Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Soul für den Winter von Curtis Harding
Soul Die Produzenten der Abenteuer von James Bond haben ja sicher gerade viel Stress. Sie müssen einen Nachfolger für Hauptdarsteller Daniel Craig finden und Drehbücher schreiben und Verträge aufsetzen und so etwas. Deshalb freuen sie sich bestimmt über einen Tipp, der ein bisschen Zeit spart: Leute, macht Euch keine Gedanken mehr über die Künstlerpersönlichkeit, die den nächsten Bond-titelsong singt. Nehmt einfach Curtis Harding.
Der 42 Jahre alter Amerikaner macht Soul, aber keinen, der 1:1 nach Motown klingt. Sondern gegenwartsinformierten, der das beste aus mehreren Welten verbindet. Harding verneigt sich dabei mehrfach vor Stevie Wonder, flicht Psych-rock ein und zwinkert Michael Kiwanuka zu. Er kombiniert die Geschmeidigkeit von Danger-mouse-produktionen mit den himmelstürmenden Möglichkeiten, die eine kraftvolle Bläser-sektion bietet. Er kennt sich aus mit Hiphop und R 'n' B, und er nennt seine eigene Musik „Slap and Soul“.
Iggy Pop hält Curtis Harding für den „coolsten Soulsänger der Gegenwart“, und tatsächlich ist es faszinierend, wie weit der Kosmos dieses Künstlers ist. Das neue Album „If Words Were Flowers“bietet eine eigene Welt, es ist, als schlage eine Tür hinter der Hörerschaft zu, sobald sie sich auf diese Produktion einlässt: Man kann sich in diesen Arrangements verlieren. Das ist eine Klanglandschaft zum Ausatmen, und sie ist wunderbar warm.
Bisweilen fühlt man sich an Gnarls Barkley erinnert, und immer wenn es allzu schmeichlerisch zu werden droht, kreischen die Gitarren, schreien die Trompeten, und dann geht es weiter mit ordentlich Zug. Curtis Harding kann wunderbar kitschfrei über die Liebe singen: Wenn Wörter Blumen wären, ich würde sie dir alle geben. Dazu schnippt der mit den Fingern, und man freut sich noch einmal darüber, dass das Genre Soul diesen treffenden Namen hat. Musik mit Seele, Musik mit Herz, genau richtig für heute. Philipp Holstein