Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Starthilfe für das Berufsleben
Wer bei einer studentischen Unternehmensberatung nur an Jugendliche in Schlips und Kragen denkt, der irrt. Die Heinrich-heine-consulting etwa lebt von verschiedenen Blickwinkeln.
Wie steigt man optimal ins Berufsleben ein? Diese Frage sollten die meisten Studierenden kennen. Besonders in Studienfächern, die nicht automatisch ein gewisses Aufgabengebiet ausweisen, ist die Suche nach dem richtigen Weg kompliziert. Nicht jeder Nebenjob passt zu den eigenen Vorlieben. Und manche Aufgaben, die man gern übernehmen würde, sind in vielen Unternehmen unerreichbar für Werkstudierende. Eine Alternative zum klassischen Werkstudium sind studentische Unternehmensberatungen wie die Heinrich-heine-consulting ( HHC) in Düsseldorf.
Dass das Klischee einer reinen Gruppe von Bwl-studierenden nicht stimmt, wissen Liron Hoffmann und Sam Retterath am besten. Die jungen Männer bilden gemeinsam mit Jonas Alker den dreiköpfigen Vorstand von HHC. „Ich glaube, es ist ganz gut, dass unser Finanzvorstand BWL studiert“, scherzt Hoffmann, „aber ich finde es super, dass ich als Sozialwissenschaftler und Sam als Philosophie- und Politikwissenschaftsstudent vielleicht eine andere Perspektive auf Projekte haben.“
Retterath, Vorstand für Externes, kann sich besonders gut an seinen Einstieg erinnern: „Ein Freund hatte mich 2019 auf eine Party von HHC eingeladen. Ich fand die Leute alle sehr nett und zuvorkommend und bin ihnen deswegen auf Linkedin gefolgt. Recht schnell wurde ich dann gefragt, ob ich nicht auch bei HHC mitmachen will. Zwar studiere ich in Bonn, aber da ich den Master in Düsseldorf machen möchte, habe ich dann auch zugesagt und tolle Erfahrungen machen können.“
Retterath ist nicht der einzige Student, der nicht an der Heine-uni in Düsseldorf studiert. „Wir haben aktuell 80 Mitglieder und Anwärter bei HHC und expandieren ständig. Das führt dazu, dass wir Mitglieder der Hochschule Düsseldorf, der HHU und der Hochschule für Ökonomie und Management haben. Aber auch in Köln, Aachen und Bonn sind wir zum Beispiel vertreten“, erklärt Hoffmann. Einzige Voraussetzung ist, dass die Mitglieder und Anwärter an einer Universität eingeschrieben sind.
Der Bewerbungsprozess für Anwärter basiert auf einem System, bei dem beidseitig entschieden werden soll, ob HHC und die sich bewerbende Person überhaupt zueinander passen. Dabei werden neben menschlichen Qualitäten auch die Fähigkeit getestet: Lösungen auf scheinbar unlösbare Probleme finden und innovatives Denken fördern. In einem letzten Schritt wird ein fiktives Projekt vergeben, bei dem sich die Anwärter beweisen müssen. Dieses Projekt ist oft an reale Projekte des Vereins angelehnt und beinhaltet Aufgabenbereiche wie Businessplanung, Marketing, PR oder Automatisierungsprozesse. Abgeschlossen gilt der Anwärterprozess, wenn der Vorstand sich für eine Aufnahme in den Verein ausspricht.
HHC ist in der Praxis einer klassischen Unternehmensberatung sehr ähnlich. Dennoch begegnen Unternehmen dem Verein zunächst mit Vorurteilen. Immer mal wieder komme die Frage auf, „warum man genau uns engagieren sollte. Persönlich denke ich, dass wir oft überzeugen können, weil wir jung und vielleicht noch nicht so festgefahren sind. Zum Glück legen sich diese Vorurteile schnell. Ein weiterer Grund ist aber auch sicherlich das Finanzielle“, erklärt Retterath. Besonders für kleine Unternehmen oder Menschen, die über eine Selbstständigkeit nachdenken, ist der Service von HHC von Vorteil.
Marketing ist dabei eines der erfolgreichsten Tätigkeitsfelder des Vereins. Damit dieser mehr als nur ein Unternehmen ist, organisiert HHC auch viele Aktivitäten und legt Wert auf zwischenmenschlichen Kontakt. „Für viele Studierende sind Vereine ein toller Punkt, um neue Bekanntschaften zu schließen. Und auch für uns als Verein ist es wichtig, dass die Chemie zwischen den Leuten stimmt. Die Vorstandsarbeit nimmt fast 30 bis 40 Stunden pro Woche ein, sodass man den anderen vertrauen muss. Aber auch über die Tätigkeiten von HHC hinaus freuen wir uns, wenn Mitglieder Freundschaften schließen und sich dann zum Beispiel zu einer Lerngruppe zusammentun“, erzählt Hoffmann.
Damit noch mehr Studierende von HHC erfahren, organisiert der Vorstand Vorträge und Treffen, bei denen über ein fiktives Projekt diskutiert werden kann. Doch auch Präsenz in den Erstitüten in Form des „Bibcoin“, einer Wertmarke für den Spind in der Universitätsbibliothek, soll für mehr Aufmerksamkeit bei neuen Studierenden sorgen. Denn aufgrund der großen Fluktuation durch Praktika oder Studienabschlüsse ist die Akquise neuer Mitglieder eine ständige Aufgabe für den Vorstand. Angesprochen auf die Wünsche für die Zukunft ist sich dieser recht einig. „Für mich wäre eine Vereinsfahrt ein absolutes Highlight“, so Hoffmann, „aufgrund der Pandemie konnten wir das leider nicht machen und ich denke, dass so ein gemeinsames Erlebnis noch einmal die Menschen näher zusammenbringt.“
Wichtig sei auch, dass der Verein sich selbst treu bleibt. So fasst Retterath zusammen: „Ich würde mich absolut freuen, wenn wir noch einmal einen großen Fisch an Land ziehen. Aber wir haben uns auch vorgenommen, dass wir nachhaltig wachsen wollen. Aktuell funktioniert das sehr gut, wir können immer mehr qualifizierte Leute für uns gewinnen. Dennoch freue ich mich über jede Person, die Lust hat, an diesem Projekt mitzuarbeiten.“