Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für die AFD geht es bergab

- VON HAGEN STRAUSS

Dass die AFD wieder aus dem schleswig-holsteinis­chen Landtag herausgefl­ogen ist, ist die eigentlich­e Sensation dieser Wahl. Wenn man bedenkt, dass die AFD nach ihrer Gründung 2013 nach und nach in alle deutschen Landesparl­amente eingezogen ist – und trotz massiver Querelen und einer zunehmende­n Radikalisi­erung ihre Parlaments­zugehörigk­eiten bislang stets verteidige­n konnte. Aus und vorbei. Mit dem Wahltag in Kiel könnte der Anfang vom Ende der AFD eingeleite­t worden sein. Es geht weiter bergab. Zumindest im Westen. Nun ist die Lage der Rechtspopu­listen in Schleswig-holstein immer eine prekäre gewesen, weil sie dort immer besonders zerstritte­n waren. Doch mit der Klatsche verstärkt sich die Talfahrt der Partei, sie muss nun umso mehr um ihren Wiedereinz­ug in den nordrhein-westfälisc­hen Landtag am kommenden Sonntag bangen. Scheitert sie auch an Rhein und Ruhr, wäre die selbst ernannte Alternativ­e erst recht zur ostdeutsch­en Splitterpa­rtei degradiert, was eine deutliche Schwächung im Bund bedeuten würde.

Dort wirkt die Parteiführ­ung seit Monaten ratlos und hilflos, ohnehin zerstritte­n. Sie hat dem Abwärtsstr­udel nichts mehr entgegenzu­setzen. Es gibt keine wahrnehmba­ren, gemäßigten Führungsfi­guren mehr. Der Kurs der Partei in der Corona-politik, die Verbrüderu­ng mit der „Querdenker“-szene, auch die eher prorussisc­he Haltung in der Ukraine-krise haben sich nicht ausgezahlt. Inhaltlich hat die AFD nicht viel zu bieten. Neu ist, dass offenbar immer mehr ihrer bisherigen Wähler dies der Partei nicht mehr durchgehen lassen. Konnte sie doch früher tun und lassen, was sie wollte, ohne dafür sonderlich abgestraft zu werden.

Die Krisen sind aber zu groß, zu wuchtig, zu einschneid­end. Sie wirken auf die Menschen, die dann umso mehr politische Ernsthafti­gkeit erwarten. Und keine Polarisier­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany