Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Tierische Baumeister auf dem Vormarsch
Rund 50 Biber-familien haben sich schätzungsweise mittlerweile in der Region niedergelassen. Für seinen Siegeszug brauchte der Nager aber die Hilfe des Menschen, der Tiere vor Ort angesiedelt hat. Nun sind sie eine Bereicherung.
KREIS WESEL (pst) Der Niederrhein bietet einen großflächigen und ergiebigen Lebensraum für allerhand Pflanzen- und Tierarten. Zahlreiche Vogelarten lassen sich beobachten, Angler spekulieren auf einen großen Fang in den vielen Gewässern und auf den Deichen sind etliche Kaninchen unterwegs – nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Ein Bewohner des Niederrheins, den man eher selten zu sehen bekommt, ist der Biber. Dieses Nagetier ist vorwiegend dämmerungsund nachtaktiv und hält sich über weite Teile des Tages in seinem Bau auf. Doch durch die Bissspuren an ufernahen Bäumen und die mitunter üppigen Bauten im Wasser macht er sich bemerkbar.
Eine Stelle, an der man das beobachten kann, ist der Diersfordter Waldsee direkt hinter der Auskiesung. „Auch ein solches Betriebsgelände stört den Biber nicht. Die Tiere siedeln sich gerne an kleineren Gewässern an. Teilweise suchen sie sich Stellen aus, an denen man sie gar nicht vermuten würde“, erklärt Peter Malzbender, Vorsitzender der Nabu-kreisgruppe Wesel. Er selber hat mit einem Kollegen 2004 eine Familie sogenannter „Elbe-biber“aus Sachsen-anhalt geholt und sie am Niederrhein angesiedelt. „Der Siegeszug des Bibers hat ein paar Jahre gedauert, weil die sich ganz langsam vermehren, aber man glaubt gar nicht, wo die überall bauen“, meint Malzbender.
Mittlerweile hätten sich von Duisburg bis zur niederländischen Grenze rund 50 Biberfamilien „niedergelassen“, schätzt der Naturschützer. Eine Familie besteht dabei aus bis zu drei Jahrgängen. Die Elterntiere ziehen die Jungen drei Jahre bis zur Geschlechtsreife auf, ehe sie die Nachkommen zum Gründen eines eigenen Baus „wegschicken“. Dafür wandern die Tiere durchschnittlich 25 Kilometer weit, teilweise sogar bis zu 100 Kilometer.
In Wesel ist der Biber neben dem Diersfordter Waldsee auch auf der Bislicher Insel und einigen kleineren Gewässern beheimatet. Am Auesee würde man dagegen keine Biber finden, da sei zu viel Betrieb, sagt Malzbender. Darüber hinaus gebe es viele Fraßstellen in Voerde am Schiedt. „Das zieht sich den ganzen Niederrhein entlang. Von Spellen über Ork, Möllen und Mehrum sind die über
all. Ich möchte nicht wissen, in wie vielen Kleingewässern Biber hausen“, scherzt Malzbender. Das seien alles Riesengebiete und oft würden Biber auch die Naturschutzgebiete nutzen. Sie hätten aber auch kein
Problem, in die Nähe eines Stadtgebietes zu kommen.
Neben den beschriebenen Stellen in Voerde sei auch der Tenderingssee für die Biber geeignet. „Da gibt es ja auch ruhige Buchten mit wenig Wasserbewegung. Auch die Emschermündung wird sich positiv entwickeln und ich garantiere, dass da auch Biber hinkommen. Da gibt es ja Platz und Futter en masse“, sagt Malzbender. Grundsätzlich sei der Nager für die Biodiversität eine absolute Bereicherung. „Der Biber ist der größte Lebensraumgestalter und schafft Möglichkeiten für viele andere Tierarten. Er ist ein großer Faktor für die Lebensvielfalt.“