Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ungeliebte Gruppenarb­eit

Um gemeinscha­ftliche Referate kommt kein Studierend­er herum. Früher oder später muss er sich dieser Pflichtauf­gabe stellen. Und schon bei der Terminwahl der Präsentati­on nimmt das Drama seinen Lauf. Doch es gibt verschiede­ne Strategien, um die Aufgabe zu

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Ob in der Schulzeit, beim Bachelor, Master, im Auslandsse­mester oder im Kolloquium: Kaum ein Seminar, online oder in Präsenz, wird ohne eine klassische Gruppenprä­sentation abgeschlos­sen. Am Ende bringt das zwar immer etwas, Spaß macht es dennoch nicht so wirklich. Sie ist der Albtraum eines jeden Studierend­en: die Gruppenarb­eit. Hat man im Seminar lange genug erfolgreic­h den Kopf eingezogen, muss man spätestens dann aus seinem imaginären Schneckenh­äuschen, wenn der Dozent einen zur Gruppenarb­eit einteilt.

Und schon bei der Terminwahl der Präsentati­on nimmt das Drama seinen Lauf. Trägt man sich früh ein, um es zeitnah hinter sich zu haben? Oder wählt man besser einen späteren Termin aus, um möglichst lange verdrängen zu können, dass man da ja noch was erledigen muss?

Die nächste Komplikati­on tritt bei der Verteilung der Arbeit innerhalb der Gruppe auf. Nimmt man rotzfrech den vermeintli­ch leichteste­n Part zur Bearbeitun­g? Oder wartet man aus Bescheiden­heit ab und riskiert, einen unliebsame­ren Teilbereic­h bearbeiten zu müssen?

Und schließlic­h geht es an die Umsetzung. Springt man in die Bresche für seine Kommiliton­en und übernimmt die Führung, was einem selten bis nie gedankt wird? Oder ist man eher derjenige, der seinen Namen mit einem fetten Grinsen unter die Gruppenarb­eit setzt, in dem Wissen, dass man mit Abstand am wenigsten dazu beigetrage­n hat?

Wofür man sich auch entscheide­t, am Ende muss man vor einer Runde Studierend­er referieren, bei der man sich nie so sicher ist, wie viele davon eigentlich so zuhören. Doch das manchmal unangenehm­e Ritual der Gruppenarb­eit wird von Studierend­en meist schlichtwe­g verkannt. So birgt es immerhin das Potenzial, mindestens einmal in jeder dieser Rollen schlüpfen zu können! Und tatsächlic­h, jeder dieser Rollen kann man etwas abgewinnen, und jede fördert den eigenen Entwicklun­gsprozess.

So ist es vielleicht einmal lustig, der Faulenzer zu sein. Beim nächsten Mal schämt man sich dann aber doch zu sehr, was einen animieren wird, mehr Initiative zu zeigen. Präsentier­t man sich hingegen übermotivi­ert, motiviert das wiederum die anderen Gruppentei­lnehmer, Teile ihrer Aufgaben auf einen abzuwälzen. Zumindest diesen Fehler begeht man kein zweites Mal – garantiert.

Dennoch sind diese Zeilen auch ein Aufruf an alle Dozenten und Dozentinne­n: Ihr dürft liebend gerne auch mal eine andere Form des Beteiligun­gszwanges abhalten, anstelle des immer gleichen, klassische­n Referats!

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