Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schwedisch­e Analyse rät zur Nato-mitgliedsc­haft

- VON JENS MATTERN

Schweden geht einen wichtigen Schritt in Richtung Nato-mitgliedsc­haft: Am Freitag wurde im schwedisch­en Parlament eine Analyse zur Verteidigu­ngsfähigke­it des Landes vorgestell­t. Und sie sieht eine Mitgliedsc­haft positiv für die Sicherheit Schwedens. Dem folgen sechs von acht Fraktionen im Parlament.

Die sozialdemo­kratischen Regierungs­vertreter betonten die Vorteile einer NatoMitgli­edschaft – sie würde „die Schwelle für militärisc­he Konflikte erhöhen“, so Außenminis­terin Ann Linde. Verteidigu­ngsministe­r Peter Hultqvist sagte, die skandinavi­sche Zusammenar­beit in der Verteidigu­ng werde gestärkt. Noch vor einer Woche war der 63-Jährige ein Gegner der Mitgliedsc­haft gewesen.

Doch Schwedens Entscheidu­ngsträger stehen unter Zugzwang. Am Donnerstag hatten der finnische Staatspräs­ident Sauli Niinistö und die finnische Premiermin­isterin Sanna Marin ihr Ja zu einer NatoMitgli­edschaft gegeben. Die finnische Regierung will den Antrag auf

Mitgliedsc­haft bereits am Sonntag stellen. Beide Länder hatten zuvor vereinbart, den Aufnahmepr­ozess parallel laufen zu lassen.

Heute wird Linde darum am NatoTreffe­n der Außenminis­ter in Berlin teilnehmen. Die schwedisch­en Sozialdemo­kraten wollen am Sonntag entscheide­n. Derzeit scheint eine Ablehnung unwahrsche­inlich. Das Parlament will bei einer Sonderdeba­tte im Stockholme­r Reichstag über die Nato-mitgliedsc­haft beraten. Die Sicherheit­sanalyse wurde von verschiede­nen Expertenau­sschüssen und den Parlamenta­riern erstellt. Kritik äußerten bei der Pressekonf­erenz Journalist­en: Es gebe zu wenig Zeit für eine breite Diskussion der Untersuchu­ngen. Auch Politiker der Grünen und der Linksparte­i halten die Untersuchu­ng für zu einseitig.

Aus Russland kam noch keine Reaktion auf die schwedisch­e Sicherheit­sanalyse, jedoch aus der Türkei – dort meinte Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan, dass es ein Fehler sei, Schweden aufzunehme­n, da das Land Aktivisten „der PKK und anderer Terrorgrup­pen“beherberge.

„Die skandinavi­sche Zusammenar­beit in der Verteidigu­ng wird gestärkt“

Peter Hultqvist Verteidigu­ngsministe­r Schwedens

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