Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Warum Mauerteil in Dämmerwald steht

Ein Stück der Grenzbefes­tigung der DDR befindet sich im Schermbeck­er Ortsteil Dämmerwald. Dort ist die Skulptur aus einem Stück der Berliner Mauer zum Anziehungs­punkt geworden. Dahinter steckt eine spannende Geschichte.

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SCHERMBECK (geg) Die Skulptur aus einem Stück Berliner Mauer mit einer Informatio­nstafel am Klusenweg in Dämmerwald ist nicht zu übersehen. Kein Wunder also, dass zahlreiche Radtourist­en anhalten und einen zweiten Blick darauf werfen. Und natürlich auch fotografie­ren. „Mit dieser Aufmerksam­keit haben wir gar nicht gerechnet“, betonen Wolfgang und Claudia Bone, die das rund 300 Kilogramm schwere Mauerteil in einem Kleinanzei­genportal erworben haben.

Berlinaffi­n ist Wolfgang Bone seit seiner Jugend. Er erinnert sich noch gut an eine Klassenfah­rt, bei dem der Bus vier Stunden am Grenzüberg­ang Helmstedt gestanden hat. Als 17-Jähriger hat er die Außenbezir­ke von Ostberlin kennengele­rnt. Seitdem, so erzählt er, habe ihn die Geschichte Berlins nicht mehr losgelasse­n. Er bereiste die Hauptstadt immer wieder, hat 2010 mit seiner Frau Claudia das Stasigefän­gnis besucht. „Nach den Erzählunge­n ehemaliger Häftlinge waren wir völlig fertig“, erinnern sich beide.

Nur von der Mauer sehe man in Berlin nicht mehr so viel. „Die Stücke, die noch da sind, die muss man erhalten und ausstellen“, sagt Bone. Der Wunsch, ein Stück Mauer haben zu wollen, beschäftig­te sie. Auf einem Kleinanzei­genportal im Internet entdeckten sie dann ein Teilstück mit einer abenteuerl­ichen Geschichte, die ihnen die Besitzer erzählten.

Die Berliner Familie habe im Mai 1990 das Stück mit Hilfe eines amerikanis­chen Freundes, der für diesen Akt extra von New York nach Berlin geflogen kam, herausgebr­ochen. In einem VW Golf sei das Teil dann abtranspor­tiert worden. Im

Keller wurde der schwere Stein gelagert und sollte bei dem Ehepaar in die Fassade eines geplanten Neubaus eingebaut werden. So jedenfalls war der Plan. Allerdings wurde das Haus dann doch nicht gebaut. das Paar trennte sich und das Mauerstück blieb im Keller – bis Claudia und Wolfgang Bone es entdeckten. Sie nahmen Kontakt mit der Besitzerin auf. Und nach einigen Gesprächen wurden sie sich auch über einen Kaufpreis einig. Einziges Problem: der Transport. Über Umwege gelangte das Paar schließlic­h an ein Unternehme­n, welches in der Lage war, so schwere Teile zu transporti­eren. Claudia Bone lacht heute noch, wenn sie an die „zwei Muckimänne­r“denkt, die den Transport erledigten.

In 20 Minuten sei das Teil aus dem Keller gewesen, erzählt sie. Aufgebahrt und gesichert haben die Eheleute Bone das geschichts­trächtige Stück Mauer dann auf einem Gestell aus Edelstahl und Robinienho­lz. Passend dazu wurde eine Infotafel zur Geschichte der Berliner Mauer aufgestell­t.

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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Claudia und Wolfgang Bone haben das Stück Berliner Mauer nach Schermbeck-dämmerwald gebracht.

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