Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Nobelpreis für drei Arbeitsmarkt-ökonomen
David Card war Doktorvater von RWI-CHEF Schmidt. Der lobt Card für „intellektuelle Großzügigkeit“.
DÜSSELDORF Drei ArbeitsmarktÖkonomen erhalten den diesjährigen Wirtschafts-nobelpreis – und gleich zwei von ihnen haben enge Verbindungen nach NordrheinWestfalen: Der Preis geht an den Kanadier David Card, den Amerikaner Joshua Angrist und den Niederländer Guido Imbens. Card ist der Doktorvater von Christoph Schmidt, Präsident des Rwi-leibniz-instituts für Wirtschaftsforschung in Essen. Angrist arbeitet mit dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn zusammen und ist dort Research Fellow.
Die Königlich-schwedische Akademie der Wissenschaften begründete ihre Entscheidung so: Alle drei hätten„neue Erkenntnisse über den Arbeitsmarkt geliefert und gezeigt, welche Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung aus natürlichen Experimenten gezogen werden können“. In der Tat war die ökonomische Wissenschaft lange eine theoretische Veranstaltung. Erst spät hielten Experimente Einzug. Der Ansatz der drei habe auf andere Bereiche übergegriffen und die empirische Forschung revolutioniert.
RWI-CHEF Schmidt ist begeistert: „Kein anderer Forscher hat mich während meines Doktoranden-studiums an der Princeton University stärker geprägt als mein Doktorvater David Card“, sagte er: „Wie kaum ein anderer Ökonom richtet er seine akademische Arbeit auf die Inhalte aus: Es geht ihm vor allem um das Sammeln empirischer Erkenntnisse zu menschlichen Entscheidungen und deren Auswirkungen.“Schmidt weiter: „Card hat gezeigt, dass akademische Qualität eben nicht darin besteht, elegante mathematische Formulierungen und komplizierte statistische Zugänge um ihrer selbst willen einzusetzen, sondern dass es immer darum geht, den besten Weg zu finden, mit dem man den Kern des Sache erschließen kann.“Dabei sei Card auch ein beeindruckender Mensch: „von Grund auf bescheiden, unprätentiös und zugänglich“.
Auch für Nordrhein-westfalen war Card wichtig: „Seine intellektuelle Großzügigkeit bei der Diskussion der Arbeiten von Nachwuchsforschern hat er auch beim RWI eingebracht: Von 2003 bis 2011 war David Card Vorsitzender des Rwi-forschungsbeirats und hat den Neuaufbruch des Instituts zu einem Zentrum der evidenzbasierten Politikberatung mit hohem wissenschaftlichen und praxisbezogenen Anspruch intensiv begleitet“, so Schmidt.
Die drei Preisträger helfen, die Frage zu klären: Was ist die Henne, und was ist das Ei? Diese stellt sich etwa beim Thema Einwanderung. „Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn es weniger Zuwanderung gegeben hätte“, so die Akademie. Die Preisträger hätten jedoch gezeigt, dass es möglich sei, solche Fragen mit Experimenten zu beantworten. So zeigte Card, dass Einwanderer keineswegs die Löhne von Alteingesessenen gefährden, sondern eher die Löhne von früher Zugwanderten. Daneben lassen sich ökonomische Theorien auch überprüfen, was lange nur die Naturwissenschaft konnte. Card hat auch neoklassische Dogmen erschüttert, indem er zeigte, dass eine Erhöhung des Mindestlohns nicht unbedingt zu weniger Arbeitsplätzen führt.
Der Düsseldorfer Ökonomie-professor Jens Südekum schrieb auf Twitter: „Bin super happy über die Auswahl und kann mir keine würdigeren Preisträger vorstellen als diese drei, sie haben die Econ-welt verändert.“Wie so oft lehren alle drei Preisträger in den USA. Der Preis wird von der schwedischen Notenbank gestiftet und ist mit 960.000 Euro dotiert.