Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Meuthens Werk und Höckes Beitrag
Es ist Jörg Meuthen selbst, der den Bogen spannt zu seinem Vorvorgänger Bernd Lucke. „Auf dem legendären Bundesparteitag“2015 sei er erstmals zum Sprecher der Partei gewählt worden, schreibt er an die Parteimitglieder, als er seinen Rückzug von der Spitze erklärt. Dass „legendär“in diesem Falle vor allem der Sturz Luckes war, lässt Meuthen aus. Der erste Rechtsruck war besiegelt, Frauke Petry und er führten die Partei fortan. Das große Drama auf offener Bühne bleibt Meuthen nun erspart. Mit seiner Ankündigung kam er einer Klatsche zuvor, die Lucke wie später auch Petry erlebten.
Meuthens Rolle war immer die des bürgerlichen Vermittlers, der sich freiheitlich-konservative Motive auf die Fahnen schrieb. In Wahrheit hat er sich immer wieder mit extrem rechten Positionen und Personalien arrangieren müssen. Einzig den Rauswurf von Andreas Kalbitz, dem Höcke-vertrauten mit Neonazi-vergangenheit, konnte Meuthen im Vorstand durchsetzen – was ihm an der Basis viel Unmut einbrachte.schließlich sind es die Ostverbände, die der AFD wieder und wieder Wahlerfolge bescheren. Im Westen muss die AFD künftig dagegen in einzelnen Ländern um ihren Einzug in die Parlamente bangen; auch in NRW könnte es knapp werden. Insgesamt wird sie in den Ländern an Bedeutung verlieren. Mit einem Meuthen gewinnt man keine Wahlen – allerdings auch mit Höcke nicht.
Der ist zwar ein wichtiges Bindeglied der Anhänger des rechtsextremen „Flügels“, der sich formal ja auflösen musste. In den Fokus der Öffentlichkeit wird Höcke aber dennoch nicht streben. Sein Einfluss hängt nicht an Ämtern, in die man auch Stellvertretern verhelfen kann. Womöglich wird die Neuwahl zum Vorsitz ein undurchsichtiges Manöver mit unbekannteren Gesichtern. Vermutlich auch mit einem neuen bürgerlichen Feigenblatt – ähnlich wie Jörg Meuthen. BERICHT JÖRG MEUTHEN GIBT AFD-VORSITZ AUF, POLITIK