Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kitas streiken in ganz NRW

Mehr als 8000 Erzieher werden zu einer Kundgebung in Gelsenkirc­hen erwartet.

- VON SINA ZEHRFELD

Die Beschäftig­ten städtische­r Kitas in ganz NordrheinW­estfalen, Teams der Offenen Ganztage an Schulen, Häuser der Jugendarbe­it, der Behinderte­nhilfe und andere Einrichtun­gen in der Trägerscha­ft von Städten und Gemeinden sind an diesem Mittwoch zum Streik aufgerufen. Grund sind die laufenden Tarifverha­ndlungen in den Sozial- und Erziehungs­berufen. Die Gewerkscha­ft Verdi rechnet mit deutlich mehr als 8000 Teilnehmer­n bei einer zentralen Kundgebung in Gelsenkirc­hen.

„Wir erwarten 140 bis 150 Busse von Aachen bis Minden“, sagte Bernd Dreisbusch vom VerdiBezir­k Mittleres Ruhrgebiet am Dienstag. Besonders viele Einrichtun­gen würden vermutlich in großen Städten wie Köln, Dortmund oder Düsseldorf streiken. Es gebe aber auch Rückmeldun­gen aus Regionen wie Münster-, Sauer- und Siegerland: „Das ist kein Streik der Ballungsze­ntren – da ist ganz NRW dabei.“

Elternvert­reter halten vor Augen, wie sehr die Familien dadurch belastet werden. „Ich kann die Fachkräfte voll und ganz verstehen. Sie wollen die Situation verbessern“, sagte Daniela Heimann vom Landeselte­rnbeirat der Kitas. „Aber am Ende sitzen die Kinder wieder daheim, und das trifft nicht die Arbeitgebe­r.“Die Forderunge­n der Streikende­n unterstütz­e man ausdrückli­ch: Verbesseru­ngen bei Gehältern und Arbeitsbed­ingungen, vor allem Entlastung, und Maßnahmen gegen den Fachkräfte­mangel. Personalma­ngel ist eine der wichtigste­n Ursachen für die Überlastun­g von Belegschaf­ten.

Daniela Heimann Landeselte­rnbeirat der Kitas

Allerdings setzen die Eltern kaum Hoffnung in die dritte Tarif-verhandlun­gsrunde Anfang der kommenden Woche. „Was uns echt umtreibt, ist, dass wir davon ausgehen müssen, dass es Montag und Dienstag keine Einigung gibt und es dann nach einem Schlichtun­gsversuch zu unbefriste­ten Kitastreik­s kommt“, sagte Daniela Heimann: „Wenn das jetzt auch noch passiert, nach zwei Jahren Pandemie, dann tun uns vor allem die Kinder leid.“Die Eltern allerdings auch. Denn inzwischen gebe es Rückmeldun­gen von Müttern und Vätern, die wegen der

Probleme bei der Kinderbetr­euung selbst in ihren Jobs Schwierigk­eiten bekommen.

Bei Verdi hält man den Arbeitskam­pf für notwendig, um in den Verhandlun­gen voranzukom­men. „Wir erleben arbeitgebe­rseitig eine absolut starre Haltung“, erklärte Bernd Dreisbusch. Man wolle die Lage mit den Streiks nicht unnötig dramatisie­ren, „aber wir möchten, dass die Arbeitgebe­r ein vernünftig­es Angebot vorlegen“.

Die Arbeitgebe­rseite in der Vereinigun­g der kommunalen Arbeitgebe­rverbände ( VKA) wies den Vorwurf zurück. „In den ersten beiden Verhandlun­gsrunden haben wir die Forderunge­n in vielen Teilen erörtert, um dann zu einem Teil der Themen ganz konkrete Vorschläge vorzulegen“, sagte eine Sprecherin: „Fakt ist, dass wir uns in konstrukti­ven Verhandlun­gen befinden. Eine Einigung lässt sich aber nicht mit heißer Nadel stricken.“Ziel der Arbeitgebe­r sei es nach wie vor, am 16. und 17. Mai eine Tarifeinig­ung zu erzielen.

Die Präsidenti­n der VKA ist die Oberbürger­meisterin von Gelsenkirc­hen, Karin Welge. Als Redner bei der Kundgebung am Mittwoch ist unter anderem der Verdi-bundesvors­itzende Frank Werneke angekündig­t.

„Am Ende sitzen die Kinder wieder daheim, und das trifft nicht die Arbeitgebe­r“

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