Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Biontech verdreifacht den Gewinn
In den ersten drei Monaten des Jahres schoss der Nettogewinn von 1,1 auf 3,7 Milliarden Euro in die Höhe. Das liegt vor allem an der Impfstoffproduktion. Nach Corona richtet sich der Blick auf die Behandlung von Krebs und Malaria.
Das Wachstum des Biotechnologie-unternehmens Biontech geht weiter. Mit mehr als dreimal so hohen Umsätzen und Gewinnen wie im Vorjahr schreibt das Mainzer Unternehmen Wirtschaftsgeschichte. In den ersten drei Monaten des Jahres sind die Umsätze auf 6,4 Milliarden Euro gesprungen. Der Nettogewinn schoss von 1,1 auf 3,7 Milliarden Euro in die Höhe. „Das erste Quartal 2022 war außergewöhnlich“, sagte Jens Holstein, Finanzchef von Biontech, in einer Telefonkonferenz.
Der quasi märchenhafte Aufstieg von Biontech ist in erster Linie auf die Pandemie und die damit verbundenen Covid-impfstoffe zurückzuführen. Davon haben die Mainzer seit dem Ausbruch der Corona-pandemie 3,4 Milliarden Dosen in 175 Ländern ausgeliefert. Im ersten Quartal 2022 hat das Unternehmen noch einmal von der sich ausbreitenden Omikron-welle während der Wintermonate profitieren können, weil die Nachfrage nach Impfungen und Boostern hoch war.
Forschungen und Studien von speziell auf Omikron abzielenden veränderten Impfstoffen haben die Mainzer in den vergangenen Monaten unter Hochdruck vorangetrieben. „Wir erwarten die Daten aus diesen Studien in den kommenden Wochen“, kündigte die Mitgründerin und Forschungschefin von Biontech, Özlem Türeci, an.
Für den weltweiten Vertrieb seines Impfstoffes ist Biontech eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Pharmakonzern Pfizer eingegangen. Das ist nicht unüblich. So hat der kleinere Partner Biontech zwar die Technologie der Impfstoffe erforscht und erprobt; als etablierter Großkonzern aber verfügt Pfizer über die für die weltweite Auslieferung nötige Logistik. Die wird weiter auf Hochtouren laufen.
Denn für das aktuelle Jahr haben Biontech und Pfizer bereits Verträge für die Lieferung von noch einmal 2,4 Milliarden Impfdosen unterzeichnet.
Allerdings will sich Biontech nicht allein als Corona-impfstoffproduzent verstanden wissen. Denn die ursprüngliche Erforschung der mrna-technologie zielt bei Biontech auf die Entwicklung unter anderem von Krebstherapien ab. Vielversprechende Kandidaten seien bereits in der zweiten Phase der klinischen Forschung. Auch an einem Malaria-impfstoff forscht das Mainzer Unternehmen. Der Beginn einer klinischen Studie für das Malaria-präparat ist für Ende 2022 geplant. Auch ein MRNA-TUberkulose-impfstoff soll dann in die Probephase gehen.
Diese rasante Entwicklung schlägt sich auch an der Börse nieder. Mittlerweile bringt das an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq gelistete Unternehmen rund 35 Milliarden Dollar an Börsenwert auf die Waage. Zeitweise war das Unternehmen im vergangenen Jahr sogar schon das Dreifache wert. Das sind Sphären und Regionen, in denen sich klassische Giganten der Pharma- und Chemiebranche wie Bayer oder BASF aufhalten. Allerdings geht es mit der Aktie nicht nur durchgehend kräftig aufwärts – seit seinem Rekordhoch im vergangenen Jahr hat sich der Aktienkurs bis heute wieder mehr als halbiert.
Für das laufende Geschäftsjahr wollen die Mainzer mit ihren Corona-impfstoffen allein einen Umsatz zwischen 13 und 17 Milliarden Euro machen. Finanzchef Jens Holstein sieht sich nach dem ersten Quartal auf einem guten Weg, die angepeilten Jahresziele auch zu erreichen. Im vergangenen Jahr 2021 hatte Biontech bei Umsätzen von rund 19 Milliarden Euro einen Nettogewinn von mehr als zehn Milliarden Euro eingefahren.