Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Tops und Flops bei Fortuna
In der Zweiten Liga ist etwas mehr als ein Drittel der Saison absolviert. Die Düsseldorfer sind näher an einem Abstiegsals an einem Aufstiegsplatz. Was bislang ordentlich lief, was eher ein Reinfall war.
DÜSSELDORF Es ist Länderspielpause – erst am 21. November geht es für Fortuna Düsseldorf mit der Zweitligapartie bei Dynamo Dresden (Anstoß: 13.30 Uhr) weiter. Zeit für ein Zwischen-resümee nach 13 Spieltagen.
DAS LIEF GUT:
Die Nachwuchsspieler Christoph Klarer und vor allem Tim Oberdorf sind die Aufsteiger bei Fortuna. Bei Klarer war absehbar, dass er den nächsten Schritt gehen würde. Er hat immer mal ein paar Wackler in seinem Spiel, aber schon jetzt ein Auftreten wie ein echter Abwehrboss. Oberdorf an seiner Seite macht einen sehr guten Job. Dabei hat es der Verein allerdings noch immer nicht hinbekommen, mit ihm einen Profivertrag abzuschließen.
An vielen anderen Standorten hätte der Baum schon längst lichterloh gebrannt. In Düsseldorf ist das Publikum aber durchaus willens, den Weg der Erneuerung mitzugehen. Bis auf wenige Protestbekundungen blieb es bislang ruhig – von wegen bei einem Traditionsklub gebe es immer nur chronische Unruhe! Sicher gibt es viel Interesse an der Arbeit bei Fortuna, aber damit sollte man sich grundsätzlich auseinandergesetzt haben, wenn man so eine Bühne betritt.
Seine Leistungen haben in der Hinrunde bisher alle anderen überragt. Der frühere Hamburger ist ein absoluter Leistungsträger, in fast allen Partien, seit er in der Startelf steht, hat er die Rakete gezündet. Wäre er noch ein wenig torgefährlicher – er würde ganz sicher nicht mehr bei Fortuna in der Zweiten Liga spielen.
Soziales Engagement des Vereins Was Fortuna abseits des Sportlichen leistet, ist aller Ehren wert. Die Wiedereinführung der vor Corona bereits etablierten Tradition, die Reste der Vip-verköstigung nach Spielen Obdachlosen und anderen Bedürftigen zur Verfügung zu stellen, ist großartig. Ein weiteres Beispiel: Das Benefizspiel der Fortuna-traditionsmannschaft zugunsten des flutgeschädigten TV Grafenberg.
Sicher, der Kapitän allein kann Fortunas Mittelfeld nicht retten. Der 36-Jährige hat jedoch gezeigt, dass nicht das Alter der Maßstab bei einem Fußballprofi ist, sondern allein die Leistung. „Bodze“macht auch nicht alles richtig, aber was Fortuna an Stabilität zu bieten hat, liegt zu einem großen Prozentsatz an ihm.
DAS LIEF SCHLECHT: Punkteausbeute In der vergangenen Länderspielpause hatte Trainer Christian Preußer bereits eine erste Bilanz seines Schaffens bei Fortuna gezogen. Seine Kernbotschaft im Oktober 2021 lautete: „Wir haben zu wenig Punkte geholt.“Seither ist die Ausbeute mit fünf von möglichen zwölf Zählern nicht gerade explodiert. Dazu das Aus im DFBPokal gegen Hannover 96. Von Konstanz keine Spur.
Spielsystem Bei Fortuna wurde die komplette Vorbereitung geübt, wie man aggressives Pressing, frühes Anlaufen, eben ein offensiv ausgerichtetes Spiel in die Praxis umsetzen könnte. Es gab viele Einzelgespräche, viele taktische Sondersitzungen. Nach dem Spiel beim FC Schalke 04 (1:3) am fünften Spieltag wurde (fast) alles wieder über den Haufen geworfen. Um mehr Sicherheit ins Spiel zu bekommen, trat Preußer brutal auf die Bremse. Problem: Die Identität seines Spiel ging so verloren.
Verletzungen und Krankheiten Was bei Fortuna in dieser Saison schon alles passiert ist zwischen Bänderund Muskelfaserrissen, Covid-erkrankungen und einigem mehr, spottet jeder Beschreibung. Die neueste dieser Nachrichten ereilte den Zweitligisten erst am Freitagnachmittag, als der neuerliche Ausfall von Shinta Appelkamp wegen eines im Testspiel gegen Almelo erlittenen Muskelfaserrisses bekannt wurde. Wenn das in diesem Stil weitergeht, wird Preußer nie eine Stammelf einspielen können.
Fast kein Spiel, in dem sich nicht eine neue Baustelle aufgetan hätte. Ein paar gute Anzeichen wurden torpediert durch neue Mängel, die zum Vorschein gekommen sind. So wird Fortuna immer mehr zur Dauerbaustelle.
Führungsspieler In der Mannschaft stimmt die Balance nicht. Das zeigt sich am Beispiel der sogenannten Führungsspieler. Bis auf wenige Ausnahmen erreichen sie sportlich nicht die Form, um auf dem Feld Ansagen machen zu können. Durch die Bank ist das zu wenig. Preußer sollte sich genau ansehen, auf wen er sich verlassen kann und auf wen nicht.