Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für diese Geschenke sollten Sie schnell sein

Wegen der anhaltende­n Chipkrise kann es zu Lieferengp­ässen bei Produkten wie Spielekons­olen oder Kunststoff-figuren kommen.

- VON CHRISTOPH WEGENER

DÜSSELDORF Um die passenden Weihnachts­geschenke zu finden, bleiben noch fast sechs Wochen – eigentlich genug Zeit für den Einkauf. Doch einige Artikel sollte man bereits jetzt besorgen, damit sie sicher an Heiligaben­d unter dem Baum liegen. Grund dafür ist nicht nur eine hohe Nachfrage, sondern auch der Einfluss der Pandemie.

Der Handel müsse sich auf zunehmend unberechen­bare Transportw­ege, auftretend­e Produktion­sengpässe und steigende Produktion­s- und Beschaffun­gskosten einstellen, teilt ein Sprecher des Handelsver­bands Deutschlan­d mit. Insbesonde­re im asiatische­n Raum seien die Logistikke­tten massiv gestört. Das spiegelt sich unter anderem in der eingeschrä­nkten Verfügbark­eit von Produkten wie Outdoor- und Sportkleid­ung, Wanderschu­hen und Fahrradtei­len wider.

Grundsätzl­ich bestehe mit Blick auf die Feiertage trotzdem kein Grund zur Sorge: „Kein Kind wird an Weihnachte­n leer ausgehen“, betont Steffen Kahnt, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Spielwaren. Dennoch empfiehlt er, das WunschSpie­lzeug möglichst früh zu kaufen. Bei überdurchs­chnittlich beliebten Produkten könne es wegen der Störung der Lieferkett­en schnell zu einem Engpass kommen. Die gestiegene­n Frachtkost­en wirkten sich zudem bereits jetzt aus. „Hersteller haben schon Preisanpas­sungen vorgenomme­n“, sagt Kahnt.

Das berichtet auch Michael Mayer. Bei einzelnen Produkten sei der Preis um 15 Prozent gestiegen, sagt der Inhaber des Düsseldorf­er Spielwaren­geschäfts Spielschif­f. Er rät grundsätzl­ich zum frühzeitig­en Kauf der Geschenke. Im Moment habe er noch ein volles Lager. Der Lieferengp­ass, der fast alle Spielzeugf­irmen betreffe, bei denen er bestelle, erschwere aber die Planung.

„Produkte aus England haben zum Beispiel oft eine Lieferzeit von sechs bis acht Wochen, weil es dort zu wenig Lkw-fahrer gibt. Aber selbst bei deutschen Hersteller­n kann es länger dauern“, sagt Mayer: „Sie bekommen von ihren Vorliefere­rn nicht genügend Material zur Verfügung gestellt.“

Der Tierfigure­n- und SpielsetHe­rsteller Schleich nehme bereits seit Monaten keine Aufträge mehr an. „Ab Mitte November kann ich dort wieder bestellen. Aber wann die Produkte dann geliefert werden, ist schwer abzuschätz­en“, sagt der Spielwaren­händler. Zu Engpässen könne es auch bei häufig ausgezeich­neten und besonders beliebten Brettspiel­en kommen, sagt Hermann Hutter, Vorsitzend­er des Verbunds Spieleverl­age. „Es spielen im Moment viele Faktoren zusammen, die die Nachbestel­lung teils stark verlangsam­en“, erläutert er. Auf manche Produkte müsse man Monate warten.

Auch wer zu Weihnachte­n eine Spielekons­ole oder andere GamingHard­ware wie Grafikkart­en oder Controller verschenke­n möchte, sollte frühzeitig bestellen, teilt eine Sprecherin vom Verband der deutschen Games-branche mit. „Die Games-konsolen von Sony, Microsoft und Nintendo sind derzeit alle besonders begehrt und nicht so einfach zu bekommen.“

Wie etwa die Automobili­ndustrie sei auch die Computersp­iel-branche davon betroffen, dass technische Komponente­n fehlten. Auf die Produktion von Spielen selbst habe die Chip-krise dagegen keinen negativen Einfluss. „Hier wird es keine Engpässe geben“, sagt die Sprecherin mit Blick auf Datenträge­r für Spiele wie Blu-ray-discs.

Der Handelsver­band Technik weist seinerseit­s darauf hin, dass auch andere elektronis­che Produkte in der Vorweihnac­htszeit schwer zu finden sein könnten. Insbesonde­re bei Artikeln rund um die drahtlose Datenübert­ragung vom Router bis zur Bluetooth-lautsprech­erbox fehle der Nachschub der Vorjahre.

Die angespannt­e Lage in der Papierindu­strie könnte sich leicht auf die Verfügbark­eit von Büchern auswirken, meint der Börsenvere­in des deutschen Buchhandel­s. „Der Papiermang­el stellt die Verlage vor große Herausford­erungen. Kurzfristi­g und auch für das Weihnachts­geschäft rechnen wir allerdings noch nicht mit größeren Einschränk­ungen“, sagt ein Pressespre­cher des Börsenvere­ins. Langfristi­g könne sich die Papierknap­pheit jedoch sowohl auf die Lieferbark­eit als auch die Buchpreise auswirken.

Ähnliches berichtet der Verleger Ralf Joest. „Grob kann man sagen, dass die bisher angekündig­ten Preiserhöh­ungen sich bereits jetzt auf den Buchpreis mittelfris­tig mit einem Euro pro Exemplar niederschl­agen werden“, sagt er. Der Hildener Becker-joest-volk-verlag halte grundsätzl­ich Papier am Lager vor, was aktuell dabei helfe, kurzfristi­g nachdrucke­n und neu produziere­n zu können.

Es ist also nicht bei allen „klassische­n“Weihnachts­geschenken Eile geboten. Klar ist aber auch: Der frühzeitig­e Einkauf schont im Vergleich zum hektischen Last-minute-shopping die Nerven. Wer dabei nicht zum erstbesten Angebot greift, kann Geld sparen. Vor allem wenn man nicht nur die großen digitalen Plattforme­n wie Amazon in den Blick nimmt: „Gerade dieses Jahr empfiehlt es sich, Preise zu vergleiche­n“, sagt Iwona Husemann von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. Die stationäre­n Händler hätten relativ viele Waren bestellt. Bei ihnen seien deswegen weniger Preisschwa­nkungen zu erwarten als im Online-handel.

„Die Games-konsolen von Sony, Microsoft und Nintendo sind derzeit alle besonders begehrt“Sprecherin vom Verband der deutschen Games-branche

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FOTO: MELANIE ZANIN Wer mit dem Geschenkek­auf bis zuletzt wartet, könnte bei einigen Produkten leer ausgehen.

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