Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Gegen das Vergessenwerden
Bei den 47. Clavichord-tagen stand das einst so beliebte Instrument im Mittelpunkt.
WESEL/DREVENACK (wi) Die Deutsche Clavichord Societät (DCS) sieht es als ihre Aufgabe an, ein einst beliebtes Tasteninstrument vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Die Mitglieder haben sich am Wochenende im Willibrordi-dom in Wesel sowie auf Gut Esselt in Drevenack zu den 47. Clavichord-tagen getroffen. Es gab fünf Konzerte sowie Instrumentenausstellungen und Workshops zu Pflege und Stimmung von Clavichorden.
Das Instrument war von seinen Anfängen um 1400 bis zu seiner Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert beliebt und noch der junge Ludwig van Beethoven hat auf einem Clavichord gelernt. Es war deutlich weiter verbreitet als beispielsweise das Cembalo, da es aufgrund seiner Bauweise und der verwendeten Materialien wesentlich weniger kostete. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden beide vom Hammerklavier, dem unmittelbaren Vorläufer des heutigen Klaviers, verdrängt.
Der Auftakt am Freitag begann mit einem Vortrag durch den 1. Vorsitzenden der DCS, Guido Sold, in dem er der Frage nachging, ob und warum Clavichordmusik ein unterschätzter Kulturbereich ist. „Der Hauptgrund, warum dieses in Privathaushalten überaus populäre Instrument nie den Sprung auf die große Konzertbühne geschafft hat, ist die geringe Lautstärke der erzeugten Töne“, sagte Sold. Und tatsächlich sind bis heute Clavichordkonzerte recht „intime“Veranstaltungen, bei denen lediglich einige Dutzend Zuhörer oft direkt um das Instrument herum sitzen.
Das bestätigte auch Suzana Mendes, frisch gewählte Präsidentin des DCS, die Sold am Samstag im Vorsitz abgelöst hat: „Da das Instrument so leise ist, ist das Publikum gezwungen, sehr genau und diszipliniert zuzuhören“. Die filigrane Bauweise bedinge auch, dass die Spieler höchst konzentriert zu Werke gehen. „Das Clavichordspiel bedarf einer besonderen Spieltechnik, die sich gänzlich von Klavier- oder
Orgelanschlag unterscheidet, weshalb ihm ein hoher pädagogischer Stellenwert zukommt“, sagte die aus Portugal stammende Mendes.
Fünf Konzerte mit Virginal- und Clavichordmusik an drei verschiedenen Orten, drei in der HeresbachKapelle im Dom, eines auf Gut Esselt im Otto-pankok-museum und ein Konzert „außer der Reihe“als Late-night-konzert in der Volkshochschule Wesel: Nach zwei Jahren Zwangspause gab es endlich mal wieder ein im wahrsten Sinne volles Programm. Sold zeigte sich sehr zufrieden und glücklich, dass es wieder losging und die DCS ihr Anliegen einem breiteren Publikum zugänglich machen konnte.