Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Beim Spargel sparen
Zu schief, zu kurz, zu krumm, zu dick, zu dünn: Wenn Spargel keine Modelmaße hat, kommt er nicht in die Extra-klasse oder Handelsklasse I. Und damit auch nicht in die Gemüseabteilungen. Doch wer auf dem Wochenmarkt oder dem Spargelhof kauft, kann mit Formfehlern der Handelsklasse II oder III sparen.
„Mit dem Verkauf von Güteklasse II und der sogenannten Haushaltssortierung wollen wir auch dem anderen Spargel eine Chance geben“, sagt Jan-niclas Imholze, Thüringer Vertreter des Verbandes der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer. Das Schönste: Beim Kochen, Dünsten, Grillen oder Backen erlebt man mit den krummen Dingern ein kleines Wunder. „Der Spargel wird dabei wieder kerzengerade“, sagt Imholze: „Denn die Fasern entspannen sich und richten sich wieder auf.“Egal wie der Spargel gewachsen ist, die Fasern sind immer gleich lang. Ist ein Stein im Weg, weiche der Spargel beim Wachsen einfach aus – und werde krumm, sagt der Geschäftsführer vom Spargelhof Kutzleben in Thüringen.
Die Milde gegenüber den Stangen, die nicht kerzengerade sind und Gardemaße von zehn bis 16 Millimetern Dicke sowie zwölf bis 22 Zentimetern Stangenlänge haben, zahlt sich aus. „Wer zur Klasse II greift, spart ein bis zwei Euro pro Kilo gegenüber Klasse I. Bei der Haushaltssortierung sind sogar sechs bis sieben Euro pro Kilo drin“, sagt Imholze.
Die Einteilung „Haushaltssortierung“rührt noch aus der Zeit, in der man aus allen Teilen des Spargels etwas herauszuholen wusste: Köpfe für Salat, schöne Stangen für die Hauptspeise, dicke Stücke für den Auflauf, kurze für die Suppe, für die zuvor die Schalen ausgekocht wurden. So sind in der Haushaltssortierung eben nicht nur krumme Exemplare enthalten, sondern auch zu dünne, dicke Wummer oder welche mit farblichen Macken. „Dabei ist es egal, ob die Köpfchen geschlossen oder blumig, weiß oder violett sind. Das ist alles nur eine Frage der Optik und Haptik“, so Imholze. „Theoretisch kann man kaufen, welche man möchte – es schmecken alle gleich.“