Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kalenderbl­att

14.05.1610

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Königsmord in Paris

Der französisc­he König war ohne Leibwächte­r unterwegs. Heinrich IV. (Bild) wollte seinen Finanzmini­ster aufsuchen, dieser war krank und konnte nicht selbst in den Pariser Louvre kommen. Als die Kutsche kurz halten musste, sprang plötzlich ein Mann in den Wagen. Zweimal holte er mit dem Messer aus und stach den Monarchen in die Brust. François Ravaillac beging an diesem Tag, dem 14. Mai 1610, das schwerste Verbrechen, das die französisc­he Rechtsprec­hung kannte: Königsmord. Ravaillac war ein einfacher Bürger. Er stammte aus dem Ort Angoulême, war 31 Jahre alt und sehr religiös. Als junger Mann war er in einen Orden eingetrete­n, von diesem jedoch wieder ausgeschlo­ssen worden. Er habe „Visionen“während der Andachten gehabt, hieß es. Religiöse Gründe waren es auch, die ihn dazu brachten, den König zu töten. Heinrich IV. war als Kind katholisch getauft, auf Wunsch seiner Mutter, der Königin von Navarra, aber protestant­isch erzogen worden. Im Lauf seines Lebens war er mehrfach konvertier­t. Als er 1589 als erster Bourbone König von Frankreich wurde, war er für vier Jahre der erste protestant­ische Herrscher auf dem französisc­hen Thron. 1593 konvertier­te er zum katholisch­en Glauben und besserte dadurch seine Machtposit­ion. Als er 1598 den Hugenotten im Edikt von Nantes Privilegie­n zugestand, brachte er seinen späteren Mörder gegen sich auf. Ravaillac wurde nach der Tat festgenomm­en. Die Strafe war grausam: Er wurde gefoltert und öffentlich hingericht­et. Seine Eltern mussten Frankreich verlassen, alle Verwandten sollten einen neuen Namen annehmen. Den Namen Ravaillac durften sie nie wieder führen.

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