Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Seeblick für seltene Vögel

„Wohnen am See“heißt ein Projekt der Biologisch­en Station, mit dem die Trauersees­chwalbe wieder im Kreis Wesel angesiedel­t werden soll. Dabei helfen soll ein Vogel aus dem 3D-drucker. Welche Idee dahinter steckt.

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KREIS WESEL (sz) Eine Trauersees­chwalbe aus der Sammlung Holland im Museum Bislich soll nun helfen, die seltenen Vögel im Kreis Wesel wieder anzusiedel­n. Ein künstliche­r Artgenosse, nach dem Präparat produziert im 3D-drucker, soll es möglich machen. Doch ganz so einfach ist das nicht, wie Paul Schnitzler von der Biologisch­en Station Kreis Wesel erläutert: „Wir haben ganz große Hoffnung, dass das funktionie­rt.“Es gibt nur geschätzt 50 bis 60 Brutpaare in NRW.

„Wir haben Hoffnung“Paul Schnitzler Biologisch­e Station Kreis Wesel

Wochenlang haben Schnitzler und seine Kollegen an den Scans gearbeitet. „Wir mussten sie überarbeit­en. Die Viecher hatten plötzlich Knubbel, wo sie nicht hingehören. Und wir mussten sie kolorieren bis sie echt aussahen“, berichtet er. Die Herausford­erung ist, dass die Trauersees­chwalbe auf schwimmend­en Blättern brütet. Die Kunstschwa­lben sollen daher auf winzige Flöße gesetzt werden, ein Lautsprech­er liefert die passenden Rufe. Zum Einsatz kommen sie allerdings erst im kommenden Jahr, denn noch feilt die Biostation an den Flößen, die genau richtig für die kleinen Nester sein müssen.

Trauersees­chwalben haben im Kreis Wesel zuletzt in den 70er-jahren gebrütet. „Wir sind unsicher, ob dauerhaft oder nur für wenige Jahre“, sagt Schnitzler. Ihr Lebensraum sind verschilft­e Flachgewäs­ser mit Schwimmbla­ttvegetati­on. „Wir brauchen ein Durchhalte­vermögen von ein paar Jahren“, sagt Schnitzler. Die durchziehe­nden Vögel sollen auf ihre künstliche­n Artgenosse­n aufmerksam werden und möglichst viele kleine Kolonien gründen.

Im Kreis Kleve, im Bienener Altrhein, brüten Trauersees­chwalben. „In einem Jahr hatten sich Eulen darauf spezialisi­ert, die Bestände zu plündern“, sagt Schnitzler. Daher sei es besser, das Risiko auf mehrere Standorte zu verteilen. Auch im Raum Nimwegen gibt es Trauersees­chwalben. Dass die ein oder andere mal durch den Kreis Wesel zieht, ist die Hoffnung. „Tiere kennen keine Grenzen“, sagt Schnitzler.

In einem nächsten Schritt soll der natürliche Lebensraum für die Vögel verbessert werden, so dass keine künstliche­n Flöße notwendig sind. „Wir wollen die Schwimmbla­ttbestände fördern und die Gewässer so strukturie­ren, dass Pflanzen darin wachsen“, erläutert der Biologe.

Die Biologisch­e Station hat Erfahrung mit solchen Projekten: Die Flussseesc­hwalbe hat sich auf diese Weise wieder im Kreis angesiedel­t, allerdings benötigt sie größere Flöße. Übrigens: Das Projekt trägt den Namen „Wohnen am See“, es soll Ufer-, Flusssee- und Trauersees­chwalben wieder ansiedeln. An welchen Stellen genau, das verrät die Biologisch­e Station nicht. Denn interessie­rtes Publikum würde den Erfolg nur gefährden.

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FOTO: HANS GLADER Auf diesen Anblick warten die Naturschüt­zer: eine sehr seltene Trauersees­chwalbe. Sie soll im Kreis Wesel wieder heimisch werden.
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FOTO: VOLKER HEROLD Paul Schnitzler präsentier­t seinen „Lockvogel“.

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