraß zwischen 1904 und 1962 zutage. Die Zeche gab 3000
Schloss
Bergleuten Arbeit. In Meerbeck entstand eine Siedlung für 10 000 Menschen, die familiärer Lebensmittelpunkt wurde. Der Handel boomte, die Einwohnerzahl wuchs nicht nur wegen der Eingemeindungen. Der Bergbau sorgte für Zuzug: 1920 hatte Moers 25 000 Einwohner, 1965 doppelt so viele. 1975 wurde Moers aufgrund der Gebietsreform mit 100 000
Innenstadt
Einwohnern Großstadt und besteht heute aus drei Stadt- und 22 Ortsteilen.
Anfang der 1990er-jahre endete der Bergbau, die Stadt stellte sich dem Strukturwan
Aumühle del, der neue Gewerbegebiete entstehen ließ und für Arbeitsplätze im Bereichen Dienstleistung und Handel sorgte. Geschichte auf Schritt und Tritt ist in der Moerser Innenstadt erlebbar, die sich mit inhabergeführten Geschäften, Boutiquen, Ketten, Cafés und Restaurants zu einer Flaniermeile entwickelt hat. Dank Stadtsanierungsmaßnahmen mauserte sich das Altstadtquartier zu einem Schmuckkästchen mit kleinen Gassen, Gastronomie und kleinen Geschäften. Dort erinnert der Hanns-dieter-hüsch-platz an seinen Ehrenbürger, nach dem die Stadt auch Orte und Gebäude benannt hat.
Attraktive Veranstaltungen wie Moers Festival, Comedy Arts, die Moerser Kirmes oder der Weihnachtsmarkt machen die Stadt für auswärtige Gäste interessant. Das Schlosstheater gilt als Treffpunkt in der Kulturszene, wie auch das Klavierfestival Ruhr im Martinstift. Wer allerdings eher auf das sportliche Erlebnis setzt, findet in Moers entsprechende Angebote wie die Oranier-fahrradtour, den Enni-sportpark Rheinkamp, im Sommer das Solimare und das Bettenkamper Meer oder ab Herbst die Eissporthalle.
Wer seinen strapazierten Füßen etwas Gutes tun möchte und auf Wellness unter freiem Himmel setzt, fährt nach Repelen zum Barfußpfad im Jungbornpark. Um 1900 war die eigenständige Gemeinde Repelen ein weltbekannter Kurort. Die Naturheilverfahren von Emanuel Felke sorgten für Gästeströme. Das angrenzende Felke-museum zeigt sein Lebenswerk.
Sabine Hannemann
Was macht Moers für Sie lebens- und liebenswert? CHRISTOPH FLEISCHHAUER Zunächst einmal die Menschen, denen das Herz auf der Zunge liegt und bei denen man immer weiß, wo man dran ist. Lebenswert ist Moers auch wegen der Infrastruktur mit dem fußläufig von der attraktiven Innenstadt zu erreichenden Schloss, dem Schlosspark und dem sich anschließenden Freizeitpark. Wir sind noch in weiteren Bereichen sehr gut aufgestellt, bei Schulen mit allen gängigen Schultypen, bei kulturellen Angeboten und bei der Gesundheitsversorgung und mit zwei überregional bedeutsamen Krankenhäusern, die jeweils ihre Fachqualifikationen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger einsetzen.
Welche Eigenschaften machen den typischen Moerser aus? FLEISCHHAUER Die Moerserinnen und Moerser sind offen, herzlich, können manchmal ein bisschen ungeduldig sein und erkennen leider nicht immer die Vorzüge ihrer Stadt.
Wie sieht Moers 2040 aus? FLEISCHHAUER Deutlicher grüner. Wir werden viel mehr Bäume haben, wir werden eine verkehrsberuhigtere Innenstadt haben und wir werden viel mehr Fahrradklingeln als Autohupen hören.